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Geschichten aus dem Sommer

© Magda Vrabetz / unsplash

Mein Baustein zum Thema „Storytelling“ ist weiterhin Teil meiner Seminare. Meinen Studierenden üben ihre Sprechausdrucksweise und denken sich Geschichte aus, die möglichst zu einem ihrer Unterrichtsfächer passen. Diese Geschichte verwandeln sie in ein Audio.

Es entstanden viele schöne kurze Hörspiele für unterschiedliche Fächer und Themen.

Viel Spaß beim Stöbern.

einige Hörspiele aus den Seminaren im Sommersemester:

Abbau von Alkohol in der Leber – Biologie, Klasse 8 und 9
Aus der Finsternis – Biologie
Die Wanderung – Sachkunde, Grundschule
Eine Freundschaft ohne Hindernisse – Ethik
Kant und seine Imperative – Philosophie
Der Flug – Englisch
Wer war es? – Deutsch
Konkurrenz im eigenen Team – Sport
Geschichten erzählen – Geschichte
Bücherwurm – Kunst
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Komm doch mal zum Punkt!

Finde deine Lösungstiefe

© Steven Skerritt / unsplash

Wenn wir vor oder mit anderen Menschen sprechen, insbesondere in Vortragssituationen erleben wir es häufig, dass wir weniger variabel sprechen als im privaten Miteinander. Das könnte u.a. daran liegen, dass wir in Vorträgen in unserer Stimme weniger Emotionen hörbar werden lassen, sondern eher eine Art „sachlichen“ Ausdruck bedienen. Wir schauen auf unseren Stichwortzettel und formulieren die Gedanken meistens so, dass wir am Ende unserer Sätze oder Gedanken mit der Stimme nach oben gehen. Das ist für die Zuhörenden eher schwierig, weil sie anhand der Sprechmelodie kein deutliches Signal bekommen, wann der Gedanke zu Ende ist und dementsprechend als Informationseinheit verarbeitet werden kann. Dadurch bleiben sie tendentiell innerlich angespannt und warten förmlich darauf, dass stimmlich und sprecherisch ein Punkt gesetzt wird. Diese Spannung beim Zuhören strapaziert die Konzentration und noch dazu ist es sehr herausfordernd, sich die Inhalte gut zu merken, denn unsere Hör-Merk-Spanne ist einfach begrenzt.

Um diesem Problem zu begegnen gibt es ein ganz einfaches Werkzeug, welches sowohl für dich als Sprecher:in, aber vor allem auch für deine Zuhörenden unterstützend sein kann: DIE LÖSUNGSTIEFE!

© Luise Gebauer

Aber was ist das genau? Schau einmal in die Abbildung: Jede:r hat einen individuellen Tonhöhenumfang, vom allertiefsten singbaren bis zum allerhöchsten singbaren Ton. Fürs Sprechen benutzt du in der Regel nur das untere Drittel deines Gesamtstimmumfangs. Der Bereich, den du am meisten fürs Sprechen nutzt, wird MITTLERE SPRECHSTIMMLAGE genannt. Diese sollte in der sogenannten INDIFFERENZLAGE liegen, dem Stimmbereich, der deinen organischen Voraussetzungen entspricht und für deine Stimme der unangestrengteste und ökonomischste Tonhöhenbereich ist.

Die LÖSUNGSTIEFE ist wirklich ein recht tiefer stimmlicher Bereich knapp über deinem allertiefsten singbaren Ton. Beim Vorlesen senken wir unsere Stimme bis dorthin ab, wenn im Schriftbild ein Punkt notiert ist, und zeigen damit für unsere Zuhörenden an, dass der Satz oder Gedanke zu Ende ist.

Genau auf dieses Mittel kannst du auch im freien Sprechen zurückgreifen um dir selbst, aber auch deinen Zuhörenden eine Verarbeitungspause zu ermöglichen. Die Lösungstiefe ist (neben der Pausensetzung) das wichtigste Struktur- und Gliederungselement im freien Sprechen – auch und vor allem in sachlichen Vorträgen!

Generell gilt aber darüber hinaus dennoch: eine flexible, variable und spannende Sprechgestaltung ist nicht nur im privaten Kontext angemessen – auch für Lehrer:innen ist die stimmliche und sprecherische Variabilität super wichtig, weil so die Schüler:innen besser zuhören können und der Merkerfolg höher ist!

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Die Heavy Metal Stimme

© DALL·E

Tillmann hat uns zu unserer Newsletter-Rubrik MYSTERIUM STIMME eine Frage geschickt: Ich hätte mal Lust, etwas über „Growling“ beim Singen zu lesen. Häufig höre ich, dass es (richtig ausgeführt) gar keine Gefahr für die Stimme birgt, kann das aber nicht so richtig glauben.

Danke für deine Frage, lieber Tillmann! Wir haben uns in die Recherche gestürzt: Müssten Heavy Metal-Sänger:innen wegen des großen Drucks, der bei den für diese Musikform typischen Gesangstechniken wie Growling und Screaming auf Stimmlippen und Schleimhäute wirkt, nicht ständig an Stimmerkrankungen leiden? Der bekannte Leipziger Phoniater Michael Fuchs hat dazu gemeinsam mit zwei Kollegen geforscht und festgestellt, dass die von ihm untersuchten Heavy Metal-Sänger tatsächlich stimmlich alle in Topform waren! Das Geheimnis: Sie aktivieren dabei den oberen Bereich ihres Kehlkopfes und ihren Rachenbereich, was eine Entlastung für die Stimmlippen darstellt. Außerdem produziert ihre Kehlkopfschleimhaut viel Schleim, und dieser ist essenziell. Einerseits wirkt er wie eine Schutzschicht für die empfindliche obere Epithel der Stimmlippen. Und dann dient er beim Singen auch als mitschwingendes Element – und genau das erzeugt die erwünschte Geräuschhaftigkeit beim Growling.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Studie aus dem Jahr 2021: Alle der 32 untersuchten Heavy Metal-Sänger:innen waren stimmgesund! Allerdings gibt es auch einen Zusammenhang zwischen dem Ausbildungsgrad der Stimme und der stimmlichen Gesundheit: In einer aktuellen Studie von Carmen Unterhofer und Kolleginnen zeigte sich, dass 9 von 74 untersuchten Heavy Metal-Sänger:innen einen erhöhten VHI-Score hatten, also stimmlich auffällig waren. Der Knackpunkt: Sechs dieser neun stimmlich auffälligen Proband:innen hatten das Singen autodidaktisch erlernt. Bei allen Proband:innen, die hauptberuflich sangen oder Gesang studierten, wurde keine Dysphonie festgestellt.

Überrascht uns nicht, denn es ist ja kein Geheimnis, dass eine ausgebildete Stimme belastungsfähiger ist als eine unausgebildete: Die Muskulatur ist durch den höheren Grad an Training robuster und leistungsfähiger und die Eigenwahrnehmung ist differenzierter (vgl. Bergauer/Janknecht 2011, 16).

Unser Fazit: Growlt und screamt, was das Zeug hält – aber nur, wenn du vorher ordentlich trainiert hast! Und zwar nicht autodidaktisch, sondern mit jemandem, der sich damit auskennt. Spaß macht so ein Workshop garantiert! 😉🤘

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Vocal Fry

© Adnan Mirza / unsplash

Vocal Fry ist spätestens seit Kim Kardashian in aller Munde. Auch bei den Studierenden in unseren Seminaren hören wir immer häufiger in ihrem Stimmklang den sogenannten Vocal Fry. Das melden wir meistens nach ihren Präsentationen oder nach dem Hören ihrer Audioprodukte im Feedback zurück. Nicht selten werden wir dann gefragt: „Aber ist das Knarren in meiner Stimme denn ein Problem?“

Schauen wir mal genau hin: Was ist überhaupt Vocal Fry, wie entsteht das Knarren und was bedeutet es für deine Stimme? Auf diese Fragen gibt es heute Antworten.

Wie entsteht Vocal fry?

Die Stimme entsteht ja bekanntermaßen im Kehlkopf durch die Schwingung der Stimmlippen. Schauen wir uns diese mit einer Stroboskopkamera während der Stimmgebung an, sehen wir im Optimalfall, dass sich die Stimmlippen vollständig schließen und wieder öffnen und das in einem sehr hohen Tempo (side fact: Wenn wir den Stimmgabelton a‘ (440 Hz) singen, öffnen und schließen sich unsere Stimmlippen 440-mal pro Sekunde). Bei vollständigem Stimmlippenschluss mit einer gesunden Muskelspannung klingt die Stimme klar, nicht heiser oder behaucht. Schließen die Stimmlippen nicht vollständig, sondern verengen sich nur zueinander hin und die Muskelspannung ist eher gering, hören wir eine niederfrequente, unregelmäßige, geräuschhafte Stimme. Diesen Stimmgebraucht nennen Expert:innen creaky voice, Glottalisierung, Strohbass oder Knarrstimme.

Welche Auswirkungen hat das Knarren?

Die gute Nachricht ist, dass das Knarren zunächst keine Schäden an der Stimme verursacht. Es wird als unterspannte Stimmgebung eingeordnet, die sich aber oft als stimmliche Gewohnheit manifestiert. Die Wirkung auf andere Menschen ist sehr unterschiedlich. Für die meisten signalisiert das Knarren Entspanntheit und Wohlbefinden. Manche jedoch empfinden das Knarren als Zeichen dafür, dass die sprechende Person gelangweilt, desinteressiert oder sogar arrogant ist. Profisprecher:innen in den Medien nutzen das Knarren in der Stimme als Strategie um wie jede:r andere auch zu klingen (Moderator:innen inszenieren sich damit als „normale Menschen von Nebenan“). Damit erhoffen sie sich in der Wirkung mehr Nahbarkeit und Authentizität.

Fakt ist, das Knarren nimmt der Stimme zum Teil Variabilität und Klangfülle. Beides ist für dich als angehende Lehrkraft wichtig fürs Unterrichten. Denn je flexibler deine Stimme ist, desto besser können dir deine Schüler:innen zuhören und sich deine Inhalte merken. Außerdem wird von manchen Hörer:innen beschrieben, dass das Knarren sie vom Gesagten ablenke. Diese Aspekte sind zu berücksichtigen, wenn die Frage gestellt wird, ob Knarren bei Lehrkräften in der Schule okay ist oder nicht.  Zusammengefasst können wir festhalten, dass es definitiv (wie immer) von der Situation, der aktuellen Gesprächsart, deiner Rolle sowie von deinem Ziel abhängt, ob das Knarren für dich als Lehrer:in angemessen ist oder nicht. 

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Das soll meine Stimme sein?!

© Malte Helmhold / unsplash

Sicher kennst du den Moment, in dem du dir eine Voicemail von dir selbst noch einmal anhörst oder dich selbst auf einem Handyvideo ansiehst. Die meisten, die ihre eigene Stimme auf einer Aufnahme hören sind entsetzt und denken: „Das soll meine Stimme sein? Klingt die etwa immer so?“

Und ganz ehrlich, wir sind in unserem Urteil über die eigene Stimme oft nicht besonders wertschätzend und finden sie nicht wirklich angenehm. Dass wir unsere Stimme anders wahrnehmen, als sie auf der Tonaufnahme klingt, liegt fast nie an der schlechten Aufnahmequalität oder den störenden Nebengeräuschen. Was wir an dem Klang unserer Stimme als fremd empfinden, ist für unsere Mitmenschen ganz normal. Sie hören unsere Stimme immer so und sind an sie gewöhnt.

Der Grund für die unterschiedliche Wahrnehmung liegt darin, dass wir beim Sprechen unsere Stimme nicht nur über den äußeren Gehörgang hören wie unsere Zuhörer:innen. Wir hören unsere Stimme ebenso über unser Innen- und Mittelohr. Der Klang unserer Stimme wird über die Schädelknochen zum Innenohr geleitet bis hin zum Trommelfell. Über diesen Weg nehmen wir unsere eigene Stimme meist tiefer, dumpfer und dunkler wahr als andere Hörer:innen. Hören wir unsere Stimme auf einer Aufnahme entfällt dieser eben beschriebene Effekt, denn die Schwingungen in unserem eigenen Körper finden nicht statt (Knochenschallleitung).

Unser Vorschlag ist, die Bewertung des eigenen Stimmklangs von „schrecklich“ zu „anders“ umzubenennen, denn der unterschiedliche Klang resultiert schließlich einfach aus der unterschiedlichen Wahrnehmung. Übrigens kannst du die Akzeptanz deiner eigenen Stimme trainieren, indem du sie so oft es geht anhörst. Damit gewöhnst du dich an ihren Klang und vielleicht gefällt sie dir nach und nach immer mehr.