Der Text stellt Lösungsansätze für den Umgang mit antijüdischen bzw. antijüdisch rezipierten Bibelstellen vor. Diese werden anhand von Joh. 8,44 dargestellt und häufig durch Beispiele aus der Übersetzungsgeschichte hinterlegt und reichen von der Übersetzung über Kommentare bis hin zur Anordnung des Textes.
Zur Übersetzung als solcher sieht er vier Ansätze:
antisemitische Verse weglassen, um solche Tendenzen aus der Bibel herauszulösen
Unübersetzt abdrucken, um den Text dem Laienpublikum ohne theologisches Hintergrundwissen zu erschweren
Eine andere Textgrundlage für die Übersetzung postulieren, die dann einen anderen Schwerpunkt setzt
Übersetzen wie vor 1945, worauf sich die folgenden Ansätze beziehen
Er zeigt zwei Varianten, das gesamte Buch durch ein Vorwort einzuordnen:
Den (neutestamentlichen) Kanon neu anordnen und Bücher mit antijüdischen Tendenzen kritisieren: Ähnlich wie Luther in seiner NT-Ausgabe mit Hb und Jak umging (ans Ende des Kanon gesetzt und in den Vorbemerkungen kritisiert – ohne sie jedoch aus dem Kanon zu streichen)
Auf den jüdischen Hintergrund hinweisen (bspw. im Vorwort): auf jüdischen Verfasser des Joh eingehen (in Forschung jedoch nicht von allen)
Weiterhin können einzelne Verse/Abschnitte kommentiert werden:
Das Nicht-Thematisieren solcher kritischer Stellen (sie einfach stehen lassen) ist aufgrund der Rezeptionsgeschichte und der scheinbaren Unmittelbarkeit der Texte auch eine Art der Zuspitzung ihres antijudaistischen Gewichts.
In einer Anmerkung können Übersetzer/Herausgeber die antijüdische Aussage kritisieren
Durch Begleittexte kann sie außerdem in ein anderes Licht gerückt und relativiert werden.
Gerade Querverweise auf andere Bibelstellen können so relativieren: bspw. auf Mt 16,23 und Mk 8,33, wo nicht „die Juden“, sondern der Jünger Simon Petrus als „Satan“ bezeichnet wird.
Begriffe in den Anmerkungen präzisieren: der Begriff „die Juden“ kann für drei Größen stehen: das gesamte Volk, die Einwohner Judäas oder aber Feinde Jesu (Äquivalent zu Schriftgelehrte und Pharisäer bei den Synoptikern); Übersetzungsvarianten sind auch „die Judäer“ oder „die führenden Männer“ (vgl. Gute Nachricht Bibel)
Das Textlayout ist auch entscheidend für die Wahrnehmung einzelner Verse:
Durch den Übersetzer eingefügte Abschnitte können brisante Stellen hervorheben oder in einem größeren Kontext erscheinen lassen.
Eingefügte Zwischenüberschriften lenken das Augenmerk der Leser auf den Abschnitt (so für Johannes 8,37-45 bei Luther 1984: „Abrahamskinder und Teufelskinder“ vs. Gute Nachricht Bibel „Freiheit oder Sklaverei“)
Hervorhebung im Text messen einzelnen Versen einen höheren Stellenwert zu (in der Stuttgarter Ausgabe der Lutherbibel von 1704 ist Joh 8,44 fett gedruckt!!)
Anführungsstriche setzen: Die Schreibweise „die Juden“ drückt aus, dass es sich hier um eine johanneische Konstruktion handelt
Ergänzungen im Fließtext: bspw. die Variante „(der Jude) Jesus“, um deutlich zu machen, dass Jesus selber Jude war (und die Leser immer wieder daran erinnern)