Ich bin im Burgenlandkreis in der Nähe von Naumburg aufgewachsen. Diese Region, mit ihren zahlreichen Burgen und Schlössern, Weinbergen und wunderschönen Natur möchte ich euch gerne etwas näherbringen.
Die Anreise ist ganz einfach und vor allem nachhaltig zu machen. Naumburg ist gut an das Bahnnetz angebunden; aus Richtung Halle, Leipzig und Jena fährt beispielsweise jede Stunde ein Zug ein. In Naumburg angekommen führt natürlich der erste Weg zur wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit in der Region: Der Naumburger Dom St. Peter und Paul. Er liegt an der Straße der Romanik und gehört seit 2018 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Zwischen 1200 und 1215 begann der Neubau des Doms von Ost nach West, nachdem fast 200 Jahre zuvor schon eine kleinere Kathedrale am selben Ort gebaut wurde, deren Fundamente bei Ausgrabungen unter dem heutigen Dom gefunden wurden. Den Abschluss fand das mächtige Bauwerk ca. 1250 durch den Naumburger Meister, dessen Identität bis heute nicht geklärt ist. Die Besonderheiten des Naumburger Doms sind die beiden heute noch erhaltenen Lettner, welche einzigartig auf der Welt sind, sowie die 12 Stifterfiguren, welche durch die realitätsnahe Ausarbeitung der Kleidung und der Gesichter, lebendig zu sein scheinen. Heute wird der Dom als evangelische Kirche genutzt, außerdem kann man täglich Führungen mitmachen und Sonderausstellungen besuchen.
Für alle begeisterten Kirchenbesucher gibt es eine weitere schöne Attraktion im Zisterzienser-Kloster Pforta in Schulpforte, zwischen Naumburg und Bad Kösen. Das Gelände des ehemaligen Klosters, welches seit 477 Jahren als Schule genutzt wird und heute die Landesschule Pforta beherbergt, ist frei zugänglich. Zur Schule gegangen sind hier zum Beispiel Carl Richard Lepsius und Friedrich Nietzsche. Besichtigen kann man hier die Klosterkirche, den Kreuzgang und einen sehr alten Friedhof. Ein kleiner Park mit wunderschönen alten Bäumen lädt zu Spaziergängen ein.
Von Naumburg aus kann man mit der Bahn oder dem Fahrrad ins benachbarte Freyburg fahren. Über der kleinen Stadt thront hier Schloss Neuenburg; wie der Dom auch an der Straße der Romanik gelegen. Diese Burg, welche später auch als Jagdschloss genutzt wurde, wurde 1090 vom Thüringer Grafen Ludwig dem Springer gegründet, welcher auch die Wartburg gründete. Nahezu einzigartig ist hier die doppelte Schlosskapelle. Neben dem weitläufigen Gelände kann man auch das Burgmuseum, das Weinmuseum und ein Uhrenmuseum besuchen.
Übrigens gibt es im Burgenlandkreis viele weitere alte Gemäuer, wie Schloss Burgscheidungen, Schloss Moritzburg in Zeitz, Schloss Neu-Augustusburg in Weißenfels, Rudelsburg und Burg Saaleck bei Bad Kösen, die Eckartsburg in Eckartsberga, die Schönburg bei Naumburg und das Kloster in Memleben, für alle – die Burgen und Schlösser mögen.
Da im Burgenlandkreis das kleinste und nördlichste Weinbaugebiet Deutschlands liegt – das Weinbaugebiet Saale-Unstrut – gibt es hier viele Weinberge, der bekannteste davon ist der Herzogliche Weinberg in Freyburg. Dieser ist ein Schauweinberg auf dem man Führungen und Weinverkostungen machen kann. Außerdem können alle Weinbegeisterten auch Führungen in der Rotkäppchen Sektkellerei machen.
Unsere nächste Station führt uns nach Nebra, auch diese Stadt ist mit Bahn und/oder Fahrrad zu erreichen. Hier wurde am 4. Juli 1999 eine weitere kleine Berühmtheit der Region gefunden: Die Himmelsscheibe von Nebra. Diese Bronzeplatte mit Applikationen aus Gold zeigt Himmelsdarstellungen, astronomische Phänomene und religiöse Symbole. Die Himmelsscheibe ist 3700-4000 Jahre alt und stammt aus der Bronzezeit. Das Original befindet sich zwar im Landesmuseum für Frühgeschichte in Halle, doch in Nebra gibt es ein Besucherzentrum, die Arche Nebra, welches 2007 gebaut wurde. Hier kann man eine Ausstellung zur Geschichte und Entstehung der Himmelsscheibe, ein Planetarium sowie verschiedene Sonderausstellungen besuchen. Auch den Fundort der Himmelsscheibe kann man auf dem Mittelberg, nahe der Arche sehen. Hier wurde auch ein großer Aussichtsturm gebaut, von dem man die wunderschöne Landschaft von oben betrachten kann.
Wer sich lieber in der Natur bewegt, ist zwischen Saale und Unstrut auch genau richtig. Die Region befindet sich im Geo-Naturpark-Saale-Unstrut-Triasland, welcher den Burgenlandkreis, Teile des südlichen Saalekreises und einige Thüringer Gemeinden einschließt. Hier gibt es viele Natur-, Landschafts- und Vogelschutzgebiete sowie einige FFH-Gebiete. Der Naturpark entwickelt Maßnahmen und Projekte zum Schutz dieser Lebensräume. Die Ziele dieser Projekte werden grob in den 4 Säulen „Naturschutz und Landschaftspflege“, „Bildung für nachhaltige Projekte“, „Erholung und nachhaltiger Tourismus“ und „Nachhaltige Regionalentwicklung“ zusammengefasst. Einige wichtige Projekte sind zum Beispiel die Baumpflege, die Beweidung von Grünflächen durch Schafe und Ziegen, Artenschutz (zB. Von gefährdeten Fledermausarten wie der kleinen Hufeisennase), Lehrpfade (zB. Der Bienenlehrpfad in Nebra), der Ausbau von Rastplätzen, zahlreiche Lehrangebote (zB. Die „Naturparkentdecker“ für Kinder), der Anbau von alten Wein-, Kirsch- und Wallnusssorten und die Förderung nachhaltiger Mobilität durch neue Rad- und Wanderwege.
Um Touristen nicht nur die zahlreichen Sehenswürdigkeiten näherzubringen, gibt es zahlreiche Radwanderwege auf denen man die Natur erkunden kann. Außerdem ist die Reise zu Rad auch eine nachhaltige Möglichkeit diese Sehenswürdigkeiten zu erreichen. Eine weitere Möglichkeit sich im Naturpark fortzubewegen ist der Wasserweg. Man kann sich, zum Beispiel in Karsdorf bei Nebra oder in Naumburg, Kanus und Schlauchbote ausleihen und die Natur vom Wasser aus beobachten, was einem wiederum einen ganz anderen Einblick in die Lebensräume gibt, als alles zuvor Genannte. Die Touren auf Saale und Unstrut können wenige Stunden, aber auch bis zu 3 Tage dauern und können auch mit Fahrradtouren kombiniert werden.
Bei diesen Wanderungen durch die Natur, egal ob zu Fuß, Rad oder Kanu, kann man viele verschiedene Arten von Tieren und Pflanzen beobachten, wie Biber, verschiedene Fledermausarten, Rothirsche, Rotmilane, Eisvögel, Bienenfresser und viele weitere. Besonders interessant sind die Koniks, Wildpferde die ganzjährig auf dem Rödel bei Freyburg weiden. Besonders geschützte Pflanzen aus der Region sind die Orchideen, wie der Frauenschuh oder das Purpur-Knabenkraut, aber auch andere Pflanzen wie Märzenbecher, Waldmeister oder die Wiesen-Schlüsselblume wachsen hier.
Wie man sieht, gibt es zwischen Saale, Unstrut und darüber hinaus viel zu entdecken. Für jeden ist etwas dabei, und wer nicht viel Geld ausgeben will, um etwas zu erleben, schnappt sich ein Fahrrad und entdeckt die wunderschöne Natur.
von Schirin