Etwas was uns immer wieder vor die Augen kommt, ist die Melancholie. Sie ist für den Tod vieler junger Menschen verantwortlich. So auch für diesen hier:
Marienkirche Sterberegister 1807, S. 203.
Montag 11. Mai 1807 Herr Grosse, kayserlicher Notarius aus Leipzig, entleibte sich aus Melancholie Sonntag 10. Mai zur Nachtzeit, alt ohngefähr 34 Jahr. frei. 229.
Selbsttötung ist in der Frühen Neuzeit immer noch ein Tabu-Thema, allerdings werden die „Selbstentleibten“ mittlerweile in die Sterberegister aufgenommen. Das war nicht immer so, leider wurden sie lieber unter den Teppich gekehrt, so dass niemand darüber reden brauchte. Denn die Selbsttötung war eine der schlimmsten Sünden, die es in den Augen der Kirche gab. Auf dem Stadtgottesacker, oder einem der neueren Friedhöfe, die bis dato entstanden sind, wurden solche zu Tode gekommenen allerdings nicht begraben. Wenn Sie sich nun fragen: „Tja, wo denn sonst?“ Dann empfehlen wir ihnen einen Spaziergang durch die Dölauer Heide. Mit etwas Glück werden sie dort über den Selbstmörder-Friedhof stolpern. Dieser ist heute zwar mehr oder minder verweist, aber ein Besuch in der Heide lohnt eigentlich immer.
Dieser Eintrag über einen Selbstmord ist vergleichsweise harmlos. Andere sind nicht so einfach zu lesen, da hier sehr blumige Beschreibungen zur Umschreibung des Delikts gefunden wurden. Meist wird als Grund für den Selbstmord Melancholie genannt. Gleichzusetzen ist dieses Krankheitsbild ungefähr mit einer handfesten Depression. Da aber Psychologen und Psychiater sich erst am Ende des 19. Jahrhunderts etablieren konnten, blieb sie unbehandelt. Wer sich aus Seelenschmerz daher nicht anders zu helfen wusste, griff trotz dieser Umständen zum letzten möglichen Mittel: Dem Selbstmord.
Auffällige/skurrile/morbide Einträge rund um das Enden des eigenen Lebens werden wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten.