Nähe und Distanz – Kleine Fächer & Institutionen
Workshop mit Antje Kirschning
Wenn in kleinen Fächern miteinander gearbeitet oder gemeinsam Kunst gemacht wird – sei es Musik, Malerei, Design, Theater oder ähnliches – dann entsteht zwischen Studierenden und Lehrpersonen zwangsläufig eine große persönliche Nähe. In sogenannten Orchideenfächern an Universitäten oder im künstlerischen und gestalterischen Studium kommen regelmäßig die immer gleichen Personen zusammen. Sie arbeiten intensiv auf relativ engem Raum miteinander, teilweise im Einzelunterricht, häufig im Rahmen einer allgemeinen Duz-Kultur. Das bereichert das Lernen und Lehren, es intensiviert die Ausbildung der Studierenden und die Betreuung der Lehrenden. Diese enge Zusammenarbeit erfordert eine gute Balance zwischen professioneller Nähe und persönlicher Distanz. Die Übergänge sind fließend und müssen individuell betrachtet werden. Das Spektrum reicht von zwischenmenschlichen Missverständnissen über einzelne Fälle von bewussten Grenzüberschreitungen bis hin zu vorsätzlicher sexualisierter Belästigung und Gewalt, die öffentlich und in wenigen Fällen strafrechtlich geahndet wurde. Es ist sehr wichtig, hier genau zu unterscheiden.
Wie sehen Modelle für ein respektvolles Miteinander an unterschiedlichen Hochschulen aus? Welche Erfahrungen machen Lehrende, welche Studierende? Wie kann eine gute Balance gelingen in der achtsam und rücksichtsvoll, gearbeitet wird?
Ziel des Workshops ist es, Strategien, Abläufe und Best Practices zu diskutieren und voneinander zu lernen.
Antje Kirschning ist Frauenbeauftragte der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin und Sprecherin der bukof-Kommission der künstlerischen Hochschulen. Sie hat in den letzten Jahren mehrere Aufsätze zu alltäglichem Sexismus an Musikhochschulen und einem konstruktiven, professionellen Umgang mit Nähe und Distanz in der künstlerischen Ausbildung veröffentlicht. Antje Kirschning plädiert für einen Werte- und Verhaltenskodex und hat 2019 an der Hochschule für Musik Hanns Eisler einen Aktionstag zu „Nähe und Distanz“ organisiert, der in Kooperation mit der Universität der Künste Berlin (UdK) stattfand.