Rund um Rundfunk

Radiotheorie

Die Radio­the­o­rie nach Bertold Brecht ist ein wichtiger Gegen­stand in der Geschichte des Radios. Brecht sah das Radio als ein Mit­tel zur sozialen Verän­derung und zur Schaf­fung ein­er gerechteren Gesellschaft. Doch wer ist eigentlich Bertolt Brecht und welche Visio­nen hat­te er fürs Radio? — keep read­ing!

Foto: Bun­de­sarchiv

Wer war Bertolt Brecht?

Name: Bertolt Brecht

Geburtsdatum/Ort: 10. Feb­ru­ar 1898, Augs­burg (Deutsch­land)

Todesdatum/Ort: 14. August 1956, Ost-Berlin (DDR)

Beruf: Dra­matik­er, Dichter, Regis­seur, Theatertheoretiker 

Bekan­nt für: Entwick­lung des epis­chen The­aters, Ver­fass­er von Werken wie “Die Dreigroschenop­er”, “Mut­ter Courage und ihre Kinder” und “Leben des Galilei”, Begrün­der der “Ver­frem­dungsef­fek­te” in der The­ater­prax­is, Vertreter des Marx­is­mus in der Lit­er­atur, Radiotheorie

Ausze­ich­nun­gen: Stal­in-Frieden­spreis (1954), Nation­al­preis der DDR (1955), Lenin-Frieden­spreis (1956)

Bild: pic­ture alliances/ AP

Brechts Visio­nen für das Radio:

„Vorschlag zur Umfunk­tion­ierung des Rund­funks: Der Rund­funk ist aus einem Dis­tri­b­u­tion­sap­pa­rat in einen Kom­mu­nika­tion­sap­pa­rat zu verwandeln. 

(Brecht 1932: 553)”- Bertholt Brecht

Brecht betra­chtete den Rund­funk als ein Instru­ment der Unter­hal­tung, aber auch als ein Mit­tel zur Ver­bre­itung von Infor­ma­tio­nen und poli­tis­ch­er Pro­pa­gan­da. Er argu­men­tierte, dass das Radio nicht nur dazu dienen sollte, die Men­schen zu unter­hal­ten, son­dern auch, um sie zu erziehen und zu mobil­isieren. Radio sollte außer­dem den Aus­tausch und Mit­gestal­tung ermöglichen. 

Brecht forderte eine aktive Teil­nahme des Zuhör­ers am Radio­pro­gramm. Er wollte, dass das Radio nicht nur eine Ein­bahn­straße ist, bei der die Zuhör­er pas­siv zuhören, son­dern dass es auch eine inter­ak­tive Plat­tform sein sollte, auf der die Zuhör­er aktiv teil­nehmen und ihre Mei­n­un­gen und Ideen teilen kön­nen. Der Rund­funk sollte also als Mit­tler dienen. Er schlug vor, dass Radiosendun­gen Diskus­sio­nen, Debat­ten und Frage-Antwort-Sitzun­gen bein­hal­ten soll­ten, um das Pub­likum zu involvieren und zu ermuti­gen, kri­tisch zu denken und zu handeln.

Vor allem im Zusam­men­hang mit Poli­tik und Kul­tur hat­te Brecht große Visio­nen von neuen Möglichkeiten.

Poli­tik:
1. Rund­funk kön­nte eine größere Trans­parenz in der Poli­tik möglich machen.
Beispiel: Weit­er­gabe von Bericht­en der Regierung + gle­ichzeit­ige Ein­forderung 
-> schafft Schnittstelle zwis­chen Poli­tik­ern + Bevölkerung 

2. Rund­funk kön­nte als Aus­tauschmedi­um über große Debat­ten dienen.

3. Rund­funk kön­nte der Fol­gen­losigkeit ent­ge­gen­treten und damit eine kri­tis­che Auseinan­der­set­zung ein­fordern.
-> Tief­ere Wirkung erre­ichen
-> bekommt dadurch andere gesellschaftliche Bedeutung
Kul­tur:

1. Rund­funk kön­nte neue Arten von Pro­pa­gan­da für das The­ater präsen­tieren.

2. Rund­funk kön­nte den Zuschauern eine neue Plat­tfor­men für ihre Kom­mentare und Rezen­sio­nen bieten.

3. The­ater- und Funkver­anstal­tun­gen kön­nten in Zusam­me­nar­beit ver­anstal­tet werden.

Warum ist die Radio­the­o­rie immer noch relevant?

Die Radio­the­o­rie von Brecht hat heute noch Rel­e­vanz, ins­beson­dere im Hin­blick auf die Rolle der Massen­me­di­en in der mod­er­nen Gesellschaft. Seine Beto­nung der Inter­ak­tiv­ität und der Teil­habe der Zuhör­er hat sich als beson­ders rel­e­vant erwiesen, da das Inter­net und die sozialen Medi­en immer mehr zu wichti­gen Kanälen der Massenkom­mu­nika­tion wer­den. Die Idee, dass die Zuhör­er kri­tisch denken und die Absicht­en der Sender hin­ter­fra­gen soll­ten, bleibt eben­falls aktuell und rel­e­vant, da die Gefahr von Fehlin­for­ma­tio­nen und manip­u­la­tiv­en Kam­pag­nen im Inter­net weit­er­hin besteht.

Ins­ge­samt hat Brechts Radio­the­o­rie einen wichti­gen Beitrag zur Diskus­sion über die Rolle der Medi­en in der Gesellschaft geleis­tet und kann auch heute noch als Grund­lage für weit­ere Diskus­sio­nen und Debat­ten dienen.