Wilhelm Hankel ein deutscher Ökonom und Bankmanager schrieb einen Aufsatz über Simmel und das moderne Geldwesen, der 2003 in Georg Simmels Philosophien des Geldes – Aufsätze und Materialien veröffentlicht wurde.
Hankel teilt seinen Aufsatz in zwei Abschnitte. Zum einen sieht er Simmel als unzeitgemäß und zum anderen als zeitgemäß.
Unzeitgemäß aus Sicht der Zeitgenossen Simmels, da er den Gegensatz zwischen den sozialen Pflichten und privaten Ansprüchen deutlich macht. Geld ist nicht Herrschaftsmittel des Staates, sondern Kampfmittel der Individuen. Dieser Aussage schließt sich auch Hankel an. Ein weiterer Grund Simmel als „unzeitgemäß“ zu betiteln ist, dass er die Geldfunktion in den Fokus stellt. Also ob Geld als Vertragsgrundlage von den Geschäftspartnern akzeptiert wird. Daraus folgt, dass Geldqualität nicht vom Staat bestimmt wird, sondern von der Geld – Nachfrage. Diese Aussagen machen Simmel für uns heute mehr denn je aktuell. Er blickt auf eine Geschichte des Geldes mit vielen Katastrophen zurück. Aus diesem Grund beschäftigt er sich mit der Wirkung des Geldes. Ob und wie sich das Verhalten der Menschen ändert und wie sich dieses auf die Gesellschaft abfärbt. Somit wird die Einstellung zu Geld permanent beeinflusst und verändert. Simmel ist der Meinung, dass niemand zurück zur Zeit vor dem Geld will, denn
„Geldlos […] ist nicht das Paradies, sondern nur die Hölle.“
Ein Staat ohne Geldsystem kann nicht lang standhalten, da die Menschen auf das im Geld verankerte Recht auf private Lebensplanung und Zukunftssicherung bestehen.
Hankel meint dazu der Geldfortschritt blockiert den Sozialfortschritt, denn die Kluft zwischen Arm und Reich wird größer. Dies wird durch den entstandenen Weltmarkt begünstig, denn durch diesen ist die Standortgebundenheit nicht mehr notwendig. Jedoch sind Menschen und Staaten nicht „standortlos“.
„Der Zuwachs an Marktmacht entmachtet notwendigerweise den Staat.“
Für uns zeitgemäß wird Simmel außerdem durch die von ihm neue Betrachtung der Zinsen am geldgesteuerten Kapitalismus; hierbei wird der Sparer zum Mit – Investor über Kapitalerträge und steigert das Wachstum der Volkswirtschaft.
Dies erläutert er in seinem zweiten Teil der Philosophie. Hierbei wird Geld als Vermögensspeicher (intertemporales Geld) gesehen. In Teil eins sieht er das Geld jedoch nur als Tauschmittel und Recheneinheit (interpersonales Geld).
Auf mich wirkt der Autor, als versuche er Simmel zu unterstellen seine Theorie auf Grundlage des Textes von Knut Wicksell erstellt zu haben. Dieser verfasste den Grundgedanken 1898. Dagegen spricht jedoch, dass dieser das Geldangebot und den Zins als entscheidende Einflussfaktoren für die Produktion und Preise sieht. Bei Simmel ist dies jedoch nicht ersichtlich.
Ich finde, dass im Werk selbst der Widerspruch zwischen zeitgemäß und unzeitgemäß erkennbar ist, denn Teil eins orientiert sich noch stark an der damalig vorherrschenden Geldtheorie. Erst durch Teil zwei erfolgt die Ablehnung der Zeitgenossen und die daraus resultierende Aktualität für uns.