[HAB]

Die Existenzweise der Gewohnheit [HAB]

Habit (Gewohnheit) [HAB] wird von Latour als der umfassendste „mode of existence“ beschrieben. Überraschender Weise versteht Latour ihn als Daseinsmodus, wohingegen habit in anderen theoretischen Ansätzen auf operationaler Ebene mit Aktivität assoziiert wird.

Latour verwendet [HAB] hauptsächlich, um mit Übergängen (Crossings) von Modi umzugehen. Jeder Modus habe dabei seine eigene Art mit Gewohnheiten zu spielen. Habit sei nicht explizit oder allgemein, produziere aber Immanenz und Kontinuität:

Without habit, in other words, we would make new mistakes, no longer through ignorance of the various prepositions, but because, this time, we would be limiting ourselves to them without heading toward what they designate, that toward which they propel us. (Latour 2013:266).

Latour kritisiert Sokrates „Suche nach allgemeinen Definitionen und Essenzen“. Habit habe seine eigene ontologische Erhabenheit, die dafür sorge, dass habit zwar verschleiere, aber nicht verstecke:

Habit thus does much better than losing the prepositions; it presupposes it even while preserving it carefully. Let us say habit is the mode of existence that veils all modes of existence – including its own. (Ebd.: 268)

Der Vorteil dieses „blessed habits“, wie Latour ihn in Bezug auf William James nennt, sei die Möglichkeit Institutionen besser zu erfassen. Die Gewohnheit ist das Vergessen im alltäglichen Leben, ohne Bewusstsein des beteiligten Hintergrunds eines beliebigen, beteiligten Modus. Nur wenn Probleme auftauchen, konzentriert man sich auf den Hintergrund und die Präpositionen, die das reibungslose Funktionieren ermöglichen.

Ein Beispiel dafür ist das Autofahren. Hier wird „das Vergessen im alltäglichen Leben“ deutlich, da Vorgänge dabei so verinnerlicht sind, dass sie automatisiert wirken. Erst wenn man in die Verlegenheit kommt, jemand anderem zu erklären, wie etwas geht und was man genau tut, fällt einem das auf. Noch deutlicher wird es, wenn sich plötzlich Umstände ändern, oder wie Latour es ausdrücken würde, wenn plötzlich Probleme auftauchen. Beispielsweise wenn man gewöhnt ist einen Schaltwagen zu fahren und nun einen Automatikwagen fahren soll. Selbst wenn das linke Bein dabei nichts zu tun hat, zuckt es doch bei der einen oder anderen Gelegenheit aus Gewohnheit. Extremer wird es, wenn man stets im Rechtsverkehr fuhr und sich eines Tages in England wieder findet.

Verfasserin: Mareike Pampus (mareike.pampus[at]student.uni-halle.de)

 

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