Aleš: Bosnien und Herzegowina, eine Premiere

Während der Exkursionswoche habe ich einen sehr bunten Blumenstrauß an Eindrücken gesammelt, die ich gerne mit anderen teilen möchte, wobei die Loslösung von dem Anspruch auf Vollständigkeit Platz für ungezügelte Gedanken macht.

Aufgewacht im Flixbus gegen 6 Uhr eröffnete sich ein Blick auf kleine Dörfer, Felder, Flüsse und grüne Berge. Auch später auf der Fahrt nach Jajce, Banja Luka oder Prozor brauchte man keine Bücher oder Handys, denn draußen lief andauernd ein Film namens Natur. Die tiefen grünen Wälder, welche sich in azurblauen Seen und Bächen widerspiegeln, streichelten die Sinne aller Reisenden.  Wenn ein Dorf kam, fielen zwei Sachen auf. Einerseits, das Erbe des Krieges macht sich an den ausgebrannten heruntergekommenen Häusern bemerkbar, andererseits wird gefühlt jedes fünfte Haus saniert oder ausgebaut, meistens kommt neben einer neuen Fassade auch ein Stockwerk dazu.

Auf dem Weg von Jablanica nach Sarajevo

Einem Fremden wie mir fielen sofort die Moscheen auf. In Bosnien und Herzegowina betrat ich zum ersten Mal eine Moschee und lauschte den ersten Gebetsrufen der Muezzine. Natürlich, ich habe kein Wort verstanden, aber es macht eine ganz besondere Atmosphäre. Vor allem, wenn man sich gerade im Lande während des Ramazans befindet. Da kann man sich auch den Kanonenschuss von der Gelben Festung in Sarajevo nicht entgehen lassen, der den Sonnenuntergang ankündigt und somit auch einen Startschuss fürs Schmausen bedeutet.

Während unseres Aufenthalts in Sarajevo genoss ich es sehr, früh aufzustehen und erstmal eine Runde spazieren zu gehen. Die kühle Luft und der Blick auf die die Stadt umarmenden Berge waren der beste Start des Tages. Ich könnte stundenlang auf der Terrasse unseres Hostels sitzen und einfach so mit den Alltagsgeräuschen der Stadt im Hintergrund die Künste der schöpferischen Erde bewundern. 

Die Einschusslöcher in den Wänden der Wohnhäuser oder die „Sarajevoer Rosen“, die mit roter Farbe markierten Stellen auf den Straßen, wo die Granaten der serbischen Artillerie eingeschlagen sind, erinnern an die bewegte Geschichte der Hauptstadt. Wir konnten einige der Orte des Erinnerns besuchen, sei es das War Childhood Museum, das Geschichten, Gegenstände und Erzählungen über die Kindheit während der Belagerung Sarajevos beherbergt, oder der Tunnel des Lebens, der unter dem Flughafen während des Krieges gegraben wurde und somit für einige den Weg in relative Sicherheit darstellte. In meinen Gedanken resonierte damals ständig die rhetorische Frage aus der Reflexion eines Besuchers des Historischen Museums, die er auf ein Post-It geschrieben und neben den Ausstellungspanels aufgeklebt hat: „Za što je to bilo potrebno? – Warum musste so was passieren?“

Dächer der Haupstadt
Tunnel des Lebens
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