Vorrede
Keine Zeile dieser Untersuchung ist nationalökonomisch gemeint.
Diesen disclaimer stellte Georg Simmel seiner im Jahr 1900 veröffentlichten „Philosophie des Geldes“ voran. Ganz im Sinne des Verfassers wurde das Buch tatsächlich vor allem zu einem Klassiker der Kulturtheorie und Soziologie. Dennoch hat es seit seinem Erscheinen auch in der Wirtschafts- und Finanzwissenschaft immer wieder Aufmerksamkeit gefunden und wird heute, in Zeiten akuter Finanzkrisen, als Anleitung zum Verständnis der ökonomisierten Gegenwartsgesellschaft neu entdeckt. Simmel selbst suchte in seinem Werk vor allem nach den Voraussetzungen der Sinnhaftigkeit des Geldes. Diese entdeckte er in der seelischen Verfassung der Menschen, in den sozialen Beziehungen und in den logischen Strukturen von Wirklichkeit und Wert. Das Geld diente ihm als Mittel, um grundlegende Zusammenhänge des modernen Daseins aufzuzeigen – von der Oberfläche des wirtschaftlichen Geschehens unternahm er also einen Tauchgang zu den „Bedeutsamkeiten alles Menschlichen“. Nicht nur, weil Simmel dabei die genuin geschichtliche Dimension menschlicher Erfahrung einbezog, lohnt eine Relektüre auch für Historiker_innen.
Digitalisat der Ausgabe von 1900
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