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1000 Arten Regen zu beschreiben

Mike hat sich seit Wochen in seinem Zimmer eingeschlossen und meidet jeden Kontakt mit seiner Familie. Nur kleine Nachrichten, in denen er in knappen Worten aktuelle Regenphänomene beschreibt, bilden ein letztes dünnes Band der Kommunikation; ein Band an das sich alle Hoffnungen knüpfen. Die seiner Schwester Miriam, die sich von Mike im Stich gelassen fühlt, seiner Mutter Susanne, die in ihrer Angst den Sohn zu verlieren, Halt in Regelmäßigkeit und Geduld sucht und des Vaters Thomas, den Hilflosigkeit und Verzweiflung zunehmend in die Wut treiben. Durch das Motiv des Regens und der verschlossenen Türen erschließt der Film ein Familiendrama, in dem alle Protagonisten eigene Wege zum Umgang mit dieser Situation finden müssen und deren gemeinsames Ziel, der Erhalt der Familie, in immer weitere Ferne zu rücken scheint.

Dass junge Menschen sich im wahrsten Sinne des Wortes vor der Welt ver- und einschließen ist in Japan als Hikikomori bekannt, aber auch weit über den Pazifikstaat hinaus in den letzten Jahren in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. In unglaublich packenden Bildern und mit herausragenden Schauspielleistungen schafft es die Regisseurin Isabel Prahl spürbar zu machen, was eine solche Isolation eines Familienmitgliedes für Eltern, Geschwister und Freunde bedeutet. Dabei bleibt auch die Frage nicht ausgeklammert, ob jemand, der sich vor den gesellschaftlichen Erwartungen und Ansprüchen versteckt, wirklich als krank gelten kann. Prahls Debüt kann ohne Zweifel als einer der stärksten und berührendsten Filme über das drohende Zerreißen einer Familie gelten und geht ausgesprochen sensibel mit dem Thema Angststörung um.

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1000 Arten Regen zu beschreiben
DE 2018; 94 min
Regie: Isabel Prahl
Darsteller: Bibiana Beglau, Bjarne Mädel, Emma Bading, Louis Hofmann

 

Dr. med. Stephan Röttig hat als Oberarzt der Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des UKH umfangreiche Erfahrungen mit Patient*innen, die an einer Angststörung leiden und den Auswirkungen einer solchen Erkrankung auf das familiäre Umfeld.

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