O-Töne

Wer das Griechische liebt, wird es nicht bereuen!
Jun.-Prof. Dr. Stefan Weise

Von 2003 bis 2008 habe ich an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Klassische Philologie studiert. Diese Zeit gehört zu den schönsten meines bisherigen Lebens. Diese Universität hat nicht nur einen klangvollen Namen, der auf Wittenberg und die Reformation zurückverweist, sondern sie macht diese Tradition und die der Aufklärung, des Pietismus, des 19. und 20. Jahrhunderts auch zugleich haptisch erfahrbar. Als Student der Klassischen Philologie hat man in Halle und im Robertinum einen idealen Studienort, um sich in die Literatur der Antike und deren reiche Fortwirkung zu vertiefen. Das traditionsreiche Robertinum besitzt nicht nur eine schöne Bibliothek mit reichen Bücherschätzen und eine phantastische Lage direkt am Universitätscampus zwischen Audimax und Universitätshauptgebäude, sondern es vereinigt in sich auch alle altertumswissenschaftliche Disziplinen von Latinistik, Gräzistik, Alter Geschichte und Klassischer Archäologie. Diese räumliche Verbundenheit der altertumswissenschaftlichen Disziplinen zusammen mit der archäologischen Sammlung im Haus und den Bildern und Erinnerungen großer Gelehrter ermöglicht ein ganzheitliches Eintauchen in alle Aspekte der Disziplin. Im Zentrum des philologischen Studiums steht dabei eine genaue Arbeit am Text, der nach den unterschiedlichen Richtungen hin erschlossen wird. Dies findet seinen Ausdruck in den zahlreichen Textausgaben und Kommentaren, die von den Hochschullehrern dieses Hauses herausgegeben und verfasst worden sind. Und aller Wege stößt man auch in der Geschichte auf Gelehrte aus Halle (und Wittenberg!), so dass man sowohl die Altertumswissenschaft als ganzes wie die Geschichte dieser Disziplin nicht nur studieren, sondern auch gleichsam am eigenen Leib erfahren kann. Besonders förderlich dafür ist auch die Nähe zwischen Lehrenden und Studierenden sowie das inspirierende Ambiente: Dem Robertinum gegenüber liegt das Neue Theater, wo man die Texte, die man gerade noch gelesen hat, auf der Bühne gespielt sehen kann. Nicht sehr viel weiter gibt es in der Kleinen Ulrichstraße zahlreiche Bars und Cafés, wo man die Texte und alles andere, was wichtig ist, in platonischen Dialogen vertiefen und in das studentische Leben der Stadt eintauchen kann. So verschafft ein Studium der griechischen Literatur in Halle einerseits ein umfassendes Verständnis für die antiken Texte durch genaue Einzelbeobachtung und Vermittlung eines breiten Überblicks, eröffnet andererseits aber auch unzählige Anschlussmöglichkeiten an die Gegenwart und die kommende Berufswelt. Hier ist etwa für Lehramtskandidaten auch die gute Vernetzung der Fachdidaktik mit den Schulen des Landes hervorzuheben, so dass man neben dem fachwissenschaftlichen Studium auch viele praktische Erfahrungen sammeln kann. Ein Studium der Klassischen Philologie, der Gräzistik insbesondere, kann ich daher nur jedem empfehlen. Wer das Griechische liebt, wird es nicht bereuen!

Stefan Weise
… 2009-2013 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Griechische Philologie bei Prof. Dr. Michael Hillgruber an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, wurde 2013 ebenda mit der Arbeit „Die griechischen Gedichte Claudians“ (Referat: Michael Hillgruber, Korreferat: Siegmar Döpp) promoviert und ist heute Juniorprofessor für Klassische Philologie/Griechisch an der Bergischen Universität Wuppertal.

Zu jeder Zeit wurden mir mit Begeisterung und Sorgfalt die Grundlagen der griechischen Sprache und Literatur sowie die Methoden zur Textanalyse und -interpretation vermittelt.
Dr. Stefanie Schmerbauch

Ich habe mein Griechischstudium an der MLU im Januar 2013 abgeschlossen und blicke auf ereignisreiche Jahre am Robertinum zurück. Zu jeder Zeit wurden mir mit Begeisterung und Sorgfalt die Grundlagen der griechischen Sprache und Literatur sowie die Methoden zur Textanalyse und -interpretation vermittelt. Bei der gemeinsamen Lektüre der griechischen Texte konnte ich immer wieder neue historische, gesellschaftliche und kulturelle Zusammenhänge entdecken. Besonders gern erinnere ich mich an die Lehrveranstaltung Science Fiction auf Altgriechisch: Von Lukian bis Jan Křesadlos Astronautilia mit spannenden Geschichten über Weltraumfahrten und andere fantastische Begebenheiten zurück; Höhepunkt war der gemeinsame Star Trek-Filmabend. Das Robertinum war (und ist) für mich nicht nur ein Ort des Lernens und Forschens, sondern stets auch ein Ort, um Freundschaften zu schließen und zu pflegen, um gemeinsam Feste zu feiern (oder Filmabende zu veranstalten), um Projekte wie z. B. Theateraufführungen umzusetzen und vieles mehr.

Stefanie Schmerbauch
… gerade an der Universität Salzburg promoviert mit einer Arbeit zu den Posthomerica des Quintus Smyrnaeus

Wer sich nicht genauer mit der Kultur der alten Griechen und ihrem Denken befasst hat, hat definitiv etwas verpasst.
Stefan Röttig
Dissertant

Das Gräzistikstudium in Halle hat mir ungemein viel Spaß gemacht, auch wenn es alles andere als einfach war ­– die Studierenden müssen stets viele neue Vokabeln lernen und sich mit schwierigen grammatischen Konstruktionen auseinandersetzen. Bedenkt man, dass das Altgriechische in unserer Gesellschaft immer mehr an Bedeutung verliert und vermutlich bald gar nicht mehr an den Schulen unterrichtet wird, kann man sich natürlich fragen: Ist es die Mühe wert, ein solches Studium auf sich zu nehmen? Die Antwort ist ganz einfach: Selbstverständlich! Wer sich nicht genauer mit der Kultur der alten Griechen und ihrem Denken befasst hat, hat definitiv etwas verpasst.

Stefan Röttig
… heute Dissertant am Institut für Philosophie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg