Hallische Höllenqualen: Sterben in Halle

Gestorben wird IMMER!

„Mord ist ihr Hobby“ …

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… im wahrsten Sinne des Wortes, ist es zu einer kleinen Leidenschaft von mir geworden Morde zu „sammeln“. Ok, das klingt jetzt makaber aber ich schreibe ja auch einen Blog über interessante Todesfälle in Halle in der Frühen Neuzeit. Und Mord ist leider auch eine Art zu sterben. Eine, die immer eine schlimme und erschreckende Tat mit sich bringt und das war auch schon bei den Menschen im alten Halle so. Der Küster hat bei solchen Fällen immer eine kleine oder längere Notiz hinterlassen und einige meiner „gesammelten“ Morde möchte ich gern mit ihnen teilen.

Den letzten, den ich gefunden habe, empfand ich als besonders grausam. Urteilen sie selber:

1717_April_brutaler MordNota Bene: den 17. April 1717 wurde Johann Martin Gutmachers eines Kutschers Töchterlein Juliana Sibylla von einem Herrdiener so aus Sittau bürtig Gottlob Diemer genannt mit einem Meßer die Kehle abgeschnitten, das Kind ist alt 5 1/2 Jahr aus Desparation, weilen er gerne von der Welt seyn wolte, nach geschehener grausamen that hat er sich selbst zu Rathhause angegeben, und zur Verhafft bringen laßen, da er dann eingeholten Urhtel (weilen Er nich sanis menits) zum Vestungsbau nach magdeburg Contmmiret wurden.

1717 baut man in Magdeburg gerade die Turmschanze weiter aus. Herr Diemer wird also nicht der einzige gewesen sein, der dorthin komplimentiert worden ist. Das Urteil mag heute verhältnismäßig gering vorkommen. Aber denken wird daran, dass früher alles per Hand gebaut wurde, und keine Maschinen zur Arbeitserleichterung genutzt werden konnten. Er wurde also zu schwerer körperlichen Arbeit verurteilt, bei der man durchaus auch mal sterben konnte.

Einen anderen Fall fand ich persönlich schon sehr befremdlich:

1718_August_Mord am eigenen Kind

Samstag 6. [August 1718] Herr Doctor Johann Gottfried Stützing Töchterlein Charlotta Elisabeth, welches der Vater gemellder Stützing vorsetzlich mit einem Hammer im Kopff selbst ermordet eodem dies hora 1/2 19 ante meridiem 4 Jahr 5 Monat gratis begraben.

Bei solch einer schrecklichen Tat, frage ich mich, wenn ich so etwas höre oder lese immer: Was geht in einem Menschen vor, der keinen anderen Ausweg aus seiner Lage  findet, als sein eigenes Fleisch und Blut zu töten? Darauf gibt es wohl viele Antworten, aber es ist nicht die Aufgabe, dieses Bloges sie zu finden.

Widmen wir uns dem nächsten schrecklichen Fall:

1712_August_zweifacher Mord

Freitag 5. [August 1712] früh halb 2 Uhr ist Michael Becker im 71. Jahre seines Alters und Christoph Greger im 40. Jahr, als so genannte Schurrwächter und die Crahmer Gewölbe des Nachts hüten, von einem unsinnigen Töpffergesellen Nahmens Matthaeus Henseln bürtig von Moske aus der Niederlausitz und alhier beym Töpffer am Schulberge Meister George Schilden gearbeitet, auf dem Marckte und an der Claußstraße jämmerlich ermordet worden, die Cörper sindt gemeldeten tages beerdigt worden, der unsinnige Mensch ist zu gefänglicher Hafft bracht, und in das Tollhauß geführet worden.

Abgesehen von dieser schrecklichen Tat lernen wir eine ganze Reihe von interessanten Sachen über Halle in diesem etwas längerem Eintrag. Zum Einen, hießen vor mehr als 300 Jahren der Schulberg und die Klausstraße schon so wie wir sie heute auch noch kennen, der Markt wird aber sicherlich ein anderes Gewand getragen haben, als heute. Diese riesige Freifläche entstand erst nach der Zerstörung des alten Rathauses im zweiten Weltkrieg. Zum Andreren, hatte Halle vor 300 Jahren bereits einen Ort an dem Menschen mit psychischen Problemen „geholfen“ werden sollte. Ein „Tollhaus“ ist aber auf keinen Fall mit einer modernen Psychiatrischen Einrichtung zu vergleichen. Es ist eher eine Art Gefängnis, denn eine Klinik.

Zum Abschluss möchte ich Ihre Laune etwas heben, indem ich Ihnen einen Fall aus unseren Heiratsregistern zeigen möchte, der wirklich etwas besonderes ist:

loool

Den 17. Januar sind von Herrn Diacono Magister Gweinzio, weil sie ihren Ehestandt in Unehren angefangen und die WeibesPerson bereits niederkommen, vor dem Bette copuliert worden:

„Weib“ war früher eine normale Bezeichnung für eine Frau und hat keinesfalls die negative Konnotation, die wir heute damit verbinden. Zum Schmunzeln hat mich der Fall schon gebracht, entspricht sie doch so gar nicht unserer Vorstellung der gottesfürchtigen Menschen der Frühen Neuzeit.

Nach diesem langen Eintrag möchte ich mich bei Ihnen bedanken, dass Sie bis hier hin durchgehalten haben und mich entschuldigen, dass Sie so lange auf einen neuen Post warten mussten. DANKE!!!

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