Der Modus [tec] (Technology) in AIME von Latour
[tec] meint weder technische Objekte oder eine Welt der Materie noch sozio-technische Netzwerke. Der Modus [tec] beschreibt eine spezifische Form der Transzendenz bzw. Diskontinuität. Im Fokus steht nicht das Objekt, sondern die Bewegung; der Weg zum Objekt. Somit ist der Modus [tec] am ehesten mit dem Adverb ‚technologisch’ gleichzusetzen.
Laut Latour wird Technologie nicht oder auf eine irreführenden Art und Weise hinterfragt, was auf verschiedene Mechanismen des DC (DoubleClick) wie beispielsweise die Form-Funktion-Relation zurückzuführen ist. Latour verweist hier auf das Beispiel der angenommenen Korrespondenz von Territorium und Karte. Als Form der Epistemologie liegt dieser eine Theorie der Objektivität zugrunde. Ein solcher DoubleClick-Mechanismus findet sich gleichermaßen in Technologie, als dass die Theorie der Effektivität eine Übereinstimmung von Form und Funktion voraussetzt. Dementsprechend plädiert Latour für eine Rückkehr zur Erfahrung von Technologie:
„We shall never find the mode of technological existence in the objects itself, since it is always necessary to look beside it: first, between the object itself and the enigmatic movement of which it is only the wake; then, within the object itself, between each of the components of which it is only the temporary assemblage.“ (AIME, S. 221)
Diese ‚rätselhafte Bewegung’ beschreibt sich durch viele aufeinanderfolgende Metamorphosen, welche es problematisch machen, eine Kontinuität festzustellen: Dem entwächst eine Magie, die ‚Technologie’ inhärent ist.
Wie die anderen Modi zeichnet sich auch [tec] durch bestimmte Eigenschaften aus: Der Pfad von [tec] sind die ‚Zick-Zack-Bewegungen’ des Prozesses der Erfindung. Hier finden sich die Momente der Unterbrechung: Dieser Prozess verläuft nicht linear, sondern in diverse Richtungen sowie zurück und nach vorne gewandt. Die zielführenden bzw. verfehlenden Umstände liegen in dem Know-how der kontinuierlichen Evaluation dieses Prozesses.
Aufgrund dieser ‚Nicht-Linearität’ muss die Bewertung ständig modifiziert und angepasst werden. Die Wesen von [tec] sind die entstandenen Arrangements und Erfindungen, welche nur durch eine Auseinandersetzung mit der vermeintlich inkonsequenten Bewegung, die zu ihrer Entstehung geführt hat, verständlich werden. Schließlich findet sich die Veränderung bei [tec] in den neu geschaffenen Kombinationen und Verbindungen, welche zwischen äußerst heterogenen Wesen entstehen. Diese Heterogenität bleibt erhalten und bedingt die relative Fragilität von technologischen Wesen.
Entstanden sind nun Quasi-Objekte, wobei die Kompetenz, die mit ihrer kontinuierlichen Erschaffung und Evaluation einhergeht, in der Performanz entsteht. Das heißt, dass der Akt der Erschaffung die Kompetenz bedingt und nicht die Kompetenz den Prozess von Erfindung und Evaluation.
Verfasserin: Sophie Knabner (sophie.knabner[at]student.uni-halle.de)