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Archive for Februar, 2011

Plumassier

Freitag, Februar 25th, 2011

Mit der Bezeichnung Plumassier oder auch Panachier, Bouquetiers, Enjoliveurs unternehmen wir heute einen kleinen Ausflug in die zunächst eher französische Berufswelt. Später verbreitete sich der Beruf allerdings auch im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen. Als ein wichtiges Zentrum dieses Gewerbes galt schließlich Sachsen.  Johann Georg Krünitz schrieb dazu in seiner zwischen 1773 und 1858 verfassten Oeconomischen Encyclopädie, der Plumassier verfertige „die niederliegende Feder oder Plümage auf dem Hute der Mannspersonen, und den aufgestutzten Federbusch oder Federstrauß auf dem Haupte der Fürsten, Ritter, Cavalleristen, Schauspieler, Frauenzimmer, Pferde, imgleichen auf Baldachinen und Himmelbetten, von Strauß= Reiher= Pfauen= Kranich= und andern Federn“.  Es geht also um den Beruf des Federschmückers, Federputzers oder Federputzmachers, eine Branche die vor allem für die Luxusgüterproduktion tätig wurde und in einem nicht unbeträchtlichem Ausmaß Frauenarbeit verkörperte.

Plumassier

Plumassier oder Panachier, Kupferstich, Diderot d´Alembert, L'Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers, Planches Bd. 7, Livorno 1771.

Der Plumassier bzw. die Federputzmacherin unterzog die verschiedenen Federsorten einer gründlichen Reinigung und Spezialbehandlung, die zum Färben und zur Halbarmachung diente.  Eiweiß, Gummiwasser oder eine Vitriollösung fand dazu Verwendung. Während der Federschmuck zunächst bevorzugtes Privileg des Adels und des Militärs war, verbreitete sich in der Frühen Neuzeit das Tragen von Federn als modisches Assessoire der gehobenen Damen- und Kinderbekleidung.  Überaus selten blieb dagegen die Kunst, Federmosaike zu fertigen.

Quellen: Johann Georg Krünitz, Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft, 1773-1858, hier Bd. 12 1777, S. 394, http://www.kruenitz1.uni-trier.de/xxx/p/kp05730.htm.

Rudi Palla, Verschwundene Arbeit. Von Barometermachern, Drahtziehern, Eichmeistern, Lustfeuerwerkern, Nachtwächtern, Planetenverkäufern, Roßtäuschern, Seifensiedern, Sesselträgern, Wäschermädeln und vielen anderen untergegangenen Berufen, Wien; München 2010, S. 62-64.

Hasenneger

Samstag, Februar 19th, 2011

Sie haben hier die hoffentlich unterhaltsame Chance, ein Semester lang das Seminar am Institut für Geschichte „Roßtäuscher, Bolettenweiber und Lebtreter. Historische Berufe und ihr Tätigkeitsprofil“ ratend mitzubegleiten. In loser Folge werden Berufe der Vormoderne (bis 1800) vorgestellt, deren Bezeichnungen heute häufig vergessen sind oder aber einen langen sprachgeschichtlichen Weg und Beudeutngswandel hinter sich gebracht haben.

Wir starten mit der Berufsbezeichnung Hasenneger.  Wer hier auf schwarze Hasenjäger tippt, liegt schon mal vollkommen falsch! Der Begriff „Hasenneger“ ist sehr viel älter als die diskriminierende Beschimpfung „Neger“. Sie stammt bereits aus dem Mittelalter, als man Afrikaner üblicherweise als Mohren bezeichnete. Auch wer an einen Produkteur von Hasengarn denkt, ein besonders starkes Garn welches zum Fischfang und zur Hasenjagd gebraucht wurde, rät leider ebenso falsch.

Beim Hasenneger handelt es sich um die mittelniederdeutsche Bezeichnung eines Leinhöslers. Sie bezeichnet so etwas wie einen Hosennäher. Allerdings durfte der Hasenneger keine „Büchsen“ – also echte Hosen – herstellen, sondern lediglich Unterhosen. Ob es sich dabei allerdings eher um Dessous oder doch eher Strümpfe handelte, bliebe zu hinterfragen. Auf jeden Fall werden die Hosenneger in der Geschichte der Strumpfwirker immer wieder erwähnt.  Das Gegenstück des Leinhöslers bzw. Hasennegers war übrigens der Plaidmacher, der Hemden und Unterwäsche anfertigte.

Quellen:

Erwin Volckmann, Alte Gewerbe und Gewerbegassen. Deutsche Beurfs-, Handwerks- und Wirtschaftsgeschichte älterer Zeit, Leipzig 1977, Reprint der Ausgabe 1921, S. 52.

Johann von Leers, Das Lebensbild des deutschen Handwerks, München 1938, S. 203.