27. Mai 2024
Workshop Minimaldatensatz Ortsnamen
Am 16.5.2024 fand ein erster Intensiv-Workshop mit Expert*innen zu Ortsdaten, Geografika und Gazetteers in Halle (Saale) statt. Teilnehmer waren das Historische Ortslexikon Hessen (Niklas Alt und Stefan Aumann), das Historische Ortsverzeichnis von Sachsen (Sophie Döring), das Herder Institut Marburg (Felix Köther) und als Gastgeber die TA2 aus München (Florian Grumbach) und Halle (Saale) (Julian Freytag, Katja Liebing und Anne Purschwitz).
Hintergrund des Workshops sind die zahlreichen bereits vorhandenen Ortsdatenbanken, gedruckte und digital verfügbare Gazetteers mir ihren teilweise sehr unterschiedlichen Herangehensweisen und Anforderungen an die Verzeichnung von Ortsdaten und der Wunsch der historisch arbeitenden Wissenschaften nach gut zu recherchierenden und einheitlich verzeichneten Orts(namen)daten.
Nach einer Kurzvorstellung der beteiligten Projekte und der Schilderung der mit historischen Ortsdaten einhergehenden spezifischen Erfahrungen, Erfordernisse und Schwierigkeiten begann ein intensiver Austausch über die Zielsetzung des inhaltlich zu bestimmenden Minimalortsdatensatzes. Im Mittelpunkt steht hierbei der Wunsch nach:
- der Entwicklung von einheitlichen Standards
- der Vernetzung und Zusammenführung unterschiedlicher Ortstypologien
- der Integration möglichst vieler Akteur*innen, die sich nicht vorrangig mit Ortsdaten beschäftigen, solche jedoch generieren
- der Erhöhung der Datenqualität
- der Integration von Ortsdaten in den NFDI4memory Dataspace
Dafür erforderlich war zunächst die Diskussion der Frage:
Was ist ein ‚Ort‘?
Die Erfahrung der Teilnehmer*innen machte deutlich, dass ‚natürliche Orte‘ zahlreiche Probleme mit sich bringen und zum anderen von der Forschungscommunity kaum nachgefragt werden. Deutlich kontroverser gestalteten sich die Beratungen über die Begriffe wie: ‚Siedlungsplatz‘, ‚Wohnplatz‘, ‚Ort‘ oder ‚Gebäude‘. An dieser Stelle besteht ein nachhaltiges Bedürfnis nach genauen inhaltlichen Bestimmungen und innerhalb des Workshops zunächst die Verständigung auf eine Negativdefinition, was der Begriff ‚Ort‘ (zunächst) nicht umfassen soll: natürliche Orte, fiktive Orte und Extraterrestrika).
Besonders spannend waren, nach einer Sammlung der vielfältigen Elemente zur Verzeichnung und Bestimmung von Ortsdaten,
die individuellen Entwürfe der Teilnehmenden für einen Minimaldatensatz: Die Aufgabe bestand in einer intuitiven Verzeichnung derjenigen Elemente, die von den einzelnen Expert*innen für einen Minimalortsdatensatz für unabdingbar gehalten werden. Die anschließende Zusammenstellung der Ergebnisse schuf eine optimale Ausgangsbedingung für die weitere Diskussion, da die vorgeschlagenen Elemente mehrheitlich übereinstimmend gefordert wurden und ‚nur‘ noch in ihrer konkreten inhaltlichen Ausgestaltung thematisiert werden müssen.
Nicht unterschätzt werden darf, trotz der relativ einheitlichen Vorstellung über die Elemente eines Minimaldatensatzes für Ortsnamen und ihrer Verzeichnung, dass dafür Grundlagenarbeit erforderlich ist (z.B. die Erarbeitung einer Ortstypen-Ontologie), was in den kommenden Wochen und Monaten umgesetzt werden soll.
Um eine gemeinsame Basis für historische Ortsdaten zu schaffen und die Elemente der Minimaldefinition mit Inhalten und Empfehlungen zu fundamentieren wird die AG Ortsnamen in regelmäßigen Jour Fixe beraten und ihre Ergebnisse in einem Whitepaper und daran anschließend in einem größeren Community-Meeting zur Diskussion stellen.