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Radikale Höflichkeit

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Die Radikale Höflichkeit entstand als bewusste Gegenbewegung zu einer zunehmend rauen und polarisierten Kommunikationskultur. Sie wurzelt in der Idee, dass echte Verbindung und konstruktive Auseinandersetzung nur auf einem Fundament tiefen Respekts und Empathie möglich sind. Ihr Ziel ist es, auch in schwierigen Situationen eine wertschätzende Haltung zu bewahren, das Gegenüber in seiner Menschlichkeit anzuerkennen und so Eskalationen zu vermeiden oder zu deeskalieren. Radikal höflich zu sein bedeutet aber auch, Hass und Ausgrenzung aktiv entgegenzutreten.

Auf der Seite https://www.kleinerfuenf.de/gespraechstips-und-argumentationsleitfaeden findest du viele Beispiele und weitere Informationen. Dort werden unter anderem diese fünf praktische Tipps gegeben, um in hitzigen Gesprächen einen kühlen Kopf zu bewahren:

  • Bleib cool
  • Stell offene Fragen
  • Hör zu
  • Kritisiere höflich
  • Agiere selbst

Die Radikale Höflichkeit besteht aus Methoden, die wir auch in unserem Seminar behandeln: Bleib cool, Stell offene Fragen und Hör zu – All das steckt in der Methode des Aktives Zuhöres: Hierbei geht es darum, die Perspektive des Anderen wirklich zu verstehen, ohne sofort zu urteilen. Das bedeutet, dem Gesprächspartner volle Aufmerksamkeit zu schenken, neugierig nachzufragen und das Gesagte mit eigenen Worten wiederzugeben.

Kritisiere höflich – wird durch Feedback als Haltung ermöglicht. Dieser Ansatz unterstützt wertschätzenden Aussagen. In dem man den Fokus auf konkrete Beobachtungen und Beschreibungen legt. Sich dessen Bewusst ist, dass Meinungen keine Allgemeingültigkeit haben sonder subjektiv sind und lernt zu ergründen, woher die wahrgenommene Wirkungen/Meinungen kommen.

Die Radikale Höflichkeit ist keine Garantie für konfliktfreie Kommunikation. Aber sie ermöglicht es, schwierige Gespräche zu führen, ohne die Beziehung zu belasten, und fördert ein Klima des Vertrauens und der Wertschätzung.

Wie so oft ist es eine Frage der Übung und des Ausprobierens. Versuch es doch gleich im nächsten Gespräch – sei neugierig, frage nach und formuliere deine Meinung!

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Werteorientierung statt Neutralität

Das in öffentlichen Diskussionen oft zitierte „Neutralitätsgebot“ für Lehrkräfte ist ein Mythos. Der Beutelsbacher Konsens, auf den sich diese Annahme häufig beruft, verpflichtet tatsächlich nicht zur Neutralität im Sinne einer Wertlosigkeit, sondern definiert vielmehr klare pädagogische Prinzipien für den Politikunterricht.

Hier die drei Prinzipien des Beutelsbacher Konsenses im Wortlaut:

  1. Überwältigungsverbot: Lehrkräfte dürfen Schülerinnen und Schüler nicht im Sinne eigener politischer Meinungen „überrumpeln“ oder indoktrinieren. Ziel ist die eigene Urteilsbildung der Lernenden, nicht die Übernahme vorgefertigter Ansichten.
  2. Kontroversitätsgebot: Was in Wissenschaft und Politik kontrovers diskutiert wird, muss auch im Unterricht kontrovers dargestellt werden. Verschiedene Standpunkte sollen transparent gemacht und kritisch beleuchtet werden.
  3. Befähigung zur politischen Urteilsbildung: Der Unterricht muss Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzen, eine politische Situation und ihre eigene Interessenlage zu analysieren sowie selbstständig politische Urteile zu bilden.

Quelle: Hans-Georg Wehling (1977): Konsens à la Beutelsbach? Nachlese zu einem Expertengespräch. In: Siegfried Schiele / Herbert Schneider (Hrsg.): Das Konsensproblem in der politischen Bildung. Stuttgart, S. 173 – 184, hier S. 179f.

Werteorientierung statt Neutralität

Anstatt eines Neutralitätsgebots sind Lehrkräfte in Deutschland den Werten des Grundgesetzes verpflichtet. Dies bedeutet, dass sie sich aktiv für die im Grundgesetz verankerten Prinzipien einsetzen. Dazu gehören insbesondere: Menschenrechte und Menschenwürde, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.

Diese Verpflichtung impliziert, dass Lehrkräfte klar Position beziehen müssen, wenn es um die Verletzung grundlegender Werte geht. Sie sind nicht „neutral“ gegenüber:

  • Rassismus und Diskriminierung
  • Sexismus und Queerfeindlichkeit
  • jeder Form von Menschenfeindlichkeit

Lehrkräfte haben die Aufgabe, junge Menschen zu mündigen, kritisch denkenden und verantwortungsbewussten Bürgern zu erziehen. Dies geschieht nicht durch Werteneutralität, sondern durch die Vermittlung und das Vorleben der grundlegenden demokratischen und humanistischen Werte unseres Grundgesetzes.

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Der dicke Dachdecker

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In meinen Seminaren hatten die Studierenden in diesem Semester die Möglichkeit, aus verschiedenen Aufgaben zu wählen. Eine Aufgabe war eine Artikulationsübung, bei der es darum ging, den Zungenbrecher „Der dicke Dachdecker“ von Bodo Wartke einzuüben und eine Aufnahme davon zu machen.

Ich freue mich sehr, dass sich etwa die Hälfte der Studierenden dieser Herausforderung gestellt hat. Besonders gefreut hat mich, dass einige Studierende mir ihre Aufnahmen für einen Zusammenschnitt zur Verfügung gestellt haben. Vielen Dank!

Ich hatte großen Spaß beim Anhören und Schneiden der Aufnahmen. Es ist wirklich beeindruckend, wie lebendig und humorvoll die Studierenden an die Sache herangegangen sind.

Hier ist der Zusammenschnitt

Diese Seminaraufgabe fördert, sich auf eine verspielte Weise mit der eigenen Artikulation auseinanderzuetzen, sie zu trainieren und zu verbessern. Ich bin begeistert von dem Engagement der Studierenden und freue mich schon auf die nächste Zungenbrecher-Challenge im kommenden Semester.

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Verbeamtung und Gesundheit

Was du über Psychotherapie und Stimmtherapie wissen solltest

© Sydney Rae // unsplash

Du hast dein Lehramtsstudium erfolgreich abgeschlossen und strebst nun die Verbeamtung an? Doch neben der Freude auf eine sichere berufliche Zukunft tauchen bei vielen angehenden Lehrkräften auch Fragen zur gesundheitlichen Eignung auf. Besonders die Themen Psychotherapie und Stimmtherapie sorgen für Unsicherheit. Was bedeutet eine psychische Erkrankung für meine Chancen auf die Verbeamtung? Kann eine Stimmtherapie die Verbeamtung gefährden? In diesem Beitrag möchten wir ein bisschen Licht ins Dunkel bringen. Im Anschluss findest du noch ein Interview aus dem Jahr 2011, das noch etwas detaillierter aufklärt.

Verbeamtung und Gesundheit: Ein komplexes Zusammenspiel

Die Verbeamtung ist ein attraktiver Karriereweg, der mit zahlreichen Vorteilen verbunden ist. Doch um verbeamtet zu werden, musst du bestimmte Voraussetzungen erfüllen, darunter auch die gesundheitliche Eignung. Die amtsärztliche Untersuchung dient dazu, deine Tauglichkeit für den öffentlichen Dienst zu prüfen.

Psychische Erkrankungen und Verbeamtung

Eine psychische Erkrankung stellt nicht automatisch ein Ausschlusskriterium für die Verbeamtung dar. Vielmehr wird im Einzelfall geprüft, ob die Erkrankung die Erfüllung deiner dienstlichen Pflichten beeinträchtigt oder in Zukunft beeinträchtigen könnte. Eine erfolgreich abgeschlossene Psychotherapie kann sogar positiv gewertet werden, da sie zeigt, dass du an deiner Genesung arbeitest und bereit bist, Verantwortung für deine Gesundheit zu übernehmen.

Wichtige Punkte, die bei der Bewertung berücksichtigt werden:

  • Art der Erkrankung: Die Schwere und die Art der Erkrankung spielen eine entscheidende Rolle.
  • Therapieverlauf: Eine erfolgreiche Therapie und eine stabile Remission sprechen für eine Verbeamtung.
  • Prognose: Die Prognose für den weiteren Verlauf der Erkrankung ist ebenfalls von Bedeutung.
  • Auswirkungen auf den Dienst: Die Frage, ob die Erkrankung deine Fähigkeit zur Erfüllung deiner dienstlichen Pflichten beeinträchtigt, steht im Mittelpunkt.

Stimmtherapie und Verbeamtung

Auch eine Stimmtherapie kann bei der Verbeamtung eine Rolle spielen. Wenn du aufgrund von Stimmstörungen in deiner beruflichen Tätigkeit eingeschränkt bist, kann dies die Verbeamtung erschweren. Allerdings wird auch hier im Einzelfall geprüft, ob eine erfolgreiche Stimmtherapie eine ausreichende Verbesserung deiner Stimmfunktion ermöglicht.

Was du tun kannst:

  • Offenheit: Sprich offen mit deinem behandelnden Arzt oder Therapeuten über deine Pläne zur Verbeamtung.
  • Dokumentation: Sammle alle relevanten Unterlagen (ärztliche Atteste, Therapieberichte) für die amtsärztliche Untersuchung.
  • Rechtliche Beratung: Bei Unsicherheiten kannst du dich an einen Rechtsanwalt oder eine Gewerkschaft wenden.

Fazit

Eine psychische Erkrankung oder eine Stimmstörung muss nicht das Ende deiner Träume bedeuten. Mit einer offenen Kommunikation, einer konsequenten Therapie und einer guten Vorbereitung auf die amtsärztliche Untersuchung stehen deine Chancen auf eine Verbeamtung durchaus gut.

Wichtiger Hinweis: Dieser Beitrag ersetzt keine individuelle Rechtsberatung. Für eine umfassende Einschätzung deiner persönlichen Situation solltest du dich an einen Fachanwalt oder eine Fachärztin wenden.

Hier ein spannendes Interview zur Verbeamtung und Psychotherapie.

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Herbst Uni – Wir waren dabei.

Was für eine organisatorische Höchstleistung. 70 Schüler:innen der Klassenstufe 10-13 nahmen für drei Tage an der Herbst-Uni teil. Sie konnten in diesen Tagen zahlreiche Workshops ausprobieren. Dafür wurde das Projekt der MLU mit der „Hochschulperle des Monats“ ausgezeichnet.

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Das Programm der Herbst-Uni umfasste fast 50 Workshops und Seminare zu verschiedenen Themen und Angeboten, die alle Schulfächer und Schulformen abdeckten. Die Schüler:innen konnten u.a. die eigene Stimme testen, eine Escape-Box für Lernschwierigkeiten kennenlernen oder Geocaching als digitale Vermittlungsstrategie ausprobieren.

Wir durften unser Angebot „Mit dem Sprech- und Körperausdruck experimentieren“ gleich zwei mal anbieten. Wir waren begeistert von der Offenheit, Neugier und der Reflexion der Teilnehmenden. Wir sind das nächste Mal gern wieder dabei!

Mehr zur Herbst-Uni findest du hier:

https://www.campus-halensis.de/artikel/herbst-uni/

Hier geht es zum Video https://youtu.be/lj88ZO1gqb8

Stifterverband verleiht MLU die Hochschulperle des Monats Oktober für die „Herbst-Uni Lehramt“ (uni-halle.de)