Lernraum woanders: Messen, Events & Networking

Wer heute an einer Hochschule studiert, erlebt ein Umfeld, das akademisches Lernen mit praxisnahen Kontakten zur Berufswelt verwebt – im Bestfall. Bei mir war und ist es ein Mix. Mit viel Glück hat(te) man Dozierende, die darauf Wert legen, aber das muss nicht sein. Also selbst anpaccken: Studentische Messen, Karrieretage und Wissenschaftsevents bilden den pulsierenden Marktplatz, auf dem Forschungsimpulse, Unternehmensstrategien und individuelle Laufbahnpläne zusammenfinden. Wer hier gut vorbereitet auftritt, verschafft sich wertvolle Einblicke, persönliche Begegnungen und mitunter auch eine Tasche voller T-Shirts, Notizbücher oder USB-Sticks mit Firmenlogos.

Leuchtturmveranstaltungen

Die Uni Halle, hält ein dichtes Veranstaltungsgeflecht bereit, das Studenten früh an Arbeitgeber, Forschungsinstitute und Förderer heranführt:

  • Den Start macht meist im Mai der Hochschulinformationstag HIT, der Studieninteressierte ins Zentrum rückt: Fakultäten, Fachschaften und Serviceeinrichtungen präsentieren Studiengänge, Prüfungsordnungen sowie digitale Lehrformate.
  • Im Juni lockt „Campus meets Companies“ durch sein Open-Air-Format auf dem Universitätsplatz zahlreiche regionale wie internationale Arbeitgeber, die Praktika, Werkstudentenstellen und Traineeprogramme verhandeln.
  • Im Juli folgt „Science meets Companies„, eine Messe, auf der Promovierende, Postdocs und Unternehmen gemeinsam an Transferprojekten arbeiten.
  • Hinzukommen ganzjährig die Formate des Career Centers, welche mit CV-Checks, Interviewtrainings oder Impulsvorträgen zur Bewerbungsstrategie aufwarten.
  • Tag der offenen Tür und die Lange Nacht der Wissenschaften verwandeln schließlich Campus und Innenstadt in ein erlebbares Forschungslabor, wobei Laborexperimente zwischen 18 und 1 Uhr Mitternachtsatmosphäre erzeugen.

Neueste Innovationen – Hybride Erlebnisräume und Smart Badges

Während klassische Jobmessen weiterhin Gesprächsinseln und Plakatwände nutzen, revolutionierte das Start-up ConnFair aus Darmstadt im Jahr 2022 das Besuchermanagement durch sogenanntes Smart Badge Networking. Ein kreditkartengroßer Chip erfasst beim Betreten des Geländes Interessencluster, gleicht sie in Echtzeit mit Ausstellerprofilen ab und schlägt individuelle Routen vor. Begegnungen lassen sich durch einfaches Aneinanderhalten der Badges digital speichern; mühsames Visitenkartentauschen entfällt.

Merchandise als Gesprächseinstieg

Wer durch die Hallen schlendert, sammelt unweigerlich Stoffbeutel, Kugelschreiber und Süßigkeiten ein. Diese scheinbar nebensächlichen Werbegeschenke erfüllen eine subtile Funktion: Sie verlängern das Messeerlebnis in den Alltag und erinnern beim späteren Griff zum Kugelschreiber an das geführte Gespräch. Vor allem Fachschaften experimentieren aktuell mit nachhaltigen Give-aways wie Saatpapier, Bambuszahnbürsten oder recycelten Textilien. Davon konnte ich schon ein paar einsacken und ja, die erzeugen ein gutes Gefühl. Unternehmen legen indes großen Wert auf Einheitlichkeit ihres visuellen Auftritts; viele lassen ihre Werbeartikel mit Logo bedrucken, um Wiedererkennungswerte zu festigen. Bedruckte Powerbanks verschaffen während langer Vortragsreihen dringend benötigte Akkuladung und schaffen dankbare Aufmerksamkeit. Somit fungieren Give-aways als Türöffner, denn wer nach einem auffälligen Gadget greift, kommt leicht ins Gespräch über Materialien, Design oder Produktionsstandort.

Sechs Punkte sind dabei zentral:

  1. Zielfirmen früh definieren
  2. Gesprächszeit pro Stand auf zehn Minuten begrenzen
  3. Elevator Pitch unter einer Minute einüben
  4. Forscher aus dem eigenen Institut aktiv einbinden
  5. Visitenkarten digital via QR-Code speichern
  6. Give-aways bewusst auswählen, um Nachhaltigkeit zu signalisieren

Wer diese Leitlinien verfolgt, erreicht strukturierte Gespräche statt zielloser Broschürensammlung, gewinnt qualifizierte Kontakte und erhält exakt die Ressourcen, die für das nächste Praktikum erforderlich sind.

Netzwerke als soziales Kapital

Abseits von Messeständen und Bühnen entstehen entscheidende Synergien in inoffiziellen Zonen: Warteschlangen vor dem Barista-Truck, spontanen Sitzkreisen auf der Wiese oder beim gemeinsamen Spaziergang zur Straßenbahn. Hier zeigt sich, dass Netzwerken weit mehr bedeutet als Linked-In-Profile auszutauschen. Vertrauensbildung setzt geteilte Interessen voraus, und dafür empfiehlt sich die Vorbereitung kurzer persönlicher Geschichten über Projekte, Auslandssemester oder ehrenamtliches Engagement. Wer etwa von einer App-Entwicklung beim Hackathon berichtet, verknüpft Fachkompetenz mit Begeisterung und verankert sich damit im Gedächtnis der Gesprächspartner. Diese Form des Social Storytelling verleiht Visitenkarten ein menschliches Gesicht und verwandelt Merchandise in erinnerungswürdige Souvenirs.

An der Uni Halle etablierten sich darüber hinaus thematische Stammtische, etwa zum nachhaltigen Chemieingenieurwesen oder zur Bioinformatik. Häufig treffen sich Teilnehmer nach einem Messetag erneut abends im Café 7gramm, um offene Fragen zu vertiefen. Derart verdichtete Begegnungen stärken Reputation, generieren Mentoring-Beziehungen und führen langfristig zu Kooperationsprojekten, die publizierfähig werden und Bewerbungsunterlagen aufwerten.

Messetage als Karrieresprungbrett

Studentische Messen an der Martin-Luther-Universität und vergleichbaren Hochschulen entwickeln sich rasant weiter. Hybride Formate, Smart Badges und Hologramm-Apps verschmelzen physische Begegnung und digitale Information zu nahtlosen Erlebnisräumen. Science meets Companies, Campus meets Companies, HIT und die Lange Nacht der Wissenschaften illustrieren, welchen Wert Hochschulen bereits heute auf Transfer, Transparenz und Talentförderung legen.

Erfolgreiches Networking resultiert aus klaren Zielen, prägnanten Geschichten sowie der strategischen Nutzung von Merchandise, das Aufmerksamkeit bindet und Markenbilder verankert. Wer Messetage auf diese Weise strukturiert, transformiert flüchtige Kontakte in tragfähiges soziales Kapital, erhält Einladungen zum Vorstellungsgespräch oder Empfehlungsschreiben für die Promotion und formt letztlich eine individuelle Erfolgsspur im Dickicht akademischer Möglichkeiten; von der Ersti-Tüte bis zur Doktoratsfeier.