Ein Thema mit dem ich mich unter anderem im Rahmen meines Reflektionspapiers beschäftigt habe, dem bisher jedoch nur wenig Aufmerksamkeit auf unserem Blog geschenkt wurde, ist die Wirkung von Farbe und Zeichenstil in Comics. Dabei sind sie es, die uns in der Regel zuerst ins Auge springen, wenn wir einen Comic betrachten. Aufgrund seiner Eigenschaft als visuelles Medium, können sich Illustrator*innen von Comics bestimmte Techniken oder Farbgebungen zu Nutze machen, um bei den Leser*innen eine konkrete Reaktion auszulösen, Erwartung hervorzurufen oder eine bestimmte Stimmung zu schaffen. Aus diesem Grund möchte ich in diesem Beitrag bewusst machen, was in der Regel in unserem Unterbewusstsein abläuft, wenn wir einen Comic betrachten.
Im Allgemeinen wird in der Farblehre zwischen warmen und kalten Farben unterschieden. Zu den warmen Farben gehören z.B. Rot, Braun, verschiedene Gelbtöne sowie Orange. All diese warmen Farben nimmt unser Auge räumlich gesehen als näher war, was bedeutet, dass die Aufmerksamkeit der Lesenden dadurch bewusst auf bestimmte Details gelenkt wird. Somit werden sie oftmals im Vordergrund eingesetzt um beispielsweise zu verdeutlichen, welche Gegenstände oder Situationen von besonderer Bedeutung sind. Zu den kalten Farben gehören währenddessen vor allem Blau, Grün oder Grau. Diese Farben werden im Umkehrschluss häufig im Hintergrund eingesetzt und wirken auf die Betrachtenden diffuser und entfernter. Zudem eignen sich kühle Farben besonders gut für Nachtsequenzen. Aber auch die Abwesenheit von Farbe kann genutzt werden, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. So wird eine schwarz-weiße Farbgebung beispielsweise verwendet, um Erinnerungs- und Vergangenheitssequenzen darzustellen.
Neben der Farbgebung ist zudem der Zeichenstil entscheidend, um eine bestimmte Atmosphäre zu schaffen. So kann ein kritzeliger Zeichenstil in dunklen Farben beispielsweise sofort den Eindruck entstehen lassen, dass es sich um eine gefährliche, schmutzige oder düstere Welt handelt, in der das Handlungsgeschehen stattfindet. Als Beispiel kann hier der Comic „Das Hemd der Nacht“ von Christophe Blain herangezogen werden. Im Gegenteil dazu dienen präzise Striche in Kombination mit klaren Formen und kühlen Farben dazu, den Eindruck einer gefühllosen und kalten Lebenswelt zu vermitteln, welche dabei teilweise den Gefühlsstand der Protagonist*innen widerspiegelt (z.B. „Jimmy Corrigan“ von Chris Ware). Ein weiterer Zeichenstil, der fast schon automatisch als Assoziation aufploppt, wenn man an den Begriff „Comic“ denkt, ist der stark vereinfachte und trickfilmartige Zeichenstil, den wir häufig bei Comics finden, die sich an Kinder richten. Kombiniert mit meist bunten Farben und klaren Formen, entsteht der Eindruck einer fröhlichen und abenteuerlichen Welt.
Selbstverständlich ließen sich noch eine ganze Menge weiterer Beispiele aufzählen. Für diesen Blogbeitrag möchte ich es jedoch zunächst bei diesen Anregungen belassen und stattdessen auf einige Quelle verweisen, die ihr euch näher anschauen solltet, wenn ihr euch tiefgehender mit dem Thema befassen wollt.
https://www.filmreflex.de/wp-content/uploads/Theorie-zum-Comic.pdf
http://www.closure.uni-kiel.de/closure4.5/bartosch
https://www.aicomic.com/zeichenkurs-lektion-13-comics-kolorieren-1-farbgebung-und-techniken