[FIC]

Die Existenzweise des Fiktiven [FIC]

Mit den Beings of Fiction, nachfolgend durch [FIC] gekennzeichnet, schafft Bruno Latour einen weiteren Modus als Klärungsmuster zur Erzeugung von Welt. Die Einführung des Modus [FIC] soll die bestehende Objekt-Symbol Dichotomie aufbrechen. Fiktion sollte dabei an dieser Stelle nicht mit Irrealität verwechselt werden, sondern als das, was zwischen dem Wesen und der Vorstellung besteht. Die Beings of [FIC] existieren als externe Wesen, sind als solche jedoch abhängig vom Menschen, so wie auch der Mensch anderseits abhängig ist von den Beings of [FIC] (Latour, S. 240). Mit Latour ist Imagination nicht die Quelle, sondern das Behältnis für die Beings of [FIC]. Erlangen die Beings of [FIC] eine solche Aufmerksamkeit, können sie ihre Existenz ausdehnen (ebd., S. 243). Gleichzeitig erlangt auch der Mensch seine eigene Subjektivität durch [FIC] (ebd., S. 241). Man denke nur daran, was das Hören des Lieblingsliedes, Betrachten eines mitreißenden Kunstwerkes mit dem Empfinden der eigenen Subjektivität macht. Die Unterbrechung des Modus liegt in der Schwankung zwischen Material und Form. Die Beings of [FIC] werden in diesem Bruch kenntlich, indem sie in ihrer Materialität oder Externalität existieren und sich in der Vorstellung des Menschen durch Imagination zeigen. Wesen der [FIC] sind Gestaltungen, Formen und Kunstwerke. Wesen also, die in sich bestehen, aber erst im Kollektiv wirksam werden und Bedeutung haben. Es geht mit Latour um die artikulierte Welt, die selbst wiederum Welt schafft. Damit bringen die Beings of [FIC] Veränderung, indem sie Welten vervielfältigen. Die Allgegenwärtigkeit der Beings of [FIC] verdeutlicht ihre zentrale Rolle im Kollektiv (ebd., S. 250). Jeder Modus zeichnet sich darüber hinaus durch einen Pfad aus. Für [FIC] spricht Latour beim Pfad von einer dreifachen Verschiebung aus Zeit, Raum und Aktant. Der Mensch ist dabei Teil des Pfades.

Beispiele für Beings of [FIC] finden sich vielfach und in allen anderen Modi. [LAW], [REL], [POL] usw. würden ohne Beings of [FIC] nicht funktionieren. Um den Modus [FIC] besser zu verstehen, soll das Beispiel der DNA angeführt werden. DNA ist nicht sichtbar für den Menschen. Trotzdem besteht eine Vorstellung darüber, wie DNA aussieht. Erst dadurch kann DNA und die Realität von DNA verstanden werden. Gleichzeitig entsteht durch diese Vorstellung eine wissenschaftliche Tatsache. Die ganze Welt kann nur verstanden werden, wenn wir eine Vorstellung davon haben. Das Bild der DNA besteht durch seine Materialität. Es erhält jedoch erst dann Bedeutung, wenn zwischen diesem Bild und den Menschen etwas passiert. Es wird Welt fabriziert. Damit geht es mit den Beings of [FIC] um die Verzweigung zwischen Realität und Repräsentation.

Verfasserin: Christina Deike (christina.deike[at]student.uni-halle.de)

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