Station 4

Seekrankheiten

Am 13. Juli 1772 stach der Seefahrer und Entdecker James Cook als Kapitän der HMS Resolution in Plymouth in See. Gemeinsam mit einer großer Crew, wo auch der Naturforscher Georg Forster dazugehörte, führte sie die Reise zunächst in den Südatlantik, dann durch den Indischen Ozean in die Antarktis. Von dort aus ging es weiter in den Südpazifik und zu den Inseln Polynesiens und schließlich um Kap Hoorn herum wieder zurück nach England, wo das Schiff nach drei Jahren am 30. Juli 1775 im Hafen eintraf.

Auszug aus dem Reisebericht von Georg Forster

»Robb oder dick eingekochter Saft von Zitronen und Orangen, wurde als Arznei gegen den Skorbut mitgegeben; allein, weil man wegen der Kostbarkeit des Mittels die Dosis viel zu gering vorgeschrieben hatte, so ließ sich keine vollständige Kur davon erwarten. Außerdem hielt sich unser rechtschaffener Wundarzt, Herr Patton, auch nicht für berechtigt, mit seinen Kranken Experimente zu machen, solange er noch wirklich bewährte Genesungsmittel in Händen hatte. Doch versichert er, dass der Robb von großem Nutzen sei.
Eine Marmelade aus gelben Möhren oder Karotten, (Daucus Carota) die dem gewöhnlichen schwarzen Zuckersirup an Farbe und Geschmack sehr ähnlich ist, hatte der Herr Baron von Muzel Stosch in Berlin zur Probe gegen den Skorbut vorgeschlagen. […]
Auch bin ich, nach allem, was ich von den Heilkräften der Malz-Infusion und von ihrer Art zu wirken erfahren habe, ganz überzeugt, dass mit Hilfe der Suppen-Täfelchen, des Sauerkrauts, Zuckers, Sayos, und der Korinthen, jene Pest des Meeres, der Skorbut, selten oder gar nicht unter dem Schiffsvolk selbst auf den längsten Reisen erscheinen wird. […]
Hiernach wurde die Gesundheit unseres Schiffsvolks noch durch verschiedene andere Veranstaltungen befördert. Die wichtigste und nützlichste war, dass man die Leute bei ihrer gesalzenen Speise, so viel Wasser trinken ließ wie sie nur immer mochten. Nur selten fanden wir uns genötigt, sie auf gewisse bestimmte und noch seltener auf knappe Portionen von Trinkwasser einzuschränken. Zu dem Ende wurde auch keine Gelegenheit versäumt, frisches Wasser zu füllen, wenn wir gleich noch Vorrat davon hatten; weil es unstreitig besser frisch vom Lande kommt als es in den Fässern wird, nachdem es eine Zeitlang aufbewahrt worden.«

(Quelle: Forster, Georg. Reise um die Welt auf der Resolution unter dem Kommando von Kapitän James Cook (German Edition) (S. 29-33).)

Skorbut

Im Zeitalter der Entdeckungsreisen (15. bis 18. Jahrhundert) war Vitamin-C-Mangel, auch als Skorbut bezeichnet, eine der häufigsten Todesursachen bei Seeleuten. Grund dafür war die mangelnde Ernährung, die hauptsächlich aus konservierter oder getrockneter Nahrung bestand. Die empfohlene Tagesmenge an Vitamin-C liegt bei 110 mg/Tag für Männer und 95 mg/Tag für Frauen. Eine Zitrone enthält etwa 50 mg Vitamin-C.

»Skorbut äußerte sich durch kleine Blutergüsse unter der Haut, welche als violette Flecken auf der Haut sichtbar werden. Außerdem schwillt das Zahnfleisch der Seeleute an und entzündet sich, woraufhin später die Zähne ausfallen. Anämie und allgemeine Schwäche führen später zum Tod. Erste Heilungsversuche wurden während einer Überwinterung im Jahr 1535/36 an der Crew von Jaques Cartier vor Neufundland durchgeführt. Ein Indianer übergab ihm das pflanzliche Heilmittel Thuja occidentalis (Lebensbaum), dessen zubereiteter Sud seine und weitere Mannschaften heilte. Jedoch geriet dieses Heilmittel in Vergessenheit. James Lind führte 1754 die erste kontrollierte medizinische Studie an zwölf mit Skorbut erkrankten Seeleuten durch. Dabei wies er die Heilwirkung von frischen Citrusfrüchten nach. Seine Entdeckung wurde hier jedoch noch wenig beachtet und später von Sir Gilbert Blane wieder aufgegriffen, der eine tägliche Ration frischen Citrussaftes auf allen britischen Schiffen durchsetzen konnte. James Cook führte dann das Sauerkraut als Grundnahrungsmittel auf Schiffen ein. Erst einige Zeit später konnten die Ursachen und Therapien von Skorbut systematisch untersucht werden. Ungefähr 1920 wurde der anti-skorbutischem Faktor, der in manchen Früchten und Pflanzen enthalten war, Vitamin-C genannt. Im weiteren Verlauf wurde das Vitamin-C dann isoliert, dessen Struktur sowie Synthese aufgeklärt.«

(Quelle: Streller, S. und Roth, K. (2009): Der lange Kampf gegen Skorbut. Weinheim: Wiley- VCH Verlag GmbH & Co.)


Arbeitsaufträge

  1. Bewerte die Entdeckung von Vitamin-C in seiner Bedeutung für die Ernährung auf einem Schiff.