Didaktische Reflexion zur Online-Ausstellung über die Höhle von Lascaux

Die Ur- und Frühgeschichte wirkt auf Schülerinnen und Schüler oft sehr trocken und schwer fassbar, da kaum Quellen vorhanden sind, die man im Schulunterricht behandeln kann. Der Internetauftritt der Höhle von Lascaux bietet hier eine willkommene Abwechslung, weil nicht nur Texte, sondern auch unterschiedliche Bildmedien über die so weit in der Vergangenheit liegende Epoche erzählen. Im Folgenden werde ich deshalb die Webseite der Höhle von Las­caux aus didaktischer Sicht untersuchen, um deren Potenziale für die Verwendung im Schulunterricht herausarbeiten. Da Lascaux in Frankreich liegt, eignet sich dieser Gegen­stand gut für eine bilinguale Geschichtsstunde in französischer Sprache. Bevor ich zu den konkre­ten Vorschlägen und Ideen für eine sogenannte ‚Bili-Stunde‘ komme, erkläre ich zur Einordnung des Vorhabens kurz die Ziele und Prin­zipien des bilingualen Sachfachunter­richts.

Abb. 1: Beitrag auf der Webseite der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zum Zertifikatskurs Bilingualer Sachfachunterricht

Im bilingualen Sachfachunterricht geht es in erster Linie, wie bereits das tragende Substantiv im Namen sagt, um das Sachfach. Ziel ist es nicht, die Sprachkenntnisse der Schülerinnen und Schüler systematisch zu verbessern, denn der Bili-Unterricht ist kein Fremdsprachenun­terricht. Anders als im Fremdsprachenunterricht, bei dem der lexikalische und grammatische Spracherwerb im Zen­trum steht, dient die Sprache im bilingualen Sachfachunterricht als Kommunikationsmedium. Die hier vorgeschlagene Stunde ist somit ein Geschichts- und kein Französischunterricht. Selbstverständlich lernen die Schülerinnen und Schüler im Bili-Unter­richt auch Vokabeln kennen und vertiefen ihre grammatischen Kenntnisse, erwerben dieses neue linguistische Wissen jedoch speziell im Fach Geschichte. Der Bili-Unterricht ermöglicht den Schülerinnen und Schülern mehrere und damit unterschiedliche Perspektiven auf ein und dasselbe (historische) Ereignis kennenzulernen. Die Schüler üben, wie sie mit Quellen in der Fremdsprache umgehen müssen, um sie analysieren und interpretieren zu können. Da sie sich dabei nicht nur intensiv mit der Thematik, sondern auch mit der Sprache auseinan­dersetzen, ist die Arbeit mit Quellen in den bilingualen Stunden intensiver. Bei Quellen in der Muttersprache erscheint es den Lernenden oft so, als würden sie aufgrund ihrer sehr guten Sprachkenntnisse auch inhaltlich alles verstehen. In der Fremdsprache gibt es jedoch auto­matisch sprachliche Schwierigkeiten, weshalb sie trainieren, aufmerksamer mit den Quellen umzugehen. Zu den linguistischen Hindernissen treten darüber hinaus noch kulturelle Unter­schiede, die sich zum einen in der Sprache, d.h. in der Art und Weise zu kom­mentieren, zu erzählen und zu beschreiben, zeigen. Zum ande­ren werden, beispielweise durch eine ande­re Sicht auf ein Ereignis, diese unterschiedlichen kulturellen Konzepte, Denkwei­sen und Konnotationen deutlich, die die Schülerinnen und Schüler nachvollziehen, erklären und wert­schätzen lernen. Im bilingualen Unterricht ist es den Lernenden selbstverständlich erlaubt, ihre Muttersprache zu Hilfe nehmen, wenn sie ihre Ideen nicht in der Fremd­sprache ausdrü­cken können, oder wenn es darum geht, die ver­schiedenen Standpunkte der Quellen zu ver­gleichen.

Zu einer bilingualen Unterrichtsstunde gehört, wie zu einer regulären Unterrichtsstunde auch, dass man die behandelten Themen und Kompetenzen mit den Fachlehrplänen des Sachfa­ches, hier Geschichte, und der Fremdspra­che, hier Französisch, begründet. Ich werde mich an dieser Stelle nur auf die Kompetenzen beschränken, die für das Thema der Höhle von Lascaux relevant sind. Der erste wichtige Schnittpunkt zwischen den beiden Lehrplänen be­steht in der Text- und Medienkompetenz im Französischunterricht und der Gattungs- sowie der Interpretationskompetenz für Geschichte. In beiden Kompetenzbereichen erlernen die Schülerinnen und Schüler das methodische, inhaltliche und sprachliche Vorgehen bei Text­analysen und -interpretationen. Die funktional kom­munikativen Kompetenzen der Fremd­sprache werden bei dieser Anwendung mit geübt und vertieft; sie stehen jedoch nicht im Mittelpunkt. Eine weitere Gemeinsamkeit besteht zwischen der interkulturellen kommunika­tiven Kompe­tenz und der geschichtskulturellen Kompetenz. Zur Interkulturalität gehören Wis­sen über und Verstehen von linguistischen, historischen und anderen Differenzen und Ge­meinsamkeiten zwischen den verschiedenen Kulturen. Die Schüle­rinnen und Schüler lernen, die verschiede­nen Kulturen zu vergleichen, ihre eigene Kultur zu reflektieren und in dem Bewusstsein zu handeln, dass es Unterschiede und Gemeinsamkeiten gibt. In der ge­schichtskulturellen Kompe­tenz geht es um die Auseinandersetzung mit dem gegenwärtigen Umgang mit Geschichte. Der Bili-Unterricht ermöglicht hier, verschiedene Erinnerungsfor­men, Perspektiven und das kultu­relle Gedächtnis unterschiedlicher Länder und Kulturen kennenzulernen und zu untersuchen, da nicht immer alle Quellen auf Deutsch vorhanden sind.

Nun zur konkreten Anwendung auf die Onlineausstellung der Höhle von Lascaux (https://ar‌cheologie.culture.fr/lascaux/fr), die ich in der Rezension vom 24.07.2020 ebenfalls in diesem Blog vorgestellt habe. Ich werde im Folgenden drei inhaltliche Vorschläge für eine oder meh­rere Bili-stunden vorstellen. Das Besondere an der Höhle von Lascaux sind die aus der Jungsteinzeit stammenden Zeichnungen an deren Wänden, die es nahelegen, die Fähigkei­ten der Lernenden in der Bildbeschreibung und -analyse zu üben. Hierbei profitiert die Lehr­person davon, dass die Onlineausstellung viele verschiede­ne Bildmedien präsentiert, bei denen die Schülerinnen und Schüler bei der Analyse und Interpretation auf unterschiedliche Dinge ach­ten müssen. Höhlenmalereien verfügen z.B. über andere Gestaltungsmittel und Symbole als Fotos, wissenschaftliche Zeichnungen oder Animationen. So lernt die Klasse unterschiedliche Arten und Weisen der visuellen Darstellung kennen und auswerten, die ihr dabei hilft zu verstehen, wie die Menschen in der Steinzeit ihre Umwelt, ihren Alltag und ihre Glaubensvorstellungen in Bilder verwandelt haben. Auch die kurzen, präg­nanten und thema­tisch angeordneten Darstellungstexte zum geographischen, geologischen, archäologischen und kunsthistorischen Kontext der Malereien bieten viele Ansatzpunkte für eine Bili-Stunde. Ähnlich wie bei der Bildbeschreibung und -interpretation geht es hier um die Vertiefung der Interpretations- und Gattungskompetenz von Texten. Die Schüle­rinnen und Schüler lernen, Informationen zu unterschiedlichen Themen aus informativ-wissenschaftlichen Texten he­rauszuarbeiten. Man könnte an dieser Stelle kritisch anmerken, dass die Schülerinnen und Schüler über ein hohes Französischniveau verfügen müssen, um die Inhalte der Kapitel zu verstehen. Das ist grundsätzlich richtig, aber die beeindruckend vielseitige Webseite unter­stützt mit ihrem Angebot auch den Spracherwerb. So gibt es auf den französisch­sprachigen Seiten ein Glossar, das kunstgeschichtliche, archäologische, geologische und geographi­sche Begriffe erklärt und so den Schülerinnen und Schüler als Zusatzquelle dienen kann. Sollte es dennoch Schwierigkeiten geben, können die Lernenden die Internetseite auf Deutsch umstellen.

Abb. 3: Wenn die Schülerinnen und Schüler in den Kapiteln auf die bunt hinterlegten Wörter klicken, öffnet sich solch ein Fenster, in dem der Begriff auf Französisch erklärt wird

Obwohl die Bearbeitung der Themenbereiche auf Französisch mehr Zeit in Anspruch nimmt als auf Deutsch, enthält die französische Seite zusätzlich zum Glossar mehr Informationen als die deu­tsche, weil in letzterer ein Kapitel fehlt. Des Weiteren helfen die Bilder, Karten, Fotos und Animationen den Schülerinnen und Schülern, sich das eben Beschriebene bildlich vorzustellen. Die Onlineausstellung ermöglicht außerdem, in anschau­licher und abwechs­lungsreicher Weise die geschichtskulturelle Kompetenz der Schülerinnen und Schüler zu fördern. Mit dem Wissen aus den Kapiteln und mit Hilfe der ver­schiedenen Bildmedien lernen sie den historischen und kulturellen sowie auch den wissen­schaftlichen Wert der Höhle schätzen. Sie erklärt zum einen die Lebenswelt der Men­schen und die Natur in der Jungsteinzeit. Zum anderen kann sie auch als Beispiel dafür genutzt werden, wie man mit einem solchen besonderen Kulturgut umgeht, um es vor Zerstörung zu schützen. Metho­disch kann man auf unterschiedliche Weise verfahren, wobei sich Gruppen- und Partnerar­beit besser eignen, da die Schülerinnen und Schüler die kom­plexen Themen und Aufgaben zusammen bearbeiten können.

Diese Reflexion über die didaktischen Potenziale der Onlineausstellung zur Höhle von Las­caux hat gezeigt, wie vielfältig und abwechslungsreich man eine Museumswebseite im Schulunterricht einsetzen kann. Zwar ist die Vorbereitung für die Lehrperson relativ aufwen­dig, aber die Schülerinnen und Schüler profitieren im Vergleich zu einer klassischen Schul­buchstunde deutlich mehr von einer solchen, gut vorbereiteten Stunde, in der sie viel selbst­ständig erarbeiten können. Im Idealfall ermuntert diese Art der didaktisch angeleiteten Aus­einandersetzung mit einem Thema und dessen digitaler Präsentation die Lernenden dazu, in der Zukunft eigenständige Exkursionen in der virtuellen Museumswelt nicht nur Frankreichs zu unternehmen.

Hier ist der Link zur Höhle von Lascaux: https://ar‌cheologie.culture.fr/lascaux/fr

und zum Zertifikatskurs Bilingualer Sachfachunterricht der MLU Halle: https://www.bili.uni-halle.de/

Rezension der Online-Aus-stellung des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle

Jeder in Halle kennt sie, die Ansage in der Straßenbahnlinie 7 an der einschlägigen Halte­stelle: „Landesmuseum für Vorgeschichte – Ausstellung der über 3600 Jahre alten Himmels­scheibe.“ Die bronzezeitliche Himmelsscheibe ist jedoch nicht nur im Museum selbst, son­dern auch in dessen Onlineausstellung zu sehen. Die Präsentation im Internet bietet Interes­sierten zu Coronazeiten, aber auch wenn die Himmelsscheibe verliehen ist, die Möglichkeit, dieses besondere und uralte Objekt kennenzulernen. Doch geht es in der Onlineausstellung nicht nur um die Himmelscheibe, denn die Webseite bietet noch viele andere interessante Wissensbestände zur bequemen Erkundung von zu Hause aus an. Die folgende Rezension analysiert die Ausstellungsinhalte sowie die Art und Weise, in der die wissenschaftlichen Erkenntnisse einem breiten Publikum präsen­tiert werden. Sie legt den Fokus auf die Be­reiche, die sich mit der Dauerausstellung im Allgemeinen und der Himmelsscheibe von Ne­bra im Besonderen befassen.

Abb. 1: Auftaktseite des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle (Saale)

Das Landesmuseum für Vorschichte in Halle/Saale (https://www.landesmuseum-vorgeschich‌te.de/) gehört zum Landesamt für Denkmalschutz und Archäologie Sachsen-Anhalt (https://‌www.lda-lsa.de/landesamt_fuer_denkmalpflege_und_archaeologie/) und beherbergt eine der umfangreichsten archäologischen Sammlungen in Deutschland. Das in der Öffentlichkeit be­kannteste Ausstellungsstück ist die über 3600 Jahre Himmelsscheibe von Nebra, einem klei­nen Ort im Unstruttal in Sachsen-Anhalt, in dessen Nähe sie 1999 von Raubgräbern ent­deckt wurde. Sie zählt zu den bedeutendsten archäologischen Funden des 20. Jahrhunderts, da sie die weltweit älteste konkrete Darstellung astronomischer Phänome­ne zeigt, die man bis jetzt gefunden hat. 2013 wurde sie daher in das UNESCO-Dokumentenerbe „Memory of the World“ aufgenommen. Im aktuellen Projekt des Landesmuseums, „UNESCO – Memory of the World: Kontextualisiertes Erleben der Himmelsscheibe von Nebra“, werden zahlreiche museale Objekte digitalisiert, um Besuchern unterschiedlichster Interessen nicht nur analo­ge, sondern auch digitale Möglichkeiten zur Vor- und Nachbereitung ihres Museumsbesu­ches zu bieten. Dazu gehört das Kapitel über die Dauerausstellung auf der Internetseite des Landesmuseums, das ich, nach einem Blick auf den allgemeinen Inter­netauftritt des Muse­ums, genauer betrachten möchte.

Die Startseite listet 23 Kapitel auf, in die die Webseite unterteilt ist. Diese Kapitel ordnen sich nach vier Bereichen, die sich mit dem Museumsbesuch, der Dauer- und den Sonderausstel­lungen, der Forschung am Museum und im Landesamt sowie mit inhaltlich verwandten Ausgrabungsstätten und Forschungsprojekten im Land Sachsen-Anhalt beschäftigen. An dieser Einteilung wird deutlich, dass die Vor- und Nachbe­reitung des Museumsbesuchs im Zentrum steht. Ein weiterer Arbeitsbereich des Landesmuseums für Vorgeschichte ist die Forschung und die Wissensvermittlung, weshalb dies der zweite große Schwerpunkt der Internetseite ist. Zu diesen Oberkapiteln, die wiederum in mehrere Unterkapitel unterteilt sind, gelangt man über die Auftaktseite oder das Menü. Die sechs Unterkapitel der Dauer­ausstellung sind chronologisch aufgebaut und erzählen, nach Großepochen unterteilt und thematisch angeordnet, die Ge­schichte der Region um Halle von der Altsteinzeit bis zur frühen römischen Kaiserzeit. Kurze Texte beschreiben und erklären detailliert die geogra­phischen, klimatischen, archäologischen und kunsthistorischen Kontexte der Epochen. Fotos aus der Ausstellung, Bilder, Karten und Zeichnungen veranschaulichen und erweitern die Aussagen der Texte. Da die Him­melsscheibe so einzigartig ist, ist ihr ein eigenes Oberkapitel gewidmet, obwohl sie zur Dauerausstellung gehört.

Wie man schon am Aufbau und am Detailreichtum der Kapitel und Unterkapitel erkennen kann, hat der Internetauftritt einen deutlich informativen-wissenschaftlichen und nicht sensa­tionsorientierten Charakter. In jedem Oberkapitel wird die besprochene Epoche kurz einge­führt, sodass der Besucher keine Vorkenntnisse benötigt, um den Inhalt zu verstehen. Den­noch werden viele Fachwörter, wie z.B. Paläolithikum und Mesolithikum, verwendet, die Vor­kenntnisse in Geschichte, Archäologie, Geographie und Kunstgeschichte voraussetzen. Da­raus lässt sich schließen, dass das untersuchte Kapitel „Dauerausstellung“ des Internetauf­tritts an Archäologie und Geschichte interessierte Jugendliche oder Erwachsene gerichtet ist, die sich in Vorberei­tung auf einen Besuch im realen Museum die Zeit nehmen können und wollen, diese sehr informative und vielfältige Webseite zu erkunden. Laien können dank der kurzen, prägnanten Texte auch von der Onlineausstellung profitieren. Die vielen unterschied­lichen Medien, die in jedem Kapitel eingesetzt werden, helfen dabei, sich das eben Erklärte bildlich vorzustellen. Man kann beispielsweise dank einer wissenschaftlichen Zeich­nung nachvollziehen, welche Kleidung die Menschen in der Alt­steinzeit trugen. Um jüngere Besu­chergruppen zu erreichen, unterhält das Landesmuseum auch Accounts auf Facebook, Twitter und Instagram.

Die Internetseite lässt sich sehr einfach bedie­nen, denn sie ist übersichtlich und schlicht gestaltet. Ihre 23 Kapitel mögen einem zunächst zwar als unüberschaubar erscheinen, doch kommt man über die linke Steuerleiste schnell wieder zum Ausgangspunkt zurück. Zusätz­lich zu den verschiedenen Bildmedien in den oben beschriebenen Abschnitten gibt es noch das Kapitel „Digitale Sammlungen“, das di­gitalisierte historische Fotos über das Museum sowie die Münzsammlung des Landesamtes für Denkmalschutz und Ar­chäologie öffentlich zugänglich macht. Ebenso wie die übrigen Medien können sie auch hier einzeln ausgewählt und zur eingehenden Betrachtung vergrößert werden. Man kann in den Bereichen der Dau­erausstellung jedoch leider nicht in die Bilder, Karten oder Zeichnungen hineinzoomen, wes­halb manche Details und Beschriftungen schwer zu erkennen sind. Das ist, aus meiner Sicht, das einzige Manko dieser ansonsten sehr gelun­genen Darbietung.

Abb. 5: Beispiel für verschiedene Bildmedien

Der Online-Auftritt des Landesmuseums für Vorgeschichte ist in zweierlei Hinsicht beeindru­ckend. Auf einer Internetseite hat man, was die Menge an Medien und Informationen sowie ihre Präsentation angeht, nicht den gleichen Handlungsspielraum wie in einer physisch rea­len Ausstellung. Deshalb muss allein schon aus technischer Sicht am Inhalt gekürzt werden. Daher ist es aus meiner Sicht eine bemerkenswerte Leistung, dass es den Verantwortlichen der Webseite gelungen ist, das Wissen aus einer sehr umfangreichen Ausstellung, zu kur­zen, prägnanten und dennoch für Laien verständlichen Texten zu komprimieren. Die zweite eindrucksvolle Leistung ist, dass in dieser kleinen Online-Ausstellung zwar schon viel gezeigt und erklärt wird, man aber dennoch motiviert ist, sich die Präsenzausstellung anzuschauen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Online-Auftritt, und insbesondere die hier un­tersuchten Kapitel, eine gute Vorbereitung auf einen Besuch sind, und zwar in inhaltlicher wie in besuchspraktischer Hinsicht. Daher empfehle ich allen Interessierten, sich diese Inter­netseiten in Ruhe anzuschauen, und dabei entspannt ihr Wissen über die Ur- und Frühge­schichte aufzufrischen und zu erweitern.

Hier sind die Links zum Landesmuseum Halle: https://www.landesmuseum-vorgeschich‌te.de/

und zum Landesamt für Denkmalschutz und Archäologie Sachsen-Anhalt: https://‌www.lda-lsa.de/landesamt_fuer_denkmalpflege_und_archaeologie/

Rezension der Online-Ausstellung über die Höhle von Lascaux in Frankreich

Hört man den Namen der Höhle von Lascaux, denkt man sofort an die Steinzeit und alte und verwitterte Felszeichnungen. Was man vielleicht nicht erwartet, was einem aber dennoch auf der Internetseite dieses Höhlenschatzes in der Gascogne unweit von Bordeaux in Frankreich
begegnet, ist eine bemerkenswerte Kombination aus steinzeitlicher und moderner Technik. Obwohl seit den 1980er Jahren die originalen Zeichnungen nicht mehr für Besucher zugänglich sind, gibt es seit 2014 die Möglichkeit, sie vom Schreibtisch, Sofa oder Bett aus virtuell zu besuchen, ohne sich die Mühe machen zu müssen, nach Frankreich zu fahren. In dieser Rezension werde ich Sie durch den Onlineauftritt und die 3D-animierte Tour der Höhle von Lascaux führen, um Sie anzuregen, sich doch einmal selbst auf diese virtuelle Reise zu begeben.

Da wir uns in diesem Seminar überwiegend mit Geschichts- oder Kunstmuseen beschäftigen, habe ich mir überlegt, eine andere Art von Museum anzusehen. Nun ist die Höhle von Lascaux ein besonderes Museum, denn sein Ausstellungsort ist auch gleichzeitig das Hauptaus-stellungsstück. Daher kann es nicht einfach wie andere Archäologie-, Geschichts- oder Kunstmuseen seine Exponate mit relativ geringem Aufwand abfotografieren und auf einer Internetseite präsentieren. Das verhindert allein schon die natürliche Lage, Größe und Struktur der Höhle. Was haben nun die Verantwortlichen von Lascaux daraus gemacht?

Die Kapitel des Onlineauftritts der Höhle von Lascaux

Mit einer Höhle verbinden wir häufig Dunkelheit sowie Schwierigkeiten beim Zugang und mit der Orientierung. Dieses Problem hat das Musée d’Archéologie Nationale, das neben dem französischen Kulturministerium das Projekt unterstützt, jedoch beeindruckend gut gelöst, denn wenn man die viersprachige Webseite aufruft (https://archeologie.culture.fr/lascaux/fr), empfängt einen gleich auf der Auftaktseite ein Video, das alle Zeichnungen aus nächster Nähe zeigt. Diese seit 2014 existierende 3D-Modellierung der Wandmalereien ist eine virtuelle Tour durch die Höhle, bei der man die aus der Jungsteinzeit stammenden Zeichnungen aus unter-schiedlichen Perspektiven betrachten kann. Darüber hinaus gibt es, über die Startseite oder das Menü erreichbar, sechs bzw. fünf (je nach Sprache) thematisch geordnete Kapitel verschiedener wissenschaftlicher Fachbereiche, die sich unter anderem mit der Geologie, den Maltechniken, der Fundgeschichte und der modernen Forschung beschäftigen. Hierbei sei darauf hingewiesen, dass vor allem die französische und englische Version ausführlicher sind als die deutsche und spanische. Diese thematisch angeordneten Kapitel erfassen sehr detailliert den geographischen, geologischen, archäologischen und kunsthistorischen Kontext der Malereien und nutzen Bilder, Karten, Fotos und Animationen zur Veranschaulichung. Dieser Aufbau entspricht den Bereichen, deren Wissen und Methoden Archäologen bei der Untersuchung eines Fundes heranziehen. Der Besucher erhält auf diese Weise nicht nur Informationen, sondern auch einen faszinierenden Einblick in deren Arbeitswelt. Neben den Erklärungen zu Lascaux verweisen diese Kapitel noch auf ähnliche Museen und Höhlen in der Umgebung, die zum größten Teil auch online besucht werden können.

Wie man schon am Aufbau und am Detailreichtum der Kapitel erkennen kann, hat der Internetauftritt einen betont informativ-wissenschaftlichen und damit bewusst keinen sensationsorientierten Charakter. In jeder der vier Sprachen werden die Wissensbereiche kurz und präzise eingeführt, sodass der Besucher keine Vorkenntnisse benötigt, um den Inhalt zu verstehen. Dennoch gibt es nur im Französischen Erklärungshilfen, die bestimmte Fachwörter für Laien verständlich erläutern. Die Online-Ausstellung ist an Archäologie interessierte Jugendliche oder Erwachsene gerichtet, die sich Zeit für den Besuch nehmen, da man viel lesen muss und sich nicht schnell durch verschiedene, abfotografierte Objekte klicken kann. Die vielen unterschiedlichen Medien, die in jedem Kapitel eingesetzt werden, helfen einem jedoch gut dabei, sich das eben erklärte bildlich vorzustellen. Man kann, z.B. dank einer Animation, in der Schritt für Schritt die Zeichnungen entstehen, sehen und verstehen, wie die Menschen in der Steinzeit ihre Umwelt, ihren Alltag und ihre Glaubensvorstellungen in Bilder verwandelt haben.

Die Internetseite lässt sich technisch sehr einfach bedienen, und auch für die virtuelle Höhlenführung benötigt man keine spezielle Software. Zusätzlich zu den verschiedenen Bildmedien in den Kapiteln gibt es noch eine Materialsammlung, in der unterschiedliche Objekte und Medien ausgewählt und vergrößert betrachtet werden können.

Es ist eindrucksvoll zu erfahren, was heutzutage dank moderner Digitalisierungs- und Dokumentierungstechniken alles möglich ist. Am Beispiel der Höhle von Lascaux zeigt sich, dass man nicht mehr nur einzelne kleine Objekte, sondern eben auch ganze Höhlen digitalisieren kann. Auf diese Weise lässt sich die Steinzeit auf neuartige und bequeme Weise entdecken. Das einzige Manko ist der betont wissenschaftliche Onlineauftritt, der ungeduldige jüngere aber auch ältere Besuchergruppen mit seiner Vielfalt und Struktur eventuell überfordert. Dennoch sei jedem empfohlen, diese Internetseite zu besuchen, denn so schnell und leicht kann man sich sonst keine jungsteinzeitlichen Malereien nicht nur ansehen, sondern auch gut nachvollziehbar erklären lassen – vor allem nicht, wenn sie fast 1500 Kilometer vom eigenen Wohnort entfernt liegen und noch dazu in einer Höhle versteckt sind.

Hier geht es zur Webseite der Höhle von Lascaux: https://archeologie.culture.fr/lascaux/fr