Über das Projekt

Das Kooperationsprojekt „Digestable“ zwischen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Macromedia Leipzig findet im Sommersemester 2022 seinen Ursprung. Grundlegendes Ziel des Projekts soll die Konzipierung und Umsetzung eines sogenannten Serious Games für Schüler:innen sein.
Hierzu haben die Studierenden der Macromedia Leipzig die Aufgabenstellung bekommen ein Adventure-Game-Rahmen zu schaffen, in dem sich die Lehramtsstudentinnen der Uni Halle verwirklichen können. Nach einem Pitch für eine größere Gruppe an Studierenden der Universität Halle, revanchierten sich diese und stellten uns ihre Ideen eine Woche später vor. Nach einer Evaluation taten sich die Studierenden der Macromedia Leipzig mit den Studentinnen Swaantje und Vanessa und ihrer Idee eines Biologie Spiels über die Verdauung des Menschen zusammen.

Mit einem groben Thema, einer Spielidee und hochmotivierten Studierenden machen wir uns nun also auf den Weg ein Serious Game zu entwickeln, welches besten Falls Lehrinhalte und Spielspaß zu gleichen Teilen vermitteln kann.

Musik

Für die bisherige Erarbeitung unseres Projekts „Digestible“ wollen wir einmal einen Blick auf die musikalische Unterstützung des Gameplays gesondert eingehen. Musik Composer Nathanael hat sich dieser Aufgabe angenommen und, wie im Folgenden beschrieben, bisher zwei vollständige Musikstücke entwerfen können.

Hauptthema:

  • Thema im Fagott (Instrument wird mit Verdauung assoziiert)
  • Adjektive, die das Gefühl beschreiben, welches vermittelt werden soll: spannungsvoll, humorvoll, chillig
  • Orientierung an Sherlock Holmes durch dedektivische Einflüsse des Hauptcharakters
  • Sound Design lässt sich in Musik wiederfinden (Blubbergeräusche aus dem Badezimmer, Synthesizer im Hintergrund…)
  • Percussion-Instrumente mit Aufnahmen aus dem Waschbecken abgemixt
  • Sample Librarys und eigene Aufnahmen für Streichinstrumente
  • Fagott-Sample wird Live eingespielt um Dynamik und Klang besser herauszuarbeiten

Mundhöhle:

  • Metallgeräusche (Percussion) imitieren Steinmetz
  • Wassergeräusche im Hintergrund (Mundspeichel)
  • Musik eher sanft und hintergründig
    • Pizzikati in Streichern
    • Einzelne Töne mit Delays
    • Orgelpunkte mit Streichern und Synth
    • Langsamer Groove
  • Später Cimbalom als Melodieinstrument (mit Delay) -> Soll ein bisschen detektivische Stimmung hervorrufen

Spieleinsatz im Unterricht

Digestible ist als Lernspiel für den Einsatz in der Einführung zum Thema der Verdauung angelegt. Es soll den Schüler:innen einen niederschwelligen und motivierenden Einstieg ermöglichen. Des Weiteren bietet das Spiel die Möglichkeit zur Reflexion. Dazu kann es nach der Einheit noch einmal zum Einsatz kommen, indem die Schüler:innen (unter Anleitung der Lehrkraft) die Umsetzung der Lerninhalte im Spiel auf Sinnhaftigkeit und fachliche Richtigkeit überprüfen. Somit wird das erarbeitete Wissen vertieft und angewendet.

Genaue Informationen und Anregungen finden die Lehrkräfte in dem geplanten Begleitheft zum Spiel.

Konzeption Mund-Level

Für das 3D Environment unseres Games musste sich unser 3D-Department kümmern; Arne.

Mit Game Design und Level Design Flowcharts und Anregungen aus dem Game Design Department (Joel, Vanessa und Swaantje), hat Arne bereits mehrere Block Outs des Level Environments produzieren können. Mit environmental Storytelling versehen soll der grundlegende Feel des bisherigen Games schon einmal übermittelt werden.

Angefangen mit dem Level im Mund haben Swaantje, Vanessa und Joel folgendes Konzept erstellen können:

Auf diesem groben Level Konzept aufbauend hat unser 3D Artist Arne dann in Blender versucht die verschieden Level Elemente zu modellieren und den generellen Feel der Szene einzufangen. Nebenbei auch noch Storyteller unseres Teams hat Arne direkt mehrere Charaktere dazu geschrieben und Level Mechaniken erweitert. Seine Ergebnisse befinden sich momentan noch im Polish und Texturier-Stadium damit sie so schnell wie möglich in den Prototypen eingebunden werden können.

Hauptcharakter

Um unsere Vision zu festigen und immer näher auf einen festen Standpunkt zusammenzufinden, hat sich das Art Department sehr früh der Aufgabe gewidmet Ideen zu skizzieren und Ausführungen visuell aufzubereiten.

Anfangs mussten wir einen oder eine passende:n Hauptcharakter finden.

Hierzu fertigten Artists sowohl Moodboards an, oder wir hier auf der linken Seite zu sehen kleine Charakter Konzepte. Im Plenum werden solche Ideen dann besprochen, vom Lead Artist abgesegnet und für die weitere Produktion vorbereitet. Da es in der Konzeptionsphase sehr wichtig ist viel und schnell Ideen zu produzieren, sollte man nicht zu sehr an einzelnen Ideen hängen bleiben, sondern lieber schnell auf das Feedback des Team reagieren und weitere Ideen umsetzen.

Auch in unserer Concept Phase blieben wir nicht bei der ersten Idee sondern haben über mehrere Iterationen die für unser Thema beste Idee herausgefiltert und diese weiter verarbeitet.

Ein Beispiel für eine sehr gelungene aber verworfene Idee ist das „Bubblegum-Girl“. Das Konzept war einen nicht verdaubaren Kaugummi Charakter zu spielen, den man wortwörtlich bis zum Ende begleiten würde.

Trotz gutem Konzept und durchdachtem Design haben wir uns nicht für dieses Konzept entschieden.

Nach längerer Iterationsphase haben wir uns für einen leicht verrückten, aber liebenswerten Aushilfs-Praktikanten entscheiden können. Dieser weist charakteristische Merkmale auf wie: eine große Brille, Laborkittel sowie Handschuhe.

Gemeinsame Vision

Nachdem wir das Thema Biologie und Verdauung des Menschen auswählten, mussten wir die Ausgangsidee noch einmal anpassen. Statt in einem Klassenzimmer einzuschlafen und immer wieder in eine Traumwelt zu wechseln wird man nun als Praktikant in das Gehirn des Menschen geschickt. In den sogenannten „Headquarters“ (dem Gehirn des Menschen) findet man sich nun also als Praktikant wieder und muss Schritt für Schritt dem Verdauungsprozess beiwohnen und durch Rätsel, Items und Dialoge den Vorgang begleiten.

Die Switch Mechanik findet sich in abgewandelter Form auch in dieser Spielidee wieder. Man kann und soll als Praktikant immer wieder zu den Headquarters wechseln um dort neue Informationen oder Unterrichtsrelevante Themen noch einmal zu vertiefen. Das Spielziel ist letztendlich die erfolgreiche Verdauung durch die von uns als Gruppe ausgewählten Zwischenstationen Mundhöhle, Magen und Darm als Praktikant zu gewährleisten, zu verstehen und abzuschließen.

Ideenfindung Spielmechanik

Ursprünglich hatten die Studierenden der Macromedia schon eine Spielmechanik für ein Adventure Game entwickeln können: die Switch Mechanik. Mit dieser sollte es der spielenden Person möglich sein zwischen zwei „Welten“ hin und her zu wechseln um Informationen oder Gegenstände zu finden.

Als Grundidee entstand im Folgenden dann die Idee des einschlafenden Schülers der im Unterricht weg nickt und sich in eine Traumwelt begibt. Um in dieser Rätsel zu lösen, Aufgaben zu bearbeiten oder Items zu kombinieren müsste der Schüler immer wieder in die reale Welt wechseln und neue Informationen sammeln und Gegenstände finden. Mit dieser Grundlage gingen die Studierenden der Macromedia in den Diskurs mit den Hallenser:innen.

Erstes 3D Blockout eines Klassenzimmers für die „reale Welt“

Biologischer Inhalt

Bei der Bearbeitung des thematischen Inhalts konnten Swaantje und Vanessa drei wichtige Faktoren der Verdauung herausarbeiten, die in jedem Abschnitt eine Rolle spielen und daher auch in jedem Level einen Platz finden sollten. Hierbei handelt es sich um die Faktoren: Flüssigkeit/Verdauungssaft, Enzyme und Bewegung. Die wichtigsten biologischen Inhalte sind im Folgenden zusammengefasst.


Mund

Verdauungssaft: Speichel erleichtert das Kauen und Durchmischen der Nahrung. Er ist außerdem Lösungsmittel für die Enzyme, die bereits im Mund wirken.

Enzyme: Die im Speichel befindliche Amylase spaltet Kohlenhydrate in kürzere Zuckerketten auf.

Bewegung: Beim Kauen wird die Nahrung zerkleinert und mit dem Speichel vermischt. So vergrößert sich die Reaktionsoberfläche, wodurch Enzyme besser wirken können.


Magen

Verdauungssaft: Der Magensaft beinhaltet ein hohes Maß an Salzsäure, welche unter anderem Bakterien abtötet.

Enzyme: Die Protease Pepsin spaltet Eiweiße in kürzere Aminosäureketten auf. Das Pepsin ist dabei an den niedrigen pH-Wert der Magensäure angepasst.

Bewegung: Durch die Kontraktion der Magenwand wird der Nahrungsbrei durchmischt und weiter zerkleinert.


Dünndarm

Verdauungssaft: In den ersten Abschnitt des Dünndarms, den Zwölffingerdarm, münden die Verdauungssäfte der Gallenblase und der Bauchspeicheldrüse. Die Galle wird in der Leber gebildet und zerkleinert größere Fetttropfen, um den Lipasen eine größere Reaktionsfläche zu bieten.
Die Bauchspeicheldrüse produziert weitere Amylase, Proteasen und Lipasen. Auch vom Dünndarm werden Proteasen und Lipasen hinzugeführt.

Enzyme: Im Dünndarm wirken die drei Enzymklassen Amylasen, Proteasen und Lipasen. Lipasen verdauen Fette, indem sie diese in Glycerin und Fettsäuren aufspalten.

Bewegung: Durch die Kontraktion der Darmwand wird der Nahrungsbrei durchmischt und weiter transportiert.


Steuerung der Verdauung

Da mit der Steuerzentrale im Spiel als Handlungsort begonnen wird, beschäftigten sich unsere Didaktikerinnen zudem mit dem Prozess der Steuerung der Verdauung. Dieser ist ein hochkomplexes System, das vom enterischen Nervensystem (auch Bauchhirn genannt), dem Gehirn, sowie dem Hormon- und auch Immunsystem beeinflusst wird. Da diese Prozesse für die Klassenstufe 7/8 zu komplex sind und Thematiken wie das Nerven-, Hormon- und Immunsystem des Menschen zu diesem Zeitpunkt im Unterricht noch nicht thematisiert wurden, wird der Steuerung der Verdauung im Spiel keine besondere Beachtung geschenkt.

Lernzielumsetzung im Spiel

Ziel des Spieles ist es als ein Praktikant im Körper bei der Verdauung der Nahrung zu helfen und die einzelnen „Arbeitsschritte“ auszuführen. Dabei reist man von der Steuerzentrale im Körper in die einzelnen Abschnitte der Verdauung. Hierbei haben wir uns auf die Handlungsorte Mund, Magen und Dünndarm beschränkt, die gleichzeitig die einzelnen Level darstellen, welche nacheinander bewältigt werden müssen.

Lernziel

Jeder Mensch braucht Nahrung. Um den Körper gesund zu halten und mit den nötigen Nährstoffen zu versorgen, muss diese Nahrung verdaut werden. Die Verdauung ist dabei in verschiedene Abschnitte geteilt, in denen ortsspezifische Prozesse ablaufen. Aus diesem Fakt leitet sich unser Lernziel des Spiels ab, welches sich an die Klassenstufe 7/8 richtet.

Die Schüler:innen können die einzelnen Abschnitte der Verdauung benennen, sowie die einzelnen Enzymklassen zu den Nährstoffen und ihren Wirkungsort