Transformationslandschaften: Mansfelder Land

Germanistik | BA, MA
Christian Drobe, Marc Weiland

Transformationslandschaften: Literatur, Medien, Alltag – Ein Projektseminar (SoSe 2025)

Regionen und Landschaften verändern sich nahezu permanent. Gerade in Zeiten ökonomischer, ökologischer und/oder sozialer Krisen geschieht dies – wie auch in Phasen forcierter Modernisierungsschübe oder politischer Wandlungsprozesse – in besonders beschleunigter Weise. Das betrifft sowohl die sozialen und räumlichen Strukturen als auch die medialen und literarischen Bilder der jeweiligen Landschaft; sowie nicht zuletzt deren gesellschaftliche Wahrnehmung. Landschaften wie auch Gesellschaften befinden sich in Transformation.
Den Auswirkungen und Ablagerungen dieser Transformationsprozesse wollen wir im (Projekt-)Seminar nachgehen. Dafür werden wir uns beispielhaft mit einer Region beschäftigen: dem Mansfelder Land, einem traditionsreichen Industriegebiet, das vom Kupferbergbau geprägt, nach der Wende aber stark vom wirtschaftlichen und sozialen Wandel betroffen war. Dieser spiegelt sich auch in unterschiedlichen medialen (filmischen, fotographischen, literarischen, künstlerischen) Formen, die im Seminar thematisiert, reflektiert und auch produziert werden sollen. Welche alltagsweltlichen Erfahrungen bringen sie zum Vorschein? Wie setzen sie Landschaft, Gesellschaft und Menschen sowohl in Szene als auch zueinander ins Verhältnis? Wie werden dadurch Transformationen (nach)erlebbar?
Diese und weitere Fragen werden wir im Seminar in drei Schritten zu beantworten versuchen. Im ersten Schritt erarbeiten wir uns einen theoretischen Rahmen zur Untersuchung von Transformation und ihrer medialen Repräsentation. Dabei werden relevante literarische, medienwissenschaftliche und alltagskulturelle Ansätze beleuchtet, um ein Verständnis der Begrifflichkeiten und Phänomene zu entwickeln. Praktische Aneignungen prägen die zweite Phase, in der wir in Exkursionen und Feldforschungen die Region vor Ort erkunden. An diesen Erkundungen knüpft direkt der dritte Schritt an, in dem wir uns anhand eigener Projekte einen Blick auf die Transformationslandschaft des Mansfelder Lands erarbeiten. Mögliche Formen/Bestandteile der Projektarbeit können bspw. Fotoessays, Interviews mit Einwohner/innen bzw. Akteur/innen, exemplarische Filmanalysen, literarische Reportagen oder ähnliche kreative Ansätze sein. Diese werden kollektiv erarbeitet und realisiert, wobei die Teilnehmer/innen jeweils unterschiedliche Rollen und Verantwortlichkeiten übernehmen.

Gärten und Gartenstädte in Mitteldeutschland

Kunstgeschichte | MA
Wiebke Windorf, Ute Engel

Zukunftsorte: Gärten und Gartenstädte in Mitteldeutschland

Das kunsthistorische Seminar widmet sich den Gartenstädten und Gärten als Ausdruck utopischer Lebensentwürfe vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert. Im Fokus stehen Projekte aus dem heutigen Sachsen-Anhalt, darunter das Gartenreich Dessau-Wörlitz, die Saalecker Werkstätten und die Reformsiedlung Wittenberg-Piesteritz. Anhand ausgewählter Beispiele werden die gestalterischen, sozialen und ideellen Konzepte untersucht, die auf eine Reform von Lebensweise und Gesellschaft zielten.

Halle-Neustadt

Geschichte | BA
Robert Schümann

„Auf die Zukunft vorbereitet“ – Halle-Neustadt als doppelten Zukunftsort historisch greifen

„Heute noch ist Halle-Neustadt das Beispiel einer besonders gelungenen Großsiedlung und dies seit der Entstehung und in den ersten 25 Jahren des Bestehens.“
„Die Neustadt, größter und grünster Stadtteil Halles, ist für die Menschen vor Ort trotz Veränderungen und Probleme noch immer ein ganz besonderer, bunter Kiez – und Heimat.“
„#Brennpunkt Halle-Neustadt: Hier leben etwa 44.000 Menschen – jeder Dritte bezieht #Bürgergeld und mehr als die Hälfte der Kinder unter 15 Jahren ist von Armut oder Armutsgefährdung betroffen.“
Als „Stadt aus dem Baukasten“ war der Stadtteil Halle Neustadt bereits bei der Grundsteinlegung am 15. Juli 1964 mit einer zukunftsträchtigen Bedeutung aufgeladen worden. Die beteiligten Bauplaner und Architekten konnten den Vorstellungen einer sozialistischen Chemiearbeiterstadt freien Lauf lassen. Doch auch nach dem Ende der DDR und den damit einhergehenden Umbrüchen, die Halle Neustadt erlebte, ist die „wichtigste Neubausiedlung Ostdeutschlands“ noch immer ein „Testlabor“ der Städteplanung – und damit erneut Schauplatz imaginierter Zukunft.

Im Seminar wird Halle Neustadt als doppelter „Zukunftsort“ geschichtswissenschaftlich eingeordnet und im Spannungsfeld zwischen Erinnerungen an die mit der Grundsteinlegung sowie dem Erstbezug verbundenen Hoffnungen an die Zukunft in der „Neu(-en)Stadt“ und neuen Erwartungen an den Stadtteil verortet. Dafür werden im Rahmen des Seminars zwei Exkursionen erfolgen – einerseits nach Halle Neustadt und andererseits in das Hallenser Stadtmuseum. Ziel ist es, den Stadtteil in seinen historischen wie gegenwärtigen Logiken, Widersprüchen und Erinnerungen sowie Zukunftsvorstellungen aus möglichst vielen Perspektiven zu hinterfragen.
Weil sich das Seminar im Rahmen des Landesforschungsschwerpunkts „Aufklärung | Religion | Wissen mit dem Schwerpunkt Zukunftsorte“ verortet, ist die zu erbringende Modulleistung als multimediales Objekt angelegt, welches im Rahmen einer nicht-öffentlichen Veranstaltung mit nicht-studentischen Expert:innen diskutiert und kurz vor Ende des Semesters auf der hiesigen Langen Nacht der Wissenschaft (4. Juli 2025) präsentiert werden kann und soll.

Orte in Halle. Vergangen – Gegenwärtig – Zukünftig

Germanistik | MA
Johanna-Charlotte Horst

Projektwerkstatt: Orte in Halle. Vergangen – Gegenwärtig – Zukünftig

In Reiseführern findet man Empfehlungen für alles mögliche. Ist der Ratgeber nicht mehr aktuell, werden die Hinweise zu Dokumenten vergangener Hotspots. Wo früher einmal ein besonders interessantes Museum oder ein gutes Restaurant war, findet man höchstens noch die Reste ehemaliger Attraktion. Rekonstruiert man anhand dieser Spuren und Ruinen die Vergangenheit, verwandelt sich der Ort in einen Erinnerungsort. Solche Verwandlungen hat auch der französische Schriftsteller Georges Perec unternommen. Gleichzeitig wollte er aber auch die Gegenwart bewahren und hat verschiedene Pariser Plätze und Straßen bis ins kleinste Detail beschrieben. Diese Vor-Ort-Texte versteht Perec als Zeitkapseln, die zukünftig Vergangenes wiederfinden lassen.
Im Seminar wollen wir einen Reiseführer für die Zukunft erarbeiten, in dem wir die Gegenwart als zukünftige Vergangenheit dokumentieren und porträtieren. Dafür werden wir verschiedene Orte in Halle besuchen und fragen: Was war hier mal? Was wird hier sein? Was stand an diesem Platz früher? Wie wird dieser Park in hundert Jahren aussehen? Perecs Stadterkundungen können uns bei diesem Unternehmen als Wegweiser dienen. Wie der Reiseführer für zukünftige Halle-Touristen aussehen könnte, werden wir zusammen (in Form eines Design-Sprints) entscheiden, um dann in intensiver Teamarbeit während vier Blocksitzungen einen Reiseführer zu erstellen. Die Besonderheit dieses Projektseminars liegt in der eigenverantwortlichen Zusammenarbeit aller SeminarteilnehmerInnen, aus der am Ende ein reales Produkt entstehen wird.

Leuna, Chronotopos der DDR

Germanistik | BA
Tim Preuß

Chronotopos Leuna – Ein ‚Zukunftsort‘ der DDR

Das Seminar widmet sich einem Werkkomplex der Chemieindustrie als Werkkomplex der Künste. Auf Grundlage des Chronotoposbegriffs Michail Bachtins nimmt das Seminar literarische, dokumentarische und weitere künstlerische Modellierungen der Leunawerke zwischen 1949 und 1990 in den Blick. Hierbei steht die wechselhafte Semantisierung als ‚Zukunftsort‘ und die darin manifestierte Aushandlung von Selbstverständnissen im kulturellen System DDR im Fokus: Wie werden die Leunawerke im Text konstruiert und welche Bedeutung erhält dieser raumzeitliche Knotenpunkt jeweils im zeitlichen Wandel?

‚Leuna‘ steht hier als Schnittstelle von Kunst und Gesellschaft, als künstlerische Reflexionsfolie für Selbstbilder, kulturpolitische Inanspruchnahmen und sozialistisch-realistische Darstellungsmöglichkeiten im Erkenntnisinteresse. Hier zeigt sich ein kulturspezifischer Chronotopos, in dem zunächst hoffnungsvoll Zukünftigkeit verhandelt wird, der aber zunehmend zum Ort einer nicht abgegoltenen Zukunft in der Vergangenheit gerät.

Neue Gemeinschaften. Reformbewegungen um 1900

Erziehungswissenschaft | BA, MA
Till Kössler

Neue Menschen, neue Räume, Erziehungsutopien im Zeitalter der Weltkriege

Das frühe 20. Jahrhundert war eine Zeit tiefer Krisen und Kriege, aber auch eines neuen pädagogischen Optimismus, neue und bessere Menschen zu formen und zu bilden. Im Seminar wollen wir uns in dieser Hinsicht mit unterschiedlichen pädagogischen Reformprojekten und Reformeinrichtungen beschäftigen. Es soll dabei nicht nur um Erziehungsprogramme, sondern immer auch um die Erziehungswirklichkeit und ihre Widersprüche gehen.