Hallische Heiratsgeschichten

Mitmachen

Written By: Katrin Moeller - Mrz• 17•21

Wie können Sie sich nun ganz konkret am Projekt beteiligen?
Ganz einfach: Das Projekt wird vom Verein für Computergenealogie betreut. Dort finden Sie alle Digitalisate der Kirchen St. Marien (Marktkirche) und St. Georgen für das 19. Jahrhundert. Es sind noch nicht alle Seiten freigeschaltet, sondern dies passiert Schritt für Schritt. Auf der Projektseite beim Verein für Computergenealogie finden Sie alle relevanten Informationen auf einen Blick. 

Wichtig ist vor allem, sich mit den Grundlagen des Erfassungstools „DES“ und den projektspezifischen Editionsrichtlinien zu beschäftigen. Dies ist wichtig, um die Daten so zu erfassen, dass sie möglichst vielen Zwecken dienlich sind und Ihnen auch bei Ihren Recherchen weiterhelfen. Dort sind alle relevanten Informationen hinterlegt. Falls Sie aber dennoch Fragen haben, können Sie sich gerne per E-Mail oder telefonisch an uns wenden. Es wird zudem eine wöchentliche Sprechstunde geben.

Wenn Sie die Grundzüge der Erfassung verstanden haben, kann es auch schon losgehen. Der Weg zum Erfassungstool führt über die Anlage eines  Benutzer*innen-Kontos. Dies ist notwendig, um Änderungen und Arbeitsschritte aufteilen, verwalten und besprechen zu können. Überdies schaut am Anfang ein geschulte*r Bürgerwissenschaftler*in digital über Ihre Schulter und kann Ihnen so ein Feedback geben. 

Vom ersten Tag an werden die Daten auch für die Recherche zur Verfügung stehen.  In einer projektspezifischen Datenbank können Sie sich die Ergebnisse anschauen. Später werden diese Daten in die gemeinsame Datenbank des Vereins überführt. 

Doppelt liest es sich besser!

Written By: - Mrz• 19•21

Allen, die mit Handschriften arbeiten, wird das Problem wohl bekannt sein: Manche Wörter lassen sich einfach nicht entziffern oder wollen keinen Sinn ergeben. Selbst wenn man sie förmlich mikroskopiert, sind sie noch mit einem Fragezeichen versehen. Bei der Transkription von Fließtexten ist es oft möglich, einzelne Wörter aus dem Kontext zu erschließen. Bei der Arbeit mit Kirchenbüchern sind die Herausforderungen jedoch andere. Ständig begegnen einem Namen, die sich für uns heute ungewöhnlich oder gestelzt anhören. Von der bloßen Menge an Vornamen der Brautpaare ganz zu schweigen. Erfahrungsgemäß sind es jedoch die Berufsbezeichnungen, die am häufigsten Probleme bereiten. Berufe wie Tischler oder Kaufmann sind uns noch heute geläufig und tippen sich fast von alleine ein. Manchmal stößt man jedoch auch auf Berufe, von denen man noch nie gehört hat oder die für ortsunkundige ungewöhnlich klingen. Glücklicherweise steht für solche Fälle ein einfach zugängliches und gut handhabbares Hilfsmittel bereit: Die Stadtadressbücher.

Bereits im 19. Jahrhundert publizierten private Verleger für eine Vielzahl deutscher Städte und Ortschaften Stadtadressbücher und listeten dort unter anderem alle Einwohner einer Stadt auf. Die meisten Stadtadressbücher stammen somit zwar nicht aus Verwaltungshand, dennoch ist ihr Wert für die Genealogie groß. Deswegen ist auch der Verein für Computergenealogie immer wieder darum bemüht, die deutschen Stadtadressbücher aus dem 19. Jahrhundert möglichst flächendeckend zu verdaten. Stadtadressbücher sind aber nicht nur eine wertvolle Quelle für die Erhebung von Massendaten. Sie können auch ein nützliches Hilfsmittel bei der Transkription einzelner Kirchenbucheinträge sein.

1861 heiratete in Halle der ortsansässige Handelsmann Friedrich August Holzmacher die Hallenserin Friederike Augusta Emilie Lorenz. Doch welchen Beruf übte ihr Vater Karl Friedrich Lorenz aus?

Im Kirchenbuch scheint Oebster zu stehen. Oebster, war das wirklich der Beruf von Karl Friedrich Lorenz Beruf, oder hat sich hier doch ein Lesefehler eingeschlichen? Dem Kirchenbucheintrag nach lebte Karl Friedrich Lorenz in Halle (in der Quelle: hier.). Es lohnt sich also, einen Blick in die hallischen Stadtadressbücher zu werfen. Sie können dabei helfen, die vermutete Berufsbezeichnung zu vergleichen:

Den schwarz umrandeten Einträgen aus dem Stadtadressbuch zufolge wohnte im Jahr 1861 tatsächlich ein Oebster namens K. Lorenz in Halle. Zwar lässt sich nicht eindeutig belegen, dass es sich bei dem Oebster K. Lorenz aus dem Stadtadressbuch und dem Oebster Karl Friedrich Lorenz aus dem Kirchenbuch der Mariengemeinde um dieselbe Person handelt. Die anfängliche Vermutung, dass der im Kirchenbuch stehende Beruf Oebster heißen soll, scheint im Lichte der zweiten Quelle aber plausibel. Und es ist auch recht naheliegend, dass man es in den beiden Quellen mit derselben Person zu tun hat.

Womit verdiente der Oebster Karl Friedrich Lorenz sein Geld und welche weiteren Informationen lassen sich über ihn aus dem Stadtadressbuch gewinnen? Oebster bezeichnete gleichsam Obsthändler und Obstbauern. Ob Karl Friedrich Lorenz nun zu den Obsthändlern oder Obstbauern zählte, lässt sich anhand der Stadtadressbücher nicht weiter erhellen. Das für Eigentümer stehende E hinter dem Straßennamen lässt aber erkennen, dass der Beruf des Oebsters K. Lorenz zumindest den Besitz eines Hauses ermöglichte. Vermutlich kam seine Tochter, die Braut Friederike Augusta Emilie Lorenz, also nicht aus einer allzu armen Familie.

Mit den folgenden Blogeinträgen wollen wir solchen Vermutungen nachgehen und die Ehe zwischen Friedrich August Holzmacher und Friederike Augusta Emilie Lorenz genauer unter die Lupe nehmen. Wir wollen sehen, ob sich aus den Stadtadressbüchern und anderen Quellen noch weitere Informationen über die Familien des Brautpaares gewinnen lassen? Wohnte das Brautpaar Holzmacher/Lorenz eventuell in der Nähe voneinander? Lässt sich etwas über den Wohlstand der Familien des Brautpaares herausfinden?

Bis dahin wünschen wir viel Spaß beim Durchstöbern der hallischen Stadtadressbücher. Die Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen Anhalt stellt die hallischen Stadtadressbücher als frei zugängliche PDF-Dateien hinter folgendem Link zur Verfügung:

http://digital.bibliothek.uni-halle.de/hd/nav/classification/2523884

Ehepartnerwahl – Eine Frage der Familie?

Written By: - Feb• 28•21

Heutzutage ist die Wahl des Ehepartners für den überwiegenden Teil der Gesellschaft eine private Angelegenheit und individuelle Entscheidung. Anders wenn die Abkömmlinge von Adelsgeschlechtern vor den Altar treten. Hier besteht ein öffentliches Interesse, das in Boulevardblättern bedient wird und manchmal sogar in Form dicht gedrängter Menschentrauben bei der offiziellen Hochzeitsfeier nicht zu übersehen ist. Ein Blick auf die adlige Heiratspraxis in der Vergangenheit führt noch einen weiteren Aspekt vor Augen: Heirat war auch ein Instrument, um Bündnisse zu schließen und verwandtschaftlich zu besiegeln. In diesem Sinne war Partnerwahl keine rein individuelle Angelegenheit. In der Regel folgte sie einer familiären Strategie, die auf Machterhalt und Machtwachstum abzielte.

Die Geschichtswissenschaft interessiert sich freilich nicht allein für die großen Herrscherhäuser und die adligen Familien. Sie richtet ihren Blick auch auf die ‚gewöhnliche‘ Bevölkerung und versucht die Muster und Strategien ihres Heiratsverhaltens zu ergründen. Die Forschung zur ländlichen Gesellschaft konnte hierzu bereits aussagekräftige Erkenntnisse liefern. So zeigte sich, dass die vermeintlich ‚einfache‘ Landbevölkerung dem Adel in Sachen strategischer Partnerwahl kaum nachstand. Selbstverständlich ging es den ‚einfachen‘ Leuten nicht um das Schmieden kriegsentscheidender Bündnisse oder den Aufstieg des eigenen Geschlechts in der Erbreihenfolge auf die europäischen Throne. Ihr Heiratsverhalten zielte vorrangig darauf ab, den eigenen Besitz oder Betrieb zu erhalten, ihn vielleicht sogar durch eine geschickte Heirat zu vergrößern. Diese kalkulierte Partnerwahl grenzte die Auswahl an potenziellen Partnern entsprechend ein. Infrage kamen vor allem Personen, die der sozialen Stellung der eigenen Familie ähnlich oder überlegen waren. Eine gänzlich freie und rein individuelle Entscheidung war die Partnerwahl somit auch für die ‚einfache‘ Bevölkerung nicht.

Das Projekt „Hallische Heiratsgeschichten“ fragt daher in Anlehnung an die Forschung zur ländlichen Gesellschaft nach den Heiratsmustern und -strategien der hallischen Stadtbevölkerung im 19. Jahrhundert: Wen heirateten die Kinder der altangesessenen hallischen Handwerkerfamilien? Grenzten sich die wohlhabenden Kaufleute verwandtschaftlich von den ärmeren Bevölkerungsschichten ab? Konnten sich die zahlreichen Neubürger durch Einheirat in die älteren Bürgerfamilien in der Einwohnerschaft etablieren? Damit sei nur eine Auswahl von Fragen vorausgeschickt, die das an die Erfassung der Kirchenbücher anschließende Forschungsvorhaben bearbeiten wird. Die spannendsten Fragen ergeben sich aber meist durch Anschauung der Quellen selbst. Wir sind schon gespannt auf neue Beobachtungen und werden die neuen Erkenntnisse, Kuriositäten und Überraschendes hier regelmäßig teilen.

Hallische Heiratsgeschichten

Written By: Katrin Moeller - Feb• 18•21

Wer möchte nicht mehr über die Geschichte seiner Familie und die Einwohner seiner Stadt in der Vergangenheit erfahren? In den Archiven und Bibliotheken schlummern viele Schätze, die uns bis heute Auskunft darüber geben können, wer unsere Vorfahren waren, welche Berufe sie ausübten und mit wem sie ihr Leben verbrachten. Allerdings braucht es für das Zusammentragen dieser Informationen zeitintensive Recherchen und Fachkenntnisse. Sehr hilfreich sind die in den vergangenen Jahren entstandenen digitalen Recherchemöglichkeiten, die solche Barrieren überwinden. Diese Informationsangebote entstehen oft durch das gemeinsame Sammeln und Teilen von Informationen. Dazu möchten wir Sie einladen: In Kooperation mit dem Verein für Computergenealogie läuft im Frühjahr 2021 ein großes digitales Erfassungsprojekt der Kirchenbücher der Mariengemeinde und St. Georgen Halle (Saale) aus dem 19. Jahrhundert an, das die bereits existierenden Datensammlungen zur Frühen Neuzeit (Mariengemeinde 1670 bis 1820) ergänzen soll.