11. Mai 2010
Zusammenfassung des Artikels von Peter Baumgartner – Didaktische Anforderungen an (multimediale) Lernsoftware
Peter Baumgartner
Didaktische Anforderungen an (multimediale) Lernsoftware
Baumgartner, P. (2002). Didaktische Anforderungen an (multimediale) Lernsoftware. In: Information und Lernen mit Multimedia. L.J. Issing und P. Klimsa. Weinheim, Psychologie-Verl.-Union: 427-442.
Aufgrund der Tatsache, dass in zunehmendem Maße der Computer für Lehr- und Lernzwecke eingesetzt wird, stellt sich die Frage nach einer pädagogischen Evaluierung einer solchen Bildungssoftware. Peter Baumgartner fokussiert in seinem Artikel die didaktische Komponente einer solchen Evaluierung. In seinem Beitrag diskutiert der Autor zunächst herkömmliche Bewertungsverfahren, um im zweiten Teil selbst ein operatives Vorgehensmodell zur Auswahl bzw. Bewertung von Lernsoftware vorzustellen.
- 1. Herkömmliche Bewertungsverfahren
1.1 Kriterienkataloge
Kriterienkataloge liegen oftmals in Form von Prüf- oder Checklisten vor und erfreuen sich deshalb großer Beliebtheit.
- Vorteile: kostengünstig, einfache Organisation (durch die Trennung der Lernsoftware von ihrem realen Einsatzgebiet), objektiv und methodisch sauber
- Nachteile: zumeist unvollständig, fehlende oder strittige Bewertungs- und Gewichtungsverfahren (der einzelnen Faktoren), theoretische Orientierungslosigkeit (Frage nach der zugrundeliegenden Lerntheorie)
1.2 Rezensionen
Hierbei bezieht sich der Autor auf kleinere Artikel in Fachzeitschriften. Es wird weder eine vollständige Inhaltsangabe noch ein objektives Urteil erwartet. Vielmehr besteht der Sinn von Software-Rezensionen im Verarbeiten von subjektiven Erfahrungen und Einschätzungen. Dies ist zugleich auch ein Nachteil, da somit subjektiv Prioritäten gesetzt werden und zudem bieten solche Rezensionen eine geringe Vergleichbarkeit aufgrund der uneinheitlichen Vorgehensweise der jeweiligen Autoren.
1.3 Vergleichsgruppen
In solchen Versuchen eignen sich zwei ähnliche Schülergruppen denselben Lehrstoff mittels unterschiedlicher Verfahren (Buch vs. Software) an. Ein für beide Gruppen gleicher Test soll dann Unterschiede im Lernerfolg offenlegen. Nachteile bei einem solchen Verfahren bestehen wegen des hohen Erhebungs- und Auswertungsaufwands.
Im zweiten Teil des Artikels stellt Peter Baumgartner ein dreidimensionales heuristisches Modell vor. Zunächst beschreibt er drei Kriterien für Bewertungsverfahren:
1) Die pädagogisch-didaktische Bewertung darf sich nicht bloß auf die Software selbst beziehen, sondern muss die soziale Situation ihrer Verwendung einbeziehen.
2) Die Evaluierung darf nicht das einzelne Individuum isolieren, sondern muss die Bewältigung sozialer Situationen als Grundlage haben.
3) Die Bewertung darf den individuellen Lernprozess nicht generalisieren betrachten, sondern muss die Eigenheiten der verschiedenen hierarchisch gegliederten, jedoch iterativ durchlaufenden Lernstufen berücksichtigen.
Im weiteren Verlauf des Beitrags beschreibt Peter Baumgartner nun, wie anhand dieses „Raumkontinuum“ vorgegangen werden kann, um Kriterien für die Bewertung von Bildungssoftware zu gewichten.
Weitere Arbeitsschritte:
1) Rahmenbedingungen festlegen (vorhandenes Budget, zu verwendendes Betriebssystem, Eingangsvoraussetzungen der Lernenden,…)
2) Festlegung von Lernziel, Lernstufe und Lehrstrategie (Festlegung der gewünschten Lern- bzw. Entwicklungsstufe mit der gewünschten Interaktionsform und dem sozialen Setting/der didaktischen Situation)
3) Software-Recherche (Informationsquellen nutzen um geeignete Software zu finden, z.B.: Software-Kataloge durchsehen, Rezensionen lesen, Hersteller und/oder Vertreiber kontaktieren,..)
4) Generierende Fragen an die Software stellen („generierend“: Problemfeld öffnen, auf Problematik aufmerksam werden, mit anderen Problemlösungen vergleiche > 5 grundsätzliche Typen von Fragestellungen: Fragen zum Übergang von einer Komplexitätsstufe zur anderen, Fragen zur selben Komplexitätsstufe, Fragen zu (impliziten) Metastrategien, Fragen zur Lehrstrategie, Fragen zur Verknüpfung aller drei Dimensionen (soziale Situation))
5) Analyse von Vergleichsgruppen (summative Evaluierung durch eine vergleichende Gruppenanalyse)