Die letzten Wochen und Monate waren geprägt von teils heftigen Diskussionen im Bildungs- und insbesondere im Hochschulbereich. Überall fehlen Fachkräfte, es herrscht ein akuter Lehrer*innenmangel und die Planbarkeit für Karriere und Familie für Wissenschaftler*innen in frühen Karrierephasen (Promotion und Post-Doc) an den Universitäten ist immer noch prekär. Dazu kommt ein großer Investitionsstau an den Hochschulen, marode Gebäude, fehlendes Personal und eine zu hohe Abhängigkeit von Drittmitteln und Auftragsforschung. Himmelschreiende Missstände, wenn wir bedenken, wie hier der Anspruch eines Landes der Innovation und der demokratischen Wissenschaft mit der Realität an unseren Hochschulen auseinanderklafft.
Auch die MLU kommt aus ihrer Dauerkrise nicht heraus: Immer noch herrscht Unklarheit darüber, wie viel Geld im eigenen Haushalt fehlt und in welchem Umfang weitere Sparmaßnahmen auf Beschäftigte und Studierende zukommen, wenn den Forderungen des Landes nach einer Umstrukturierung im Rahmen des HEP (Hochschulentwicklungsplanes) nachgekommen werden soll. Fächer bangen um ihre Existenz, Stellen werden nicht nachbesetzt und dringend notwendige Förderprogramme auf vielen Ebenen liegen auf Eis. Auch in Sachen Beteiligung ist noch Luft nach oben: Seitdem 2022 die erste Promovierendenvertretung ihren Dienst angetreten hat, haben wir oft das Gefühl, dass wir immer wieder aktiv daran erinnern müssen, dass wir jetzt auch ein Mitspracherecht bei Angelegenheiten haben, die uns als Promovierende direkt betreffen.
Die Auswirkungen eines unterfinanzierten Hochschulsektors spüren wir allerdings schon jetzt: Viele Promotionsstellen werden nur als halbe Stellen angeboten und durch die Unterbesetzung und Überlastung der Verwaltung verzögern sich Personalangelegenheiten und Reisekostenauszahlungen. Auch die Graduiertenförderung des Landes, mit der Promovierende an der MLU eigentlich “sorgenfrei” an ihrer Doktorarbeit arbeiten sollten ist nicht nur ziemlich gering und schon länger nicht mehr erhöht worden (trotz Inflation und gestiegenen Miet- und Lebenshaltungskosten), auch ist es mit Bestimmungen verbunden, die ungerechtfertigt in die Möglichkeiten eingreifen, nebenher zu arbeiten.
Gerade als Promovierende sollten wir diese Verhältnisse nicht als gegeben hinnehmen oder versuchen uns einfach “durchzuwurschteln”. Sowohl für unsere eigene als auch die Lage nachkommender Generationen junger Wissenschaftler*innen tragen wir die Verantwortung, diese Missstände anzugehen. Deshalb beteiligen wir uns am 20.11.2023 ab 10:00 am bundesweiten Hochschulaktionstag, der von verschiedenen Organisationen getragen wird, unter anderem den Gewerkschaften Verdi und GEW, die zugleich auch zu einem Streik der Landesbeschäftigen aufrufen. Die genauen Orte und Zeiten könnt Ihr dem Flyer entnehmen. Präsent sind wir sowohl ab 10:00 im Streikcafe mit einer Vorstellung der Promovierendenvertretung, als auch mit einer Rede auf der Kundgebung um 12:00 auf dem Universitätsplatz.