Rezension: Virtuelles Museum Digital Humanities

Wenn wir an ein Museum denken, kommt den meisten von uns zunächst ein physischer Raum mit dreidimensionalen Gegenständen, die hinter Glasscheiben in Vitrinen verwahrt werden, in den Sinn. Heutzutage, mit zunehmender Digitalisierung, können allerdings nicht nur einzelne Teile von Museen virtuell zugänglich gemacht werden, sondern es gibt einzelne Projekte, die sich auf das bloße Online-Format stützen wollen und somit eine neue, unkonventionelle Richtung im Gegensatz zum „veralteten“ Bild des Museums einschlagen. Zu diesen gehört auch das Virtuelle Museum Digital Humanities der Universität Trier (Abb. 1), das sich – wie der Name schon sagt – thematisch mit den digitalen Geisteswissenschaften auseinandersetzt.

Abb. 1, Virtuelles Museum Digital Humanities (Screenshot vom 05.08.2020)

Das ab 2015 eingerichtete Online-Museum basiert auf einer Website, ist aber vom Grundsatz her wie ein reales Museum aufgebaut. Überschriften einzelner Seiten wie Eingang, mehrere Räume mit Stationen und ein Ausgang orientieren sich an der Struktur physischer Museen und spiegeln eine solche auf diese Art wider. Ein Lageplan am Eingang (Abb. 2) illustriert die Vorstellung der virtuellen Konstruktion.

Abb. 2, Ausstellungskonzept (Screenshot vom 05.08.2020)

Am Eingang (Abb. 3) wird das Projekt bzw. das Digitale Museum vorgestellt. Als Zielgruppen werden Studierende der Universität Trier, Studienanfänger der Digitalen Geisteswissenschaften, aber auch an der Thematik Interessierte benannt. Neben der Entwicklung des Projekts, dem oben bereits genannten Ausstellungskonzept und den Themenräumen werden auch verschiedene Möglichkeiten des virtuellen Museumsbesuchs nach drei Besuchertypen skizziert. Demnach wäre ein vollständiger Rundgang für den Bildungstypen gedacht, der alles an Informationen mitnehmen möchte, der Stöbertyp entdeckt in dem riesigen Pool an Wissen das, was ihn an verschiedenen Themen interessiert, während der Strukturtyp nach konkreten Informationen sucht. Diese Einteilung kann dem Museumsbesucher helfen, sich selbst besser zu verorten und herauszufinden, wie er den persönlichen Aufenthalt gestalten will. Ein freies Bewegen ist somit auch in diesem virtuellen Museum möglich.

Unten auf der Seite besteht nun die Option, sich durch alle kommenden Räume durchzuklicken.

Abb. 3, Eingang (Screenshot vom 05.08.2020)

Schließlich folgen mehrere Abschnitte zu DH-Definitionen, u.a. zu Begriffsklärung, Vorgeschichte, Geisteswissenschaften und Benennung von Verbänden. Direkt daran anschließend folgt Raum 1 mit dem Thema der Digitalen Wörterbücher, Raum 2 zur Digitalisierung von Kulturgütern und Raum 3 zu Unentschlüsselten historischen Gegenständen. Jeder dieser Räume hat einen Einführungstext und verschiedene Stationen (Abb. 4), die ganz unten auf der Seite eingesehen und angeklickt werden können.

Auf allen Seiten wird mit verschiedenen Medien gearbeitet, sei es Bild, Text oder Video. Unter Anwendung dieses breiten Spektrums an Angeboten werden viele Personen gleichermaßen angesprochen. Vereinzelt gibt es sogar kleine Übungen bzw. Aufgaben (Abb. 5), die erledigt werden können, wie z.B. Suchaufträge. Alle Informationen werden stets mit Quellen und Literatur belegt.

Abb. 4, Überblick der Stationen von Raum 1 (Screenshot vom 05.08.2020)
Abb. 5, Eine ausgewählte Übungsaufgabe (Screenshot vom 05.08.2020)

Im Anschluss an die drei Räume folgen Informationen zu Social Media rund um die Digital Humanities und ein Kontaktformular. Weiterhin behandelt werden die Themen Digitale Editionen, Maschinen und Manuskripte (Digitale Kodikologie), sowie Schreiben und Diskutieren über digitale Geisteswissenschaften. Am Ende gibt es einen Ausgang mit einem Ausblick.

Zusammengefasst ist das Virtuelle Museum Digital Humanities ein Projekt, das dem modernen Zeitgeist entspricht und auf diesem Wege Wissen an eine breitere Masse vermitteln kann. Mag das Thema auch sehr speziell sein, so ist das Museum meines Erachtens nach dennoch nicht nur für Studierende der Universität Trier oder der Fachrichtung der Digital Humanities, sondern auch für Geisteswissenschaftler aller Art interessant, da die Kombination dieser Fächer mit der Informatik immer relevanter und künftig ganze Generationen von Studierenden prägen wird. Angebote verschiedener Medien und Interaktion durch Übungsaufgaben runden den gesamten Online-Auftritt ab. Nicht vorhanden, aber ergänzend hilfreich wäre vielleicht noch eine Gesamtübersicht über alle Themen, Räume und deren untergeordnete Stationen, sodass alles auf einen Blick ersichtlich ist und der Besucher leichter den Überblick behalten und ggf. zu bestimmten Punkten springen kann. Abgesehen davon ist das Virtuelle Museum Digital Humanities eine sehr gute Möglichkeit, sich zum Thema der digitalen Geisteswissenschaften einzulesen und auch weiterzubilden.

Link zum Virtuellen Museum Digital Humanities:

http://dhmuseum.uni-trier.de/