Animal Crossing New Horizons – Reif für die Insel in Zeiten der Corona Pandemie

Was machen die Menschen wenn alles schweigt? Keine Schule, keine Arbeit, keine Uni aber auch keine offenen Geschäfte, keine Ausflüge mit Freunden und keine Freizeitaktivitäten. Corona brachte all dies zum erliegen. Die neu gewonnene, unfreiwillige Freizeit nutzten viele Leute auch, um Videospiele anzufangen oder weiterzuspielen. Obwohl die Nintendo-Switch bereits 3 Jahre alt ist, erlebte gerade diese Konsole in Zeiten von Corona einen erneuten Beliebtheitsschub. Spätestens mit dem Erscheinen von Animal Crossing war die Switch in Deutschland über mehrere Wochen ausverkauft. Es kam zu absurden Geboten auf verschiedenen Internetportalen. 

(https://www.gamepro.de/artikel/switch-ausverkauft-ps4-xbox-one,3356466.html)

Animal Crossing an sich gab es bereits für vorherige Nintendo-Konsolen und besitzt auch in der Switch Version grundlegend gleiche Muster. Das Spiel ist keineswegs ein Actiontitel, sondern das gesamte Spielprinzip ist auf Entschleunigung und Entspannung aufgebaut. Letztlich erstellt der Spieler sich einen eigenen Charakter und zieht zusammen mit weiteren niedlichen, tier-ähnlichen Charakteren auf eine einsame Insel. Gerade während des Lockdowns ist hier genügend Zeit die Komplikationen der realen Welt hinter sich zu lassen und eine neue virtuelle, ganz individuelle Welt aufzubauen. 

(https://www.nintendo.de/Spiele/Nintendo-Switch/Animal-Crossing-New-Horizons.html)

Die fiktive Firma Tom Nook Inc. bietet diesen Umzug als eine Art Selbstifndungs- “Reif für die Insel” Paket an. Ohne Zeit- oder Erfolgsdruck lebt der Spieler hier in Echtzeit mit anderen Charakteren, Tom Nook als Organisator und Nepp und Schlepp als dessen Gehilfen zusammen. Das gesamte Spiel über baut man Häuser für neue Bewohner, pflanzt Bäume, dekoriert die Landschaft und bezahlt seine Schulden ab. Geld verdient man durch Verkaufen oder durch das Spekulieren mit Rübenpreisen. Es ist möglich andere Inseln von Freunden zu besuchen und Fossilien, Fische, Insekten und Gemälde für das inseleigene Museum zu sammeln. Diese “Einfachheit” und das ruhige und friedliche Geschehen im Spiel machte Animal Crossing für eine sehr breite Zielgruppe attraktiv.

(https://www.nintendo.de/Spiele/Nintendo-Switch/Animal-Crossing-New-Horizons.html)

Der Preis für Animal Crossing beträgt 59,99€ was für eine Nintendo Eigenproduktion dem Normalpreis entspricht. Es kann entweder online direkt über das Nintendo Switch System oder klassisch als realer Spiel-Hardware Pack erworben werden. Hierbei erhält der Spieler kompletten Zugang zu allen Spielinhalten, da Animal Crossing keine klassischen InGame Käufe anbietet. Nintendo folgt damit nicht dem Trend vieler anderer Spieleentwickler welche oftmals InGame Käufe in neue Titel integrieren. Hierbei können dann bspw. kosmetische Gestaltungsmöglichkeiten, Zeit oder Fortschritt durch Echtgeld erworben werden. Diese Methode sichert der Spielefirma aus bereits veröffentlichten Titeln mit minimalem Aufwand später noch größeren Gewinn herausholen zu können. Um Animal Crossing im vollen Umfang spielen zu können muss der Spieler jedoch nicht immer wieder Geld investieren, sondern es bleibt bei der einmaligen Investition beim anfänglichen Spielekauf. 

(https://www.zeit.de/news/2020-08/06/animal-crossing-beschert-nintendo-gewinnsprung)

Dank der Veröffentlichung von Animal Crossing und dem damit zusammenhängenden Hype um die Switch Konsole in der anfänglichen Pandemiezeit konnte Nintendo seinen Absatz in 2020 fast verdreifachen (Stand: August 2020, gegenüber dem Vorjahr). Der Gewinn der Firma versechsfachte sich bereits im August 2020, mehrheitlich durch den Verkauf von 61,4 Millionen Konsolen. Animal Crossing befeuerte die Nachfrage der Switch noch einmal zusätzlich. Das Spiel selbst wurde ebenfalls 22 Millionen Mal verkauft und ist damit eines der erfolgreichsten Neuerscheinungen 2020. Gerade Nintendo als Spiele- und Konsolenentwickler hat die Corona-Krise finanziell keinesfalls geschadet. Im Gegenteil.  

(https://www.gameswirtschaft.de/marketing-pr/animal-crossing-new-horizons-verkaufszahlen-2008/)

Im Zuge des Lockdowns entstand ein regelrechter Hype um dieses Spiel. Gerade auf Social Media tauschten sich Hunderte plötzlich über Dekorationsgegenstände oder die besten Rübenkurse aus. Während das öffentliche Leben fast komplett zum erliegen kam, blühte die virtuelle Welt in und über  Animal Crossing auf. Das Spiel bot für viele Personen eine willkommene und seichte Abwechslung zur ernsten Lage in der realen Welt und bot gleichzeitig die Möglichkeit sich virtuell mit seinen Freunden oder anderen Spielern zu treffen. 

Der Spieler kann letztlich abtauchen auf eine Insel, in der Wespen und schlechte Rübenpreise die wohl größte Sorge sind. Im Gegensatz zur Realität bietet Animal Crossing  hier eine berechnende Umgebung mit ausschließlich freundlichen Charakteren und Aktivitäten an. Eine entstandene Community gibt sich gegenseitig Tipps und bietet so die Möglichkeit eines Austauschs mit Fremden abseits des  Corona-Themas. Scheinbare Kleinigkeiten innerhalb eines Spiels wurden zum Mittelpunkt von Unterhaltungen. Die Sorglosigkeit, nach welcher sich so mancher sehnt, kann hier – wenn auch nur virtuell – konsumiert werden.

Links:


www.nintendo.de/eshop/animalcrossing

Rezension: Assassin’s Creed Odyssee Discovery Tour

In die Vergangenheit eintauchen und die griechische Antike erleben – damit wirbt das Spiel Assassin’s Creed Odyssee, das die Spielfirma Ubisoft gemeinsam mit einem multinationalen Team, bestehend aus vielen einzelnen Personen und z.T. wissenschaftlichen Beratern, entwickelt hat. Eine Ergänzung zum Hauptspiel ist der Entdeckungsmodus, der mithilfe von Führungen die damalige Welt anschaulich machen soll.

Trailer zur Assassin’s Creed Odyssee Discovery Tour

Ziel dieser Entdeckungstouren ist es, wie es im Trailer heißt, eine Verbindung aus Museum, Archäologie und Videospiel zu schaffen. Demnach können nicht nur Gamer und Erwachsene, sondern auch Interessierte verschiedener Altersklassen, die nicht bewandert im Videospielen sind, von diesem Modus profitieren, da die Steuerung und Funktionsweise leicht erlernbar sind. Weiterhin wird die Möglichkeit aufgetan, die Entdeckungstouren als didaktische Erweiterung des eigentlichen Spiels für Bildungszwecke einzusetzen, wie beispielsweise im Geschichtsunterricht, um das Thema des antiken Griechenlands greifbarer und interessanter darstellen zu können.

Allgemein wird in den Entdeckungstouren ein Querschnitt des antiken Lebens aufgemacht. Aufgegliedert wird in die Themen „Berühmte Städte“, „Alltag“, „Politik und Philosophie“, „Kunst“, „Religion und Mythen“ sowie „Schlachten und Kriege“ (Abb. 1), innerhalb derer verschiedene Führungen angeboten werden. Im Schnitt sind die einzelnen Führungen ca. 10-20 Minuten lang.

Abb. 1, Das Menü mit Auswahlmöglichkeiten der Touren nach einzelnen Themen und weiteren Optionen.

Mit moderner Technologie, dem Videospiel, soll die Geschichte möglichst getreu nachempfunden werden. Präsentiert wird hier die griechische Antike in einer freibegehbaren Miniaturwelt (Abb. 2), wenn sie auch geographisch begrenzt ist und nicht die gesamte antike Welt abbildet. Die Spielwelt wird hierbei zum Ausstellungsobjekt, die durch eine Führung mit verschiedenen Stationen eben wie ein reales Museum betreten werden kann. Eingesprochene Texte, Bilder und Darstellung der Objekte sowie ein Quiz am Ende einer jeden Führung fördern die Interaktion zwischen Spieler und Spielwelt. Belohnungen wie neue für die Führungen verwendbare Avatare und Reittiere motivieren zusätzlich, möglichst viele Besichtigungen zu absolvieren.

Abb. 2, Dreidimensionale Darstellung der Akropolis in Athen

Bei all dem liegt im Fokus, beim Erleben der virtuellen griechischen Antike Schwellen oder Grenzen so weit es geht abzubauen. So besteht unter anderem die Option im Menü ganz einfach zu bestimmten Führungen zu springen, die räumlich und zeitlich an ganz verschiedenen Punkten angesiedelt sind. Einzig die technischen Voraussetzungen stecken Barrieren ab: Die Sprachauswahl, die Steuerungsmöglichkeiten und der Umfang der Spielwelt sind an die vorhandene Technologie gebunden und dadurch begrenzt.

Besonders aus der erwähnten gesprochenen Sprache in den Führungen ergibt sich auch ein weiterer Aspekt: Die Entdeckungstouren sind angepasst an die Rezeptionsgewohnheiten und Konventionen der heutigen Zeit. Allerdings wird dadurch auch erst eine geringe Übersetzungsleistung zwischen Interpretation und Inhalt ermöglicht.

Trotzdem werden alle multimedialen Ebenen bedient und so gut wie möglich ausgeschöpft. Der entscheidende Unterschied zu einem richtigen Museum ist die fehlende Haptik, die physische Nähe zu den Ausstellungsobjekten. Der belebende Simulationscharakter versucht dies auszugleichen.

Insgesamt ist der Entdeckungsmodus von Assassin’s Creed Odyssee in seiner Art einzigartig, vor allem was den Umfang, Inhalt und die technische Qualität betrifft. Allerdings lebt er auch sehr von dem Effekt, der um ihn generiert wird. Im Trailer und in der Werbung wird durch einen Anspruch auf Vollständigkeit, die aufgrund von Wissenslücken über die Antike eigentlich gar nicht gegeben werden kann, eine vorteilhafte Wirkung erzeugt. Die Unterhaltungsindustrie stellt die Entdeckungstouren als umfassende Veranschaulichung der antiken Welt dar, obwohl nicht alle Aspekte stimmig sind. Zum Beispiel tragen einige abgebildete Statuen, anders als in ihren originalen Ausführungen, Kleidung. Ebenfalls finden die Führungen in modernen Sprachen statt und nicht im damals gesprochenen Altgriechisch. Ein wenig kritisch zu betrachten ist ebenfalls die Qualität der Informationen, die durch Texte vermittelt werden. Es gibt weder konkrete Angaben zu verwendeten Quellen oder Literatur, noch wird der Verfasser der Texte genannt. Dadurch kann das Wissen nicht direkt nachgeschlagen werden.

Dessen ungeachtet bietet Assassin’s Creed Odyssee zahlreiche Entdeckungstouren, die die griechische Antike anschaulicher machen können; sei es nun im Unterricht oder aus Interesse im eigenen Wohnzimmer. Besonders zu einer Zeit, in der Museumsbesuche teilweise nicht so einfach zu bewerkstelligen sind, kann diese virtuelle Welt gute Abhilfe und Abwechslung schaffen.

Beispiel einer Führung zum Thema „Götter und Liebe“

Quellen und Literatur:

Bernhardt, Markus: Das Spiel im Geschichtsunterricht. Wochenschau. Fulda 2003.

Weiterführende Links:

https://assassinscreed.ubisoft.com/game/de-de/news-updates/355000/discovery-tour-ancient-greece-now-available

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/wie-assassin-s-creed-antike-geschichte-lehrt-16593637.html

Nasjonalmuseet.no

Online Eindrücke vor Fertigstellung des Gebäudes

Wer kann behaupten, bereits Ausstellungsstücke aus einem Museum gesehen zu haben, das noch nicht existiert? Das Nationalmuseum Oslo befindet sich gerade noch im Bau. Es soll das größte Kunstmuseums Oslos werden und wird Kunst, Architektur und Design miteinander verbinden. Das Gebäude, direkt zwischen der Akerhus Festung, dem Rathaus und dem Friedensnobelpreis Zentrum gelegen, wird erst im Frühjahr 2021 fertig gebaut und eröffnet. Bis dahin kann man allerdings schon viele Eindrücke online sammeln. Der Online-Zugang ist über Norwegisch oder Englisch möglich. Dabei zeigen sich Unterschiede im Aufbau und den Inhalten, so dass sich ein Wechsel zwischen den Sprachen lohnt. So wird deutlich, welche Inhalte, welchem Publikum besonders ans Herz gelegt bzw. präsentiert werden sollen. Die norwegische Startseite verweist eher auf aktuelle Projekte vor Ort in Oslo oder  auf Partizipationsmöglichkeiten in der Stadt. Im englischsprachigen Bereich soll das internationale Publikum besonders durch herausragende Ausstellungsstücke gelockt werden. So werden bereits auf der Startseite Werke von Vincent van Gogh und Edward Munch besonders hervorgehoben. 

Ein Beispiel für eine Online-Ausstellung ist die über  „Wilhelm von Hanno“. Die „reale“ Ausstellung wird erst im August in einem der Aktuell noch genutzten Gebäude eröffnet. Allerdings hat man bereits jetzt online einen Zugang. Es werden viele Skizzen, Zeichnungen und Gemälde des Architekten in hochaufgelösten Bilder mit ausführlichen Texten zu allen Bereichen seines Lebens gezeigt. Dabei schwingt auch immer wieder der Stolz über Gebäude, die Hanno in Oslo errichtete, die von ihm gegründete Schule oder auch die von ihm gestaltete Briefmarke, mit. Da die Seite sehr ausführlich das Leben betrachtet, kann der Besucher auch durch ein Menü auswählen, welche Bereiche ihn interessieren und er springt direkt dorthin. 

Besonders spannend sind die „Stories from the museum“, da diese doch im normalen Besucheralltag des Museums nicht zugänglich sind .  Der Online-Auftritt hingegen gewährt einen Blick hinter die Kulissen. Dabei geht es beispielsweise um die Aufarbeitung bzw. Konservierung von Objekten oder um die Lagerung der wertvollen Stücke. So werden vor allem Arbeitsprozesse von Mitarbeitern des Museums transparent . Von der Entstehung einer Ausstellung über  spezielle Objekte, die das Museum verwahrt, bis hin zu Geschichten, die einzelne Künstler miteinander verbinden, kann man hier einiges entdecken.

Zwei Features des Online-Auftritts vom Osloer Nationalmuseum sind besonders hervorzuheben. Zunächst findet man auf der Startseite die Mitmach-Aktion „Create your own Collection“. Dabei haben Besucher der Website die Möglichkeit, eigene „Ausstellungen“ zu gestalten, in dem Kunstwerke aus der 44 000 Stück starken Museums Kollektion ausgesucht werden und unter einem selbstgewählten Thema präsentiert werden. So werden die Besucher herausgefordert aktiv zu werden und sich mit dem Fundus des Museums direkt auseinanderzusetzen. Auf diese Weise entsteht eine Vielzahl an „Ausstellungen, wodurch mehr Verlinkungen zwischen den Ausstellungsstücken entstehen und Kuratoren in Interessensgebiete der Besuchenden einen Einblick erhalten. Durch die Vielfalt der Objekte, kann man sich dabei austoben und den Bereich auswählen, der einen am meisten interessiert. Die Ausstellungen werden öffentlich angezeigt, können mit Beschriftungen versehen oder in den sozialen Medien geteilt werden. Die einzelnen Objekt sind vom Museum beschriftet und mit Informationen versehen. Immer wieder werden ähnliche Objekte angezeigt oder ein Download des Stückes angeboten.

Diese Form der Auseinandersetzung mit Museumsobjekten ist besonders auch im pädagogischen Kontext spannend. Im Klassenverband können in Gruppen oder auch allein Ausstellungen konzipiert werden, die anschließend durch die anderen Schüler entdeckt und besprochen werden kann.

Das zweite besondere Feature ist die Integration von ausgewählten Objekten in das Videospiel „Animal Crossing“ . Dieses Spiel hatte durch die Corona-Pandemie noch einmal einen deutlichen Schub erhalten und besonders jüngere Zielgruppen zwischen 10 und 40 Jahren werden dabei angesprochen. Das Nationalmuseum Oslo bietet dabei die Möglichkeit, Bilder als Einrichtungsgegenstände im Spiel zu integrieren oder auch als Puzzle zusammensetzen zu können. Die „Originale“ sind jeweils unter den QR-Codes verlinkt, so dass Informationen dazu eingeholt werden können. Inwiefern diese im Spiel einbezogen sind, ist nicht ersichtlich. 

Dem Nationalmuseum Oslo ist es gelungen, mit dieser ansprechenden und anregenden Website ein breites Publikum anzusprechen, deren Handhabung einfach ist und durch ein schlichtes Design übersichtlich bleibt. Zudem ist es ein Beispiel für die verschiedenen Möglichkeiten der Eingliederung der Besucher in den Alltag des Museum bzw. die Integrierung des Museums in die Lebenswelt der Besucher. Sie werden durch unterschiedliche Medien auf der Website angesprochen, so dass für alle Rezeptionskanäle Zugänge möglich sind. Durch Videos, Texte, Bilder, Soziale Medien, die Integration in Videospiele sind ansprechende Herangehensweisen geschaffen, die durch die Vielfalt auch eine Auswahl durch den Besucher zu lassen und damit eine aktive Partizipation ermöglichen. Das wird verstärkt durch die Möglichkeit, zu allen Inhalten und Seiten Feedback zu hinterlassen und somit ein direkter Draht und Interaktion mit den Kuratoren erwünscht wird. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Website weiterentwickelt, wenn das Museum eröffnet wird und wie die digitalen Möglichkeiten weiter mit einbezogen werden oder eben zurückgefahren werden. Ein Besuch ist es auf jeden Fall wert.

Hier gehts zum Museum: nasjonalmuseet.no