Welcher Morgenmensch bist du: sofort knallwach oder vor dem dritten Kaffee bitte nicht ansprechen? So oder so, dein Körper und deine Stimme freuen sich über ein kleines Aufwärmprogramm am Morgen, denn dadurch
bereitest du deine Muskulatur vor, das verhindert Verspannungen und verbessert die Flexibilität,
werden deine Stimmlippen besser durchblutet und elastischer, was Überlastungen und Verletzungen vorbeugt,
förderst du Konzentration, mentale Fokussierung und dein allgemeines Wohlbefinden.
Unsere Stimme ist Medium unserer Ausdrucksweise. Aber in manchen Situationen klingt sie nicht so, wie wir uns das wünschen und wir sind erschrocken, wie schrill, dünn oder piepsig sie sich anhört. Manche Menschen sind sogar grundsätzlich richtig unzufrieden mit der eigenen Stimme. Welche Gründe gibt es dafür? Wie können wir eine bessere Beziehung zu unserer Stimme aufbauen? Wie können wir unsere Stimme trainieren, um sie optimal einzusetzen? Der tägliche Wissenspodcast Quarks Daily hat sich diesen Fragen gewidmet und, was uns besonders freut, bezieht sich dabei auch auf unsere Lernplattform Körper·Stimme·Haltung. 😍
Vocal Fry ist spätestens seit Kim Kardashian in aller Munde. Auch bei den Studierenden in unseren Seminaren hören wir immer häufiger in ihrem Stimmklang den sogenannten Vocal Fry. Das melden wir meistens nach ihren Präsentationen oder nach dem Hören ihrer Audioprodukte im Feedback zurück. Nicht selten werden wir dann gefragt: „Aber ist das Knarren in meiner Stimme denn ein Problem?“
Schauen wir mal genau hin: Was ist überhaupt Vocal Fry, wie entsteht das Knarren und was bedeutet es für deine Stimme? Auf diese Fragen gibt es heute Antworten.
Wie entsteht Vocal fry?
Die Stimme entsteht ja bekanntermaßen im Kehlkopf durch die Schwingung der Stimmlippen. Schauen wir uns diese mit einer Stroboskopkamera während der Stimmgebung an, sehen wir im Optimalfall, dass sich die Stimmlippen vollständig schließen und wieder öffnen und das in einem sehr hohen Tempo (side fact: Wenn wir den Stimmgabelton a‘ (440 Hz) singen, öffnen und schließen sich unsere Stimmlippen 440-mal pro Sekunde). Bei vollständigem Stimmlippenschluss mit einer gesunden Muskelspannung klingt die Stimme klar, nicht heiser oder behaucht. Schließen die Stimmlippen nicht vollständig, sondern verengen sich nur zueinander hin und die Muskelspannung ist eher gering, hören wir eine niederfrequente, unregelmäßige, geräuschhafte Stimme. Diesen Stimmgebraucht nennen Expert:innen creaky voice, Glottalisierung, Strohbass oder Knarrstimme.
Welche Auswirkungen hat das Knarren?
Die gute Nachricht ist, dass das Knarren zunächst keine Schäden an der Stimme verursacht. Es wird als unterspannte Stimmgebung eingeordnet, die sich aber oft als stimmliche Gewohnheit manifestiert. Die Wirkung auf andere Menschen ist sehr unterschiedlich. Für die meisten signalisiert das Knarren Entspanntheit und Wohlbefinden. Manche jedoch empfinden das Knarren als Zeichen dafür, dass die sprechende Person gelangweilt, desinteressiert oder sogar arrogant ist. Profisprecher:innen in den Medien nutzen das Knarren in der Stimme als Strategie um wie jede:r andere auch zu klingen (Moderator:innen inszenieren sich damit als „normale Menschen von Nebenan“). Damit erhoffen sie sich in der Wirkung mehr Nahbarkeit und Authentizität.
Fakt ist, das Knarren nimmt der Stimme zum Teil Variabilität und Klangfülle. Beides ist für dich als angehende Lehrkraft wichtig fürs Unterrichten. Denn je flexibler deine Stimme ist, desto besser können dir deine Schüler:innen zuhören und sich deine Inhalte merken. Außerdem wird von manchen Hörer:innen beschrieben, dass das Knarren sie vom Gesagten ablenke. Diese Aspekte sind zu berücksichtigen, wenn die Frage gestellt wird, ob Knarren bei Lehrkräften in der Schule okay ist oder nicht. Zusammengefasst können wir festhalten, dass es definitiv (wie immer) von der Situation, der aktuellen Gesprächsart, deiner Rolle sowie von deinem Ziel abhängt, ob das Knarren für dich als Lehrer:in angemessen ist oder nicht.
Mentor:innenqualifikation für Lehrkräfte „Körperausdruck und Sprechausdruck“
Mit dem oberen Zitat wird es schon deutlich: sehr häufig geht es in der Beratung von Referendar:innen oder Praktikant:innen um die Präsenz vor der Klasse. Dabei spielen natürlich die Aspekte rund um Stimme, Sprechen und Körperausdruck eine sehr große Rolle. Um die Mentor:innen für diese Themen zu sensibilisieren, ihre Wahrnehmung zu schärfen, aber auch ihre Feedbackkompetenzen dahingehend zu erweitern, gibt es das Modul 5 in der Mentor:innenqualifizierung.
Wir haben für diese Fortbildung einen bunten Mix aus Theorie und Praxis rund um Körperausdruck und Stimme im Gepäck: so schauen wir erst einmal, was eigentlich Körper- und Sprechausdruck alles umfasst. Im zweiten Schritt reflektieren wir mithilfe von Videoausschnitten aus dem Film „Zwischen den Stühlen“, wie individuell Körper- und Sprechausdruck auf uns wirken. Dabei loten wir auch aus, wie wir unsere Wahrnehmung in einem Feedback wertschätzend und konstruktiv formulieren können, damit die zukünftigen Lehrkräfte in ihrer Entwicklung unterstützt werden. Zuletzt besteht ein großer Teil dieses Fortbildungstags aus ganz praktischen Übungen rund um Körper, Stimme und Sprechen. Denn die Selbsterfahrung ist sehr wertvoll, wenn man andere in diesem Bereich beraten möchte. Und natürlich macht es auch einfach Spaß, selbst mit Körper- und Sprechausdruck zu experimentieren!
Sicher kennst du den Moment, in dem du dir eine Voicemail von dir selbst noch einmal anhörst oder dich selbst auf einem Handyvideo ansiehst. Die meisten, die ihre eigene Stimme auf einer Aufnahme hören sind entsetzt und denken: „Das soll meine Stimme sein? Klingt die etwa immer so?“
Und ganz ehrlich, wir sind in unserem Urteil über die eigene Stimme oft nicht besonders wertschätzend und finden sie nicht wirklich angenehm. Dass wir unsere Stimme anders wahrnehmen, als sie auf der Tonaufnahme klingt, liegt fast nie an der schlechten Aufnahmequalität oder den störenden Nebengeräuschen. Was wir an dem Klang unserer Stimme als fremd empfinden, ist für unsere Mitmenschen ganz normal. Sie hören unsere Stimme immer so und sind an sie gewöhnt.
Der Grund für die unterschiedliche Wahrnehmung liegt darin, dass wir beim Sprechen unsere Stimme nicht nur über den äußeren Gehörgang hören wie unsere Zuhörer:innen. Wir hören unsere Stimme ebenso über unser Innen- und Mittelohr. Der Klang unserer Stimme wird über die Schädelknochen zum Innenohr geleitet bis hin zum Trommelfell. Über diesen Weg nehmen wir unsere eigene Stimme meist tiefer, dumpfer und dunkler wahr als andere Hörer:innen. Hören wir unsere Stimme auf einer Aufnahme entfällt dieser eben beschriebene Effekt, denn die Schwingungen in unserem eigenen Körper finden nicht statt (Knochenschallleitung).
Unser Vorschlag ist, die Bewertung des eigenen Stimmklangs von „schrecklich“ zu „anders“ umzubenennen, denn der unterschiedliche Klang resultiert schließlich einfach aus der unterschiedlichen Wahrnehmung. Übrigens kannst du die Akzeptanz deiner eigenen Stimme trainieren, indem du sie so oft es geht anhörst. Damit gewöhnst du dich an ihren Klang und vielleicht gefällt sie dir nach und nach immer mehr.