#closedbutopen – das Kunstmuseum Moritzburg Halle

Im Zuge der Corona-Pandemie war das Kunstmuseum Moritzburg wie viele andere Museen im Frühjahr 2020 für ungefähr 10 Wochen geschlossen. Damit die fernbleibenden Besucher trotzdem von Zuhause aus das Geschehen im Museum mitverfolgen konnten, versorgte das Kunstmuseum Interessierte seitdem unter dem Hashtag #closedbutopen regelmäßig mit Informationen aus dem Museumsalltag und den aktuellen Ausstellungen sowie Einblicken hinter die Kulissen des Kunstmuseums.

Das Kunstmuseum Moritzburg befindet sich in Halle (Saale) und stellt Kunstwerke der bildenden und angewandten Kunst von der Antike bis in die Gegenwart aus, darunter Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle, Fotografien oder Plastiken und noch vieles mehr. Diese werden beispielsweise in den Dauerausstellungen „Sakrale Kunst von Mittelalter bis Barock“, „Kunst des 16. bis 19. Jahrhunderts“ oder „Wege der Moderne“ im Kunstmuseum gezeigt.

Die Homepage des Kunstmuseums Moritzburg bietet einen Überblick über aktuelle und auch vergangene Ausstellungen, sowie die Arbeit des Museums. Dabei hat sich der Schwerpunkt der Internetseite in den letzten Monaten auf online zugängliche Inhalte verlagert. Klickt man sich durch die verschiedenen thematischen Ausstellungsbereiche, findet man Hintergrundinformationen sowie viele Fotos der Objekte und Räumlichkeiten, die einem ein stärkeres Gefühl vermitteln, trotzdem vor Ort zu sein. Außerdem sind die Audioguides der verschiedenen Ausstellungen online zugänglich, sodass man sich auch von Zuhause aus Zusatzinformationen über die Künstler und die ausgestellten Werke anhören kann.

Zur Dauerausstellung „Wege der Moderne“ über Kunst in Deutschland im 20. Jahrhundert stehen zusätzlich zwei virtuelle Rundgänge zur Verfügung. Diese unterteilen sich anhand der Räumlichkeiten der Ausstellung in Kunst in Deutschland von 1900 bis 1945, sowie Kunst in der SBZ/DDR von 1945 bis 1990. Beide bieten einen sehr guten Überblick über die Inhalte der Ausstellung, man kann durch die Räumlichkeiten des Museums „laufen“, sich die Infotexte an den Wänden durchlesen, die Ausstellungsstücke von allen Seiten betrachten, sowie durch Anklicken derselben diese vergrößern, heranzoomen und zusätzliche Informationen über die verschiedenen Werke erhalten. Für einige Gegenstände steht sogar Audio- und Videomaterial zur Verfügung.

Die aktuelle Sonderausstellung des Kunstmuseums widmet sich Karl Lagerfeld. Diese wurde am 8. März eröffnet und konnte daher nur von wenigen Besuchern vor der Corona-bedingten Schließung der Museen besichtigt werden. Daher liegt der Fokus der Informationen hinter dem Hashtag #closedbutopen unter anderem auf diesem Teil der Ausstellung in der Moritzburg. Inhalt der Ausstellung „Karl Lagerfeld. Fotografie. Die Retrospektive“ sind mehr als 300 Fotografien Lagerfelds, welche noch zu Lebzeiten desselben gemeinsam mit ihm ausgewählt wurden, um im Kunstmuseum Moritzburg ausgestellt zu werden. Die Begleitbroschüre zur Ausstellung ist online verfügbar, außerdem Informationen zu Karl Lagerfeld als Person und zahlreiche Fotos verschiedener Werke und  Abschnitte aus der Ausstellung, die dem Besucher Zuhause einen ersten Eindruck vermitteln. Darüber hinaus findet man einige Pressestimmen zur Karl Lagerfeld Ausstellung auf der Homepage, um den bundesweiten Anklang nachvollziehen zu können, den die Ausstellung ausgelöst hat.

Der Hashtag #closedbutopen wurde gleich am 14. März, mit der Schließung der Museen, ins Leben gerufen. In dem ersten Video der Reihe kündigte der Direktor des Museums an, dass dieses Format zukünftig dazu dienen solle, über die Lagerfeld Ausstellung und die Dauerausstellungen zu berichten und Einblicke in die Ausstellungen und hinter die Kulissen des Museums zu erhalten. Ziel der Reihe ist es, trotz der Schließung, das Kunstmuseum Interessierten von Zuhause aus digital zugänglich zu machen. Dabei untergliedert sich #closedbutopen thematisch in Beiträge zur Karl Lagerfeld Ausstellung, Inhalte für Kinder, sowie Informationen über das Kunstmuseum und seine dauerhaften Ausstellungen. Dahinter verbergen sich zahlreiche Blogbeiträge und Videos mit vielen Hintergrundinformationen über das Museum und seine Kunstwerke, die weit über das, was man als Besucher vor Ort erlebt, hinausgehen. Auch nach der Schließung im Frühjahr führte das Kunstmuseum Moritzburg dieses Konzept fort und veröffentlicht unter dem adaptierten Hashtag #openbutsafe weiterhin regelmäßige Beiträge.

Neben den Online-Angeboten des Kunstmuseums gibt es außerdem einige museale Angebote, die man nicht von Zuhause aus, aber trotzdem ohne das Kunstmuseum betreten zu müssen, erleben kann, so zum Beispiel der Audiowalk Lyonel Feininger, ein Rundgang durch die Altstadt von Halle (Saale) mithilfe einer downloadbaren Begleitbroschüre und einer App mit zugehörigem Audiorundgang, oder eine speziell für die jüngere Zielgruppe gestaltete Burgrallye, die durch das Außengelände der Moritzburg führt.

Der Internetauftritt des Kunstmuseum Moritzburg ist sehr übersichtlich und anschaulich gestaltet. Es gibt eine umfangreiches Angebot an Fotos, kurzen Infotexten oder detaillierteren Blogbeiträgen, Audiodateien und Videos, die der Interessierte von Zuhause aus nach seiner persönlichen Vorliebe auswählen kann, um sich die Inhalte des Museums zugänglich zu machen. Dabei spricht das Kunstmuseum eine breit gefächerte Zielgruppe an, viele Informationen sind speziell für Kinder und Jugendliche aufbereitet worden, und auch auf Social-Media ist das Museum präsent.

Das Konzept #closedbutopen bietet eine gute Alternative zum Museumsbesuch in Corona-Zeiten. Sehr gut umgesetzt ist dabei der persönliche Bezug, der von Beginn an zum digitalen Besucher hergestellt wird, indem sich der Direktor per Video persönlich an diesen wendet und erklärt, mit welcher Intention und worüber in den nächsten Monaten mithilfe von #closedbutopen informiert werden soll. Dass dieses Format auch nach der Schließung fortgeführt wurde, zeigt, dass das Museum seine Online-Präsenz weiterhin fokussieren wird, damit sich Kunstinteressierte, auch von Zuhause aus, jederzeit über den Alltag im Museum und hinter den Kulissen auf dem Laufenden halten können.

https://www.kunstmuseum-moritzburg.de/

Rezension der Online-Aus-stellung des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle

Jeder in Halle kennt sie, die Ansage in der Straßenbahnlinie 7 an der einschlägigen Halte­stelle: „Landesmuseum für Vorgeschichte – Ausstellung der über 3600 Jahre alten Himmels­scheibe.“ Die bronzezeitliche Himmelsscheibe ist jedoch nicht nur im Museum selbst, son­dern auch in dessen Onlineausstellung zu sehen. Die Präsentation im Internet bietet Interes­sierten zu Coronazeiten, aber auch wenn die Himmelsscheibe verliehen ist, die Möglichkeit, dieses besondere und uralte Objekt kennenzulernen. Doch geht es in der Onlineausstellung nicht nur um die Himmelscheibe, denn die Webseite bietet noch viele andere interessante Wissensbestände zur bequemen Erkundung von zu Hause aus an. Die folgende Rezension analysiert die Ausstellungsinhalte sowie die Art und Weise, in der die wissenschaftlichen Erkenntnisse einem breiten Publikum präsen­tiert werden. Sie legt den Fokus auf die Be­reiche, die sich mit der Dauerausstellung im Allgemeinen und der Himmelsscheibe von Ne­bra im Besonderen befassen.

Abb. 1: Auftaktseite des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle (Saale)

Das Landesmuseum für Vorschichte in Halle/Saale (https://www.landesmuseum-vorgeschich‌te.de/) gehört zum Landesamt für Denkmalschutz und Archäologie Sachsen-Anhalt (https://‌www.lda-lsa.de/landesamt_fuer_denkmalpflege_und_archaeologie/) und beherbergt eine der umfangreichsten archäologischen Sammlungen in Deutschland. Das in der Öffentlichkeit be­kannteste Ausstellungsstück ist die über 3600 Jahre Himmelsscheibe von Nebra, einem klei­nen Ort im Unstruttal in Sachsen-Anhalt, in dessen Nähe sie 1999 von Raubgräbern ent­deckt wurde. Sie zählt zu den bedeutendsten archäologischen Funden des 20. Jahrhunderts, da sie die weltweit älteste konkrete Darstellung astronomischer Phänome­ne zeigt, die man bis jetzt gefunden hat. 2013 wurde sie daher in das UNESCO-Dokumentenerbe „Memory of the World“ aufgenommen. Im aktuellen Projekt des Landesmuseums, „UNESCO – Memory of the World: Kontextualisiertes Erleben der Himmelsscheibe von Nebra“, werden zahlreiche museale Objekte digitalisiert, um Besuchern unterschiedlichster Interessen nicht nur analo­ge, sondern auch digitale Möglichkeiten zur Vor- und Nachbereitung ihres Museumsbesu­ches zu bieten. Dazu gehört das Kapitel über die Dauerausstellung auf der Internetseite des Landesmuseums, das ich, nach einem Blick auf den allgemeinen Inter­netauftritt des Muse­ums, genauer betrachten möchte.

Die Startseite listet 23 Kapitel auf, in die die Webseite unterteilt ist. Diese Kapitel ordnen sich nach vier Bereichen, die sich mit dem Museumsbesuch, der Dauer- und den Sonderausstel­lungen, der Forschung am Museum und im Landesamt sowie mit inhaltlich verwandten Ausgrabungsstätten und Forschungsprojekten im Land Sachsen-Anhalt beschäftigen. An dieser Einteilung wird deutlich, dass die Vor- und Nachbe­reitung des Museumsbesuchs im Zentrum steht. Ein weiterer Arbeitsbereich des Landesmuseums für Vorgeschichte ist die Forschung und die Wissensvermittlung, weshalb dies der zweite große Schwerpunkt der Internetseite ist. Zu diesen Oberkapiteln, die wiederum in mehrere Unterkapitel unterteilt sind, gelangt man über die Auftaktseite oder das Menü. Die sechs Unterkapitel der Dauer­ausstellung sind chronologisch aufgebaut und erzählen, nach Großepochen unterteilt und thematisch angeordnet, die Ge­schichte der Region um Halle von der Altsteinzeit bis zur frühen römischen Kaiserzeit. Kurze Texte beschreiben und erklären detailliert die geogra­phischen, klimatischen, archäologischen und kunsthistorischen Kontexte der Epochen. Fotos aus der Ausstellung, Bilder, Karten und Zeichnungen veranschaulichen und erweitern die Aussagen der Texte. Da die Him­melsscheibe so einzigartig ist, ist ihr ein eigenes Oberkapitel gewidmet, obwohl sie zur Dauerausstellung gehört.

Wie man schon am Aufbau und am Detailreichtum der Kapitel und Unterkapitel erkennen kann, hat der Internetauftritt einen deutlich informativen-wissenschaftlichen und nicht sensa­tionsorientierten Charakter. In jedem Oberkapitel wird die besprochene Epoche kurz einge­führt, sodass der Besucher keine Vorkenntnisse benötigt, um den Inhalt zu verstehen. Den­noch werden viele Fachwörter, wie z.B. Paläolithikum und Mesolithikum, verwendet, die Vor­kenntnisse in Geschichte, Archäologie, Geographie und Kunstgeschichte voraussetzen. Da­raus lässt sich schließen, dass das untersuchte Kapitel „Dauerausstellung“ des Internetauf­tritts an Archäologie und Geschichte interessierte Jugendliche oder Erwachsene gerichtet ist, die sich in Vorberei­tung auf einen Besuch im realen Museum die Zeit nehmen können und wollen, diese sehr informative und vielfältige Webseite zu erkunden. Laien können dank der kurzen, prägnanten Texte auch von der Onlineausstellung profitieren. Die vielen unterschied­lichen Medien, die in jedem Kapitel eingesetzt werden, helfen dabei, sich das eben Erklärte bildlich vorzustellen. Man kann beispielsweise dank einer wissenschaftlichen Zeich­nung nachvollziehen, welche Kleidung die Menschen in der Alt­steinzeit trugen. Um jüngere Besu­chergruppen zu erreichen, unterhält das Landesmuseum auch Accounts auf Facebook, Twitter und Instagram.

Die Internetseite lässt sich sehr einfach bedie­nen, denn sie ist übersichtlich und schlicht gestaltet. Ihre 23 Kapitel mögen einem zunächst zwar als unüberschaubar erscheinen, doch kommt man über die linke Steuerleiste schnell wieder zum Ausgangspunkt zurück. Zusätz­lich zu den verschiedenen Bildmedien in den oben beschriebenen Abschnitten gibt es noch das Kapitel „Digitale Sammlungen“, das di­gitalisierte historische Fotos über das Museum sowie die Münzsammlung des Landesamtes für Denkmalschutz und Ar­chäologie öffentlich zugänglich macht. Ebenso wie die übrigen Medien können sie auch hier einzeln ausgewählt und zur eingehenden Betrachtung vergrößert werden. Man kann in den Bereichen der Dau­erausstellung jedoch leider nicht in die Bilder, Karten oder Zeichnungen hineinzoomen, wes­halb manche Details und Beschriftungen schwer zu erkennen sind. Das ist, aus meiner Sicht, das einzige Manko dieser ansonsten sehr gelun­genen Darbietung.

Abb. 5: Beispiel für verschiedene Bildmedien

Der Online-Auftritt des Landesmuseums für Vorgeschichte ist in zweierlei Hinsicht beeindru­ckend. Auf einer Internetseite hat man, was die Menge an Medien und Informationen sowie ihre Präsentation angeht, nicht den gleichen Handlungsspielraum wie in einer physisch rea­len Ausstellung. Deshalb muss allein schon aus technischer Sicht am Inhalt gekürzt werden. Daher ist es aus meiner Sicht eine bemerkenswerte Leistung, dass es den Verantwortlichen der Webseite gelungen ist, das Wissen aus einer sehr umfangreichen Ausstellung, zu kur­zen, prägnanten und dennoch für Laien verständlichen Texten zu komprimieren. Die zweite eindrucksvolle Leistung ist, dass in dieser kleinen Online-Ausstellung zwar schon viel gezeigt und erklärt wird, man aber dennoch motiviert ist, sich die Präsenzausstellung anzuschauen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Online-Auftritt, und insbesondere die hier un­tersuchten Kapitel, eine gute Vorbereitung auf einen Besuch sind, und zwar in inhaltlicher wie in besuchspraktischer Hinsicht. Daher empfehle ich allen Interessierten, sich diese Inter­netseiten in Ruhe anzuschauen, und dabei entspannt ihr Wissen über die Ur- und Frühge­schichte aufzufrischen und zu erweitern.

Hier sind die Links zum Landesmuseum Halle: https://www.landesmuseum-vorgeschich‌te.de/

und zum Landesamt für Denkmalschutz und Archäologie Sachsen-Anhalt: https://‌www.lda-lsa.de/landesamt_fuer_denkmalpflege_und_archaeologie/