Alter Prunk und neuer Glanz – SKD: Die Rüstkammer im Residenzschloss Dresden

Startseite der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) betreiben als Museumsverbund eine Vielzahl von Museen, welche teils sehr weitläufig verteilt liegen. Der Onlineauftritt hingegen vereint alle Institutionen und die dazugehörigen Museen auf einer Website mit einheitlichem Design und Informationsstruktur. Neben dem Dresdner Zwinger ist das Residenzschloss im Zentrum der Stadt wohl eines der berühmtesten Gebäude des SKD und beherbergt insgesamt vier verschiedene Museen vom Grünen Gewölbe zum Kupferstich-Kabinett über das Münzkabinett bis zur Rüstkammer. Letzteres erlaubt Zugang zu den königlichen Parade-Räumen und zeigt eine beeindruckende Fülle an Prunkwaffen, Rüstungen, Porzellan und Gewändern. 

Kunst @home Programm des SKD

Wer sich auf der Seite der Staatlichen Kunstsammlungen befindet kann zunächst alle wichtigen Informationen im Überblick einsehen. Dabei wird schnell deutlich, dass es sich um ein eher klassisch aufgebautes Museumskonzept handelt. Wer besonders viel Interaktivität oder Nähe zu Ausstellungsstücken schätzt wird hier in der Ausstellung selbst nur sehr bedingt fündig werden. Die SKD richtet sich in allen Museen und auch online mehrheitlich an ein erwachsenes, kulturinteressiertes Publikum. Unter dem Reiter „Vermittlung“ lassen sich jedoch zahlreiche weiterführende Angebote für alle Altersgruppen vom Baby bis zum Senior finden. Dabei bietet die SKD unter dem Sammelpunkt Kunst@home Kindern und Jugendlichen auch sehr umfangreiche digitale Bildungsangebote, welche wiederum nach Institutionen aufgeschlüsselt werden. Durch die Angebotsstruktur bietet die SKD eine gute Möglichkeit Kunst und Kultur erlebbar zu machen, ohne das klassische Museumskonzept interaktiv umzugestalten.

Museen und Institutionen im Überblick

Unabhängig von einer spezifischen Institution lassen sich unter “Ausstellungen” alle vorhandenen Museen und deren Angebote in Dresden finden. Da diese Fülle an Programm jedoch sehr überwältigend sein kann, bietet die SKD eine alternative Suchoption an. Unter dem Reiter “Museen und Institutionen” lässt sich die Struktur der Anzeige in ortsbezogene Angebote unterteilen. Hier kann der Besucher im Gesamtüberblick einsehen, welche Ausstellung sich in welchem Gebäudekomplex befindet. Diese Anordnung bietet gerade für Touristen oder erstmalige Besucher der SKD einen leichteren Einstieg und Überblick. Unter dem Residenzschloss findet sich auch hier wieder die Rüstkammer, welche nun beispielhaft für die Museen der SKD genauer betrachtet werden soll.

Startseite der Rüstkammer

Klickt man auf das Museum “Rüstkammer”, so befindet man sich automatisch auf dessen Startseite, welche ebenfalls die wichtigsten Informationen für einen Besuch zusammenfasst. Gerade in Zeiten der Pandemie wird hierbei besonders auf die eingeschränkten Öffnungszeiten verwiesen. Wer keine Lust, Zeit oder die Möglichkeit hat sich in das Museum zu begeben, findet auf der Internetseite trotzdem eine Vielzahl an Informationen zu den insgesamt fünf verschiedenen Bereichen der Dauerausstellung. Die Vorstellung ist dabei sehr unterschiedlich und erhebt nicht in jedem Bereich den Anspruch eine Online Version der physischen Ausstellung in Form von virtuellen Rundgängen abzubilden.

Ausstellungen der Rüstkammer

Unter “Ausstellungen” sind sowohl diese Bereiche der Dauerausstellung zu finden, als auch die Sonderausstellung und Hinweise zu weiteren Themenverwandten Ausstellungen im Raum Dresden. Am unteren Rand gibt es auch die Möglichkeit vergangene Ausstellungen im Archiv des SKD aufzurufen. Da sich das Residenzschloss gerade im Umbau befindet ist die Integration weiterer Dauerausstellungen geplant. 

Jeder Bereich der Dauerausstellung lässt sich anhand eines kurzen Einführungstextes erkunden, welcher durch Bilder oder Videos aus den Ausstellungsräumen ergänzt wird. Wer sich beispielsweise die Gestaltung des Themengebietes: “Auf dem Weg zur Kurfürstenmacht” anschaut wird sehr umfangreich über die Objekte informiert, aber bekommt ebenso Einblick in die Intention und Planung hinter der Ausstellung. Hierbei besonders informativ ist das Video zur Ausstellung “Macht und Mode” Der Interessent kann hierbei nicht nur die Geschichte der Werke entdecken, sondern bekommt durch Erklärungen mitwirkender Experten ebenfalls Einblicke in wichtige Prozesse der Konzeption. Diese Art der Einbeziehung der potentiellen Besucher  ist besonders transparent gestaltet, weil der Besucher von diesem Hintergrundwissen in der Betrachtung der Ausstellung  online oder vor Ort profitieren kann.

So macht bspw. der Einführungsfilm darauf aufmerksam die Kleider nicht nur als allgemeines Zeitzeugnis, sondern auch als individuelle Repräsentation einzelner Adressaten und bestimmter Herrscherhäuser zu sehen. Am Landschaftsmantel wird die Bedeutung von Mode als Machtinstrument besonders eingehend erläutert. Durch das zusätzliche hochauflösende Videomaterial zum Werk kann der Betrachter so auch online Details und Aussagekraft dieses Werkes  erleben. 

Unter dem Informationstext befinden sich Impressionen aus der Restaurierungswerkstatt, welche wertvolle Einblicke hinter die Museumskulisse zulassen. Dieses Video zeigt das Vorgehen bei der Restaurierung, Eckdaten und die Geschichte eines Objektes am Beispiel der Prachtmitra des Erzbischofs Albrecht von Brandenburg von 1514. Im Gespräch mit einer Mitarbeiterin wird besonders der Arbeitsaufwand und das handwerkliche Vorgehen im Restaurationsprozess für den Betrachter deutlich. Solche Restaurations- und Vorbereitungsvideos sind besonders bei neueren Ausstellungen wie den königlichen Paraderäumen zu finden, wobei sich entweder auf die Räume oder ein bestimmtes Einzelstück konzentriert wird. Der Betrachter kann dabei die Ausstellungsstücke aus einem ganz anderen Blickwinkel entdecken, welcher ihm im Normalfall verwehrt geblieben wäre. Ebenfalls treten wichtige Hintergrundmitarbeiter in Erscheinung, welches langfristig durch die öffentliche Sichtbarkeit zu einer höheren Wertschätzung dieser Arbeiten beitragen kann.

Panoramarundgang „Türckische Cammer“

Im Reiter: “Der neue Riesensaal” und “Türckische Cammer” gibt es die Option eines Panoramarundgangs. Hier lässt sich – anders als bei den anderen Bereichen –  das Museum doch als Online Version erleben. Dabei navigiert das System an festgelegten Punkten durch den Raum und bietet durch rote I Punkte gekennzeichnete Informationen zu ausgewählten Objekten. Allerdings handelt es sich hierbei nur um die Nennung der Eckdaten und nicht um kleinere Informationstexte zur Geschichte oder zum Fund des Objekts. Am Ende aller Themengebiete befindet sich außerdem eine Bildergalerie mit hochauflösenden Impressionen aus dem jeweiligen Ausstellungsbereich. Hierbei lassen sich bereits viele Objekte betrachten, allerdings sind hierbei leider auch keinerlei Informationen zu im Bild abgebildeten Objekten abrufbar.

Der wohl neuste Bereich sind die Paraderäume August des Starken. Auch hier sind sowohl Informationen in Text- als auch in Videoform zu finden. Besonders erwähnenswert ist das Video zur Eröffnung, da hier nicht nur Impressionen der fertigen Räumlichkeiten, sondern auch die Rekonstruktions- und Restaurierungsschritte ab 1945 im damaligen zerstörten Residenzschloss thematisiert werden. Dem Betrachter werden sehr umfangreiche Details zum Wiederherstellungsprozess erklärt, positive Aspekte und Schwierigkeiten in der Verwirklichung einer möglichst korrekten Rekonstruktion erwähnt. Dabei spricht der Direktor der Rüstkammer als auch die Direktorin der SKD die Bedeutung der Interaktion mit dem Besucher an. Beide betonen ebenfalls, dass die Rekonstruktion noch nicht abgeschlossen sei und der stetige Verbesserungsprozess der Ausstellung vor den Augen eines aktiven Besuchers stattfinden soll. 

Hier zeigt sich besonders stark, dass das Museum im SKD als offener Raum zwischen Besucher und Koordinatoren, sowie als Begegnungsstätte mit Vergangenheit wahrgenommen wird. Dies wird in erster Linie in der Ausstellung vor Ort umgesetzt, trotzdem gibt auch der Besuch der Onlineplattform umfangreiche Informationen zu Werken, Intentionen und Gestaltungsprozessen preis. Gerade am Beispiel der Rüstkammer ist es dem SKD besonders gut gelungen die positiven Aspekte eines physischen Besuchs hervorzuheben und gleichzeitig Onlineangebote zu schaffen, welche nicht das Gefühl vermitteln etwas zu verpassen. Zwar ist die Informationsfülle online weniger stark auf die Ausstellungsstücke fokussiert, zeigt aber dennoch eine ganz eigene Herangehensweise und Auseinandersetzung mit Objekten und der Geschichte des Hauses selbst. Die Onlinepräsenz sowie die Ausstellung bieten damit einen sehr gelungen Informationsraum für kulturinteressierte Erwachsene und zeigt gleichzeitig, dass die Museumsleitung merklich eine transparente Entwicklung für und mit dem aktiven Besucher fördert.

https://www.skd.museum/

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