Eine kleine Rückschau auf zwei Jahre Promovierendenvertretung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Zwei Jahre sind vergangen wie im Flug. Und die Wahlen zu der nächsten Promovierendenvertretung im Mai diesen Jahres rücken näher. Zeit also, die erste Legislaturperiode der ersten Interessenvertretung der Doktorand*innen der MLU Halle-Wittenberg Revue passieren zu lassen: Was haben wir erreicht? Was ist noch zu erreichen? Wie haben wir die zwei Jahre verbracht? Und wie soll es weiter gehen?

Findungsphase

Als wir im Mai 2022 unser Amt antraten wussten wir noch nicht so recht, was an Arbeit und Aufgaben auf uns zukommen würde. Klar war, dass wir uns für das Amt hatten aufstellen lassen, da wir das Gefühl hatten, dass wir – die Promovierenden an der MLU als besondere Gruppe bisher keine eigene Stimme an der Universität hatten und dass es auch einige “Baustellen” in dieser Karrierephase gibt. Sowohl bundesweit – Stichwort “Wissenschaftszeitvertragsgesetz” als auch hier, an unserer Uni. Nachdem es in den Jahren zuvor einige Initiativen gegeben hatte, aufgrund dieser “Lücke” in der Interessenvertretung eine Promovierendenvertretung an der MLU einzurichten, hatte das Land Sachsen-Anhalt die Frage 2021 einfach durch eine Änderung gesetzlichen Grundlage gelöst. Die Aufgabenbeschreibung fiel dabei allerdings etwas schwammig aus:

“Die Promovierendenvertretung berät über die Doktoranden und Doktorandinnen betreffende Fragen und gibt hierzu gegenüber den Organen der Hochschule Empfehlungen ab. Der Fachbereichsrat hat der Promovierendenvertretung Gelegenheit zu geben, zu Entwürfen von Promotionsordnungen Stellung zu nehmen.”

Landeshochschulgesetz Sachsen-Anhalt, Artikel 18

Worin genau diese Doktorand*innen “betreffenden Fragen” bestanden, hat sich dann in den nächsten Monaten Stück für Stück herauskristallisiert.

Strukturen schaffen

Aber wenn man das erste Gremium dieser Art darstellt, galt es, erstmal ein paar Vorarbeiten zu leisten. Das erste, was wir gemacht haben, war den Blog aufzusetzen, auf dem dieser Artikel hier zu lesen ist und die übliche “Infrastruktur” zu schaffen: E-Mail-Adressen in Fakultäten und für den Sprecher*innenrat, Post-Anschrift usw. Der Sprecher*innenrat ist die Versammlung aller gewählten Promovierendenvertreter*innen der jeweiligen Fakultäten. Vor kurzem haben wir es auch endlich geschafft, den Blog richtig “zweisprachig” zu machen. Immerhin besteht ein nicht unerheblicher Teil unserer Promovierenden aus den sogenannten “Internationals”. Dann ging es an die Vernetzung – sowohl lokal, mit anderen Interessenvertretungen und Institutionen der Uni (Personalrat, International Office, InGra) als auch national mit anderen Promovierendenvertretungen. So sind wir Gründungsmitglied des Bundesverband Promovierende. Auch haben wir uns bereits (hochschul)politisch zu Wort gemeldet. Im Sommer letzten Jahres haben wir an der Hochschulaktionswoche verschiedener Organisationen teilgenommen und auch eine Rede auf der hiesigen Veranstaltung gehalten bzw. eigene Veranstaltungen beigesteuert.

Sichtbarkeit

Ein weiter wichtiger – und ziemlich mühsamer – Schritt war (bzw. ist) die Öffentlichkeitsarbeit. Wir haben nicht nur bei den wichtigen Akteur*innen für unsere Belange (Rektorat, Kanzler, Personalrat, Prorektorate für Forschung usw.) Klinken geputzt, sondern auch mit einigen Veranstaltungen auf uns aufmerksam gemacht. Denn was bringt die beste Promovierendenvertretung, wenn niemand weiß, dass es sie überhaupt gibt? Gerade am Anfang hatten wir das Gefühl, dass die ersten Versuche in diese Richtung nicht gefruchtet haben. Nur wenige von Euch haben den Weg zu unseren “Get-togethers” gefunden oder uns bei Problemen angeschrieben. Aber die Werbung und auch ein wenig “Mundpropaganda” ließen uns dann Ende des vergangenen Wintersemesters staunen. Auf unserem letzten Event hielten wir unseren Vortrag vor einem voll besetzten SSR! Und auch in unserem E-Mail-Fach trudeln immer mehr Anfragen ein. Die vielen verschiedenen Probleme und Wortmeldungen bestärkten uns dabei auch darin, dass eine Promovierendenvertretung “gebraucht” wird und auch auf unsere Nachfolger*innen noch einiges an Arbeit wartet. Bis heute aber haben wir noch keine gute Lösung dafür gefunden, wie jede neue Doktorand*in an der MLU von Anfang an weiß, dass es bei Problemen die Promovierendenvertretung gibt, an die man sich wenden kann.

Gremienarbeit

Von der Aufgabenstellung im Gesetzestext leitet sich auch eine regelmäßige Teilnahme an universitären Gremien ab. Auch mit diesen “regelmäßigen” Aufgaben machten wir uns in den letzten zwei Jahren vertraut. Die Promovierendenvertretung an der MLU hat einen festen Sitz im universitären Senat, in dem teils bis in den Abend getagt wird. Hier geht es um die wichtigsten Themen, die die Universität – und auch uns – betreffen. So z. B. die Umstrukturierungen im Zuge des HEP, des Hochschulentwicklungsplanes. Ohne die Arbeit unserer fest für den Senat bestimmten Vertretung würde uns eine wichtige Informationsquelle fehlen. Wichtig ist auch unsere Anwesenheit in den Fakultätsratsitzungen der Fakultäten, in denen wir gewählt wurden. Dort können wir uns unmittelbar dort einbringen, wo wir arbeiten und unsere Dissertation schreiben. Wichtige Themen waren und sind hier die Promotionsordnungen oder die Landesgraduiertenförderung, die uns im Besonderen betrifft, weil viele Promovierende auf diese Stipendien als Finanzierung angewiesen sind. Da ist auf jeden Fall noch Luft nach oben. Wichtig: In beiden Gremien haben wir kein Stimmrecht, dafür dürfen wir aber Anträge stellen und uns zu allen Angelegenheiten äußern. Für die Zukunft würden wir gerne auch von der Möglichkeit der Antragstellung mehr Gebrauch machen.

Erste Errungenschaften

Was haben wir aber konkret erreicht, außer dass wir die “Vorarbeiten” erfolgreich abgeschlossen haben? Zunächst einmal haben wir es geschafft, dass nach ca. einem Jahr vermehrt auch Anfragen für einen anderen Punkt im Gesetz bekommen haben: Die “Stellungnahme”. Die Promovierendenvertretung wurde vermehrt in Prozesse und Gremien einbezogen und konnte an Regelungen “rumdoktern”, die uns als Promovierende direkt betreffen. Da diese Prozesse derzeit noch laufen, können wir leider nicht genauer auf die Details eingehen. Soviel können wir aber schon mal sagen: Würden die Regelungen so kommen, wie sie vorgesehen sind, würde das für uns Promovierende einen großen Schritt nach vorn bedeuten. Auch in Punkto “Sichtbarkeit” haben einiges erreicht. Im vor kurzem verabschiedeten Hochschulentwicklungsplan haben wir die wichtige Rolle der Promovierenden in Lehre und Forschung deutlicher herausstellen können; auch haben wir uns in der Personalratszeitung und über die Pressestelle der Uni zu Wort gemeldet. Allerdings sind wir in vielen dieser Aspekte unter unseren Möglichkeiten geblieben. Und damit kommen wir zum letzten Punkt: Beteiligung.

Probleme und Zukunftsperspektiven

Wäre die Promovierendenvertretung vollständig besetzt, dann wären wir 18 Personen (zwei pro Fakultät). Als wir angetreten sind, waren wir aber gerade mal ca. 10 Personen, von denen die meisten in den darauffolgenden Wochen und Monaten nicht mehr zu erreichen waren. Das war und ist hochproblematisch, weil z. B. wichtige Fakultäten aus den Naturwissenschaft von Anfang an nicht vertreten waren. Da fehlen dann der inhaltliche Input und auch die speziellen Fachkulturen, die es zu berücksichtigen gilt. Das hat es uns natürlich erschwert, die Arbeit in den Fakultäten, in den Gremien und auch bundesweit zu koordinieren und uns viel an Zeitmanagement abverlangt. Auch mussten wir viele unserer Ideen zurückstellen. Immerhin hat jeder von uns noch eine Dissertation zu schreiben, viele arbeiten noch an den Instituten oder sitzen auch noch in anderen Gremien. Daher haben wir uns – wie bereits berichtet – vorgenommen, das unsere letzte “Aufgabe” darin besteht, dass für die nächste Promovierendenvertretung mindestens zwei Personen für jede Fakultät antreten. Damit das gelingt, brauchen wir Eure Hilfe!

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