Die Existenzweise [NET]
Das Verständnis vom Netzwerk als Daseinsmodus basiert auf der Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT). Dabei geht es darum, den Forschungsgegenstand, die eigene Aktivität im Feld nicht als homogene Einheit oder nebeneinanderstehende Abläufe zu betrachten, sondern als eine Verbindung unterschiedlicher Akteure. Zusammenhänge sollen so deutlicher werden, um Akteure in ihrer Einbettung besser verstehen zu können.
Das Netzwerk setzt sich aus Serien von Verbindungen zusammen, welche in ihrer Prozesshaftigkeit sichtbar werden. Die Handlungsabläufe und Bewegungen innerhalb des Netzwerks definieren einen Durchgangspunkt (pass/passage), der als Diskontinuität im Netzwerk sichtbar wird. Dem liegt das Prinzip der freien Assoziation, beziehungsweise der Nicht-Reduzierbarkeit zugrunde.
Prozesse im Netzwerk gestalten sich durch die Vielzahl der Daseinsformen (beings), die durchlaufen werden müssen. Diese Bewegungen sind ein Übersetzungsprozess, der die Situation im Netzwerk determiniert. Man muss durch etwas anderes hindurchgehen, zum Beispiel ein Geschehen oder eine Konstellation, um bei sich selbst zu bleiben. Drei dieser Durchgangspunkte werden vorgestellt: Gesetz, Religion und Wissenschaft. Es gibt somit im Netzwerk keine Bewegung ohne Veränderung.
Die Vielzahl von Verbindungen und Aktionen innerhalb des Netzwerks sind dann erfolgreich, wenn die Grenzen abgesteckter Bereiche (domains) verlassen werden, also eine gewisse Freiheit der Verbindungen und Betrachtungen gegeben ist. Die heterogenen Verbindungen innerhalb eines Netzwerks verändern sich, indem sie sich ausbreiten. Ihre Diskontinuität besteht in der Unvorhersehbarkeit neuer Verbindungen.
Werte, die im Netzwerk zirkulieren sind durch das Netzwerk selbst definiert. Die Relationalität die bei der Betrachtung der Verbindungen, Akteure und Aktionen im Fokus steht, soll die bestehende Lücken zwischen Werten, abgeschlossenen Bereichen, Netzwerken und Institutionen aufheben, indem diese nicht als einzelne Elemente wahrgenommen werden, sondern innerhalb überraschender, heterogener Zusammenhänge in ihrer Prozesshaftigkeit definiert und verstanden werden.
Verfasserin: Juliane Breitfeld (juliane.breitfeld[at]student.uni-halle.de)