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Wie wäre es mit einer Story?

© Nong V / unsplash

Angeregt durch meine Teilnahme am Programm „Vordenker:innen – Lehre neu gedacht“ , konzipierte ich für meine Seminargruppen dieses Semester einen neuen Baustein. Das Thema „Storytelling“ hat mich gepackt. Ich sah hier die Möglichkeit, meinen Studierenden einen sinnvollen Übungsraum zu geben, um ihre Sprechausdrucksweise zu entdecken und anzuwenden. Die Studierenden bekamen als Seminarleistung den Auftrag, sich eine Geschichte auszudenken, die möglichst in einem ihrer Unterrichtsfächer verwendet werden kann. Diese Geschichte sollte im zweiten Schritt in eine Audiodatei verwandelt, geschnitten und bearbeitet werden.

Geschichten begeistern uns seit je her. Sie fesseln und reißen uns mit in andere Zeiten, zu anderen Orte und Wirklichkeiten. Geschichten helfen uns, komplexe Zusammenhänge besser zu greifen. Der Inhalt einer guten Story wirkt daher nachhaltiger als die bloße Vermittlung von Zahlen und Fakten. Im Vergleich zu abstrakter Information haben Geschichten den Vorteil, unsere Emotionen anzusprechen, verständlicher zu sein, stärker im Gedächtnis zu bleiben und Sinn stiften zu können

Als Vorbereitung beschäftigten wir uns im Seminar mit bekannten Erzählmustern (Aufbau und Plots), mit verschiedenen Figuren und deren Aufgaben und Motiven. Wir übten uns im Improvisieren von kleinen Geschichten. Wir erweckten u. a. den Feuerlöscher im Seminarraum zum Leben und tauchten mit allen Sinnen in neue Welten. Die Studierenden bekamen Raum, sich gegenseitig zu beraten und zu inspirieren. Der Fokus lag in diesem Seminar auf der Kreativität und dem Sprechausdruck. Nicht berücksichtigt wurde die Herausforderung, neben einer packenden Geschichte immer noch fachlich korrekt zu sein. Vielleicht ist einigen dennoch beides gelungen. Es entstanden viele schöne kurze Hörspiele für unterschiedliche Fächer und Themen.

Viel Spaß beim Stöbern.

einige Hörspiele aus den Seminaren:

„Die Wasserquelle“ geeignet für Spanisch und Englisch 5.-9. Klasse
„Verschwunden. Verschollen. Verschlafen“ geeignet für den Sachunterricht (Thema: Winterschlaf und Winterruhe)
„Ferdinand & Luise“ geeignet für den Deutschunterricht 9./10. Klasse
„Pettys Traum“ geeignet für den Sachunterricht 3./4. Klasse
„Bobs Höhle“ geeignet für den Philosophieunterricht 10.-12. Klasse
„Das Lächeln“ geeignet für den Religionsunterricht für Grundschulen (Thema: Familie und Erwachsen werden)
„Das kleine Weiß“ geeignet für den Kunstunterricht für Förder- und Grundschulen
„Mein Freund der Papagei“ geeignet für den Sachunterricht 1.-4. Klasse
„Taschi der Taschenrechner“ geeignet für den Matheunterricht ab 5. Klasse
„Pinguine“ geeignet für den Deutschunterricht Grundschule
„Das kleine Regentröpfchen“ geeignet für den Sachunterricht Grundschule
„Billy und Bianca“ zum Thema Parasitismus und Symbiose
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Die Heavy Metal Stimme

© DALL·E

Tillmann hat uns zu unserer Newsletter-Rubrik MYSTERIUM STIMME eine Frage geschickt: Ich hätte mal Lust, etwas über „Growling“ beim Singen zu lesen. Häufig höre ich, dass es (richtig ausgeführt) gar keine Gefahr für die Stimme birgt, kann das aber nicht so richtig glauben.

Danke für deine Frage, lieber Tillmann! Wir haben uns in die Recherche gestürzt: Müssten Heavy Metal-Sänger:innen wegen des großen Drucks, der bei den für diese Musikform typischen Gesangstechniken wie Growling und Screaming auf Stimmlippen und Schleimhäute wirkt, nicht ständig an Stimmerkrankungen leiden? Der bekannte Leipziger Phoniater Michael Fuchs hat dazu gemeinsam mit zwei Kollegen geforscht und festgestellt, dass die von ihm untersuchten Heavy Metal-Sänger tatsächlich stimmlich alle in Topform waren! Das Geheimnis: Sie aktivieren dabei den oberen Bereich ihres Kehlkopfes und ihren Rachenbereich, was eine Entlastung für die Stimmlippen darstellt. Außerdem produziert ihre Kehlkopfschleimhaut viel Schleim, und dieser ist essenziell. Einerseits wirkt er wie eine Schutzschicht für die empfindliche obere Epithel der Stimmlippen. Und dann dient er beim Singen auch als mitschwingendes Element – und genau das erzeugt die erwünschte Geräuschhaftigkeit beim Growling.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Studie aus dem Jahr 2021: Alle der 32 untersuchten Heavy Metal-Sänger:innen waren stimmgesund! Allerdings gibt es auch einen Zusammenhang zwischen dem Ausbildungsgrad der Stimme und der stimmlichen Gesundheit: In einer aktuellen Studie von Carmen Unterhofer und Kolleginnen zeigte sich, dass 9 von 74 untersuchten Heavy Metal-Sänger:innen einen erhöhten VHI-Score hatten, also stimmlich auffällig waren. Der Knackpunkt: Sechs dieser neun stimmlich auffälligen Proband:innen hatten das Singen autodidaktisch erlernt. Bei allen Proband:innen, die hauptberuflich sangen oder Gesang studierten, wurde keine Dysphonie festgestellt.

Überrascht uns nicht, denn es ist ja kein Geheimnis, dass eine ausgebildete Stimme belastungsfähiger ist als eine unausgebildete: Die Muskulatur ist durch den höheren Grad an Training robuster und leistungsfähiger und die Eigenwahrnehmung ist differenzierter (vgl. Bergauer/Janknecht 2011, 16).

Unser Fazit: Growlt und screamt, was das Zeug hält – aber nur, wenn ihr vorher ordentlich trainiert habt! Und zwar nicht autodidaktisch, sondern mit jemandem, der sich damit auskennt. Spaß macht so ein Workshop garantiert! 😉🤘

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Links stinkt’s.

© Maxi Grehl

Dank des @wards stellten wir eine studentische Hilfskraft ein. Durch die Unterstützung des Digitalen Lernlabors (DLL) hatten wir einen wunderbaren Raum. Unsere Kollegin Freja Kullmann aus Leipzig, sagte zu und so sperrten wir uns Ende letzten Jahres ein. Der Dreh für weitere Übungsvideos für Körper·Stimme·Haltung konnte beginnen.

Nach einigen Zungenbrecher-Versprechern und professionellem Rumgeblubber waren wir erschöpft, glücklich und fertig. Jetzt befindet sich das Videomaterial im Schnitt und der Postproduktion.

Es erwarten euch zwei neue Videos: ein hartes Artikulationstraining. Wir sagen nur soviel:

„Links stinkt’s, rechts fließt’s sprudelnd, unten zischt’s spritzend und …“

Lieblings-Zungenbrecher meiner Kollegin Friderike Lange

und wir stellen euch die Blubber-Methode oder auch LAX-VOX-Methode vor. Dazu braucht man nicht mehr als einen Strohhalm oder Schlauch, ein Glas mit Wasser und ein wenig kindliche Freude.

Bleibt gespannt.

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Vocal Fry

© Adnan Mirza / unsplash

Vocal Fry ist spätestens seit Kim Kardashian in aller Munde. Auch bei den Studierenden in unseren Seminaren hören wir immer häufiger in ihrem Stimmklang den sogenannten Vocal Fry. Das melden wir meistens nach ihren Präsentationen oder nach dem Hören ihrer Audioprodukte im Feedback zurück. Nicht selten werden wir dann gefragt: „Aber ist das Knarren in meiner Stimme denn ein Problem?“

Schauen wir mal genau hin: Was ist überhaupt Vocal Fry, wie entsteht das Knarren und was bedeutet es für deine Stimme? Auf diese Fragen gibt es heute Antworten.

Wie entsteht Vocal fry?

Die Stimme entsteht ja bekanntermaßen im Kehlkopf durch die Schwingung der Stimmlippen. Schauen wir uns diese mit einer Stroboskopkamera während der Stimmgebung an, sehen wir im Optimalfall, dass sich die Stimmlippen vollständig schließen und wieder öffnen und das in einem sehr hohen Tempo (side fact: Wenn wir den Stimmgabelton a‘ (440 Hz) singen, öffnen und schließen sich unsere Stimmlippen 440-mal pro Sekunde). Bei vollständigem Stimmlippenschluss mit einer gesunden Muskelspannung klingt die Stimme klar, nicht heiser oder behaucht. Schließen die Stimmlippen nicht vollständig, sondern verengen sich nur zueinander hin und die Muskelspannung ist eher gering, hören wir eine niederfrequente, unregelmäßige, geräuschhafte Stimme. Diesen Stimmgebraucht nennen Expert:innen creaky voice, Glottalisierung, Strohbass oder Knarrstimme.

Welche Auswirkungen hat das Knarren?

Die gute Nachricht ist, dass das Knarren zunächst keine Schäden an der Stimme verursacht. Es wird als unterspannte Stimmgebung eingeordnet, die sich aber oft als stimmliche Gewohnheit manifestiert. Die Wirkung auf andere Menschen ist sehr unterschiedlich. Für die meisten signalisiert das Knarren Entspanntheit und Wohlbefinden. Manche jedoch empfinden das Knarren als Zeichen dafür, dass die sprechende Person gelangweilt, desinteressiert oder sogar arrogant ist. Profisprecher:innen in den Medien nutzen das Knarren in der Stimme als Strategie um wie jede:r andere auch zu klingen (Moderator:innen inszenieren sich damit als „normale Menschen von Nebenan“). Damit erhoffen sie sich in der Wirkung mehr Nahbarkeit und Authentizität.

Fakt ist, das Knarren nimmt der Stimme zum Teil Variabilität und Klangfülle. Beides ist für dich als angehende Lehrkraft wichtig fürs Unterrichten. Denn je flexibler deine Stimme ist, desto besser können dir deine Schüler:innen zuhören und sich deine Inhalte merken. Außerdem wird von manchen Hörer:innen beschrieben, dass das Knarren sie vom Gesagten ablenke. Diese Aspekte sind zu berücksichtigen, wenn die Frage gestellt wird, ob Knarren bei Lehrkräften in der Schule okay ist oder nicht.  Zusammengefasst können wir festhalten, dass es definitiv (wie immer) von der Situation, der aktuellen Gesprächsart, deiner Rolle sowie von deinem Ziel abhängt, ob das Knarren für dich als Lehrer:in angemessen ist oder nicht. 

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Unboxing Kehlkopfmodell

© Friderike Lange

Es ist Weihnachten! Auch bei uns im Büro. Ein nigelnagelneues Kehlkopfmodell? Und dann auch noch SO EIN WUNDERSCHÖNES? Ja, da können drei Sprechwissenschaftlerinnen schon mal Schnappatmung bekommen. Schaut uns beim Unboxing zu!