Heute haben wir frische Lebensmittel jederzeit verfügbar. Das sah vor hundert Jahren noch anders aus, vor allem, wenn man von Wasser umgeben war und der Kühlschrank noch nicht erfunden wurde.
»So bleiben für sie als Kapitän eines Seglers nur drei Möglichkeiten sich zu proviantieren. Sie müssen Lebensmittel einkaufen, die von Natur aus haltbar sind, durch Feuchtigkeitsentzug haltbar gemacht oder durch Zugabe von Salz vor dem Verderben weitgehend geschützt sind.
Möglicherweise können Sie mit den beiden Konservierungsmethoden »einsalzen« und »Feuchtigkeitsentzug« auch das Problem des Ungeziefers zum Teil in den Griff bekommen. Wo nicht, müssen Sie darauf achten, dass diese Waren dicht verpackt sind, zum Beispiel in Fässern. Den Vitaminmangel können Sie allerdings nur dadurch vermeiden, indem Sie möglichst lange frisches Gemüse verabreichen. Und wenn das verbraucht oder verfault ist — dann kann nur eine schnelle Reise und der Herr im Himmel helfen.
Angesichts dieser Probleme werden Sie vielleicht einen Stufenplan entwickeln. Zunächst verpflegen Sie Ihre Leute mit Frischfleisch und Frischfisch, Weißkohl, Karotten, Steckrüben, Kartoffeln, Zwiebeln, frischem Brot und guter Butter. Aber bald sind diese Herrlichkeiten nicht mehr genießbar. Fisch und Fleisch werden nach einer Woche bereits unangenehm riechen, das Brot ist nach zwei Wochen entweder schimmlig oder steinhart, die Kartoffeln werden in den Tropen nach drei Wochen treiben und blühen, ebenso das Gemüse, die letzten Zwiebeln werden Sie nach ein bis zwei Monaten ungenießbar finden und über Bord werfen. Ebenfalls nach einem Monat wird ein Geruch von ranziger Butter durch Kajüte und Logis ziehen. Danach setzen Sie Ihren Leuten ein Essen vor, das die Seeleute auf Segelschiffen mehrere 100 Jahre lang über Tage, Wochen und Monate essen mussten: Salzfleisch, Stockfisch, Erbsen, Bohnen, Linsen, Graupen, Mehlspeisen, Schiffszwieback, …«
(aus: Rath, Jürgen: Schiffszwieback, Pökelfleisch und Koje: Seemannsleben an Bord. Koehler in Maximilian Verlag GmbH & Co. KG; 2004)
Selbst wenn man über genügend Geld und über ausreichende Quellen zum Bezug von Lebensmittel für eine Schiffreise verfügte, gab es doch mehrere Bedingungen, die Auswahl der Lebensmittel einschränkten.
Da die Menge an Proviant neben der eigentlichen Ladung (Handelswaren) einen großen Teil des Gewichtes des Schiffes ausmachte, mussten diese möglichst tief im Schiff gelagert werden. Übliche Behältnisse waren Fässer, Säcke, Körbe und Holzkisten – Glasflaschen waren nur wenigen Flüssigkeiten vorbehalten.
Neben der Fracht befanden sich im „Bauch“ jedes Schiffes über dem Kiel auch große Mengen Steine und Sand. War ein Schiffe entladen und trat eine Reise ohne Fracht an, wurden sogar weitere Steine als „Ballast“ geladen.
Arbeitsaufträge
- Nenne begrenzende Faktoren der Lebensmittelversorgung auf See.
- Begründe, warum schwere Lasten möglichst tief im Schiff gelagert werden mussten. Stelle eine Vermutung an, weshalb Sand und Steine mitgeführt wurden. Erkläre, warum heutzutage Containerschiffe ihre Fracht trotzdem auf dem Deck stapeln können.