Interview mit Abrecht Petzold

Albrecht Petzold

Ich bin Albrecht Petzold und habe eine permanente Haushaltsstelle (sogenannte Funktionsstelle) als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Fachgruppe „Experimentelle Polymerphysik“ am Institut für Physik. Meine Aufgaben umfassen die wissenschaftliche Arbeit an verschiedenen Forschungsprojekten unserer Gruppe sowie die Unterstützung der Studierenden bei ihren Abschlussarbeiten (Bachelor, Master, Promotion). Weiterhin kümmere ich mich um die Instandhaltung und Weiterentwicklung unserer wissenschaftlichen Instrumente, unterstütze die Gruppe bei Anträgen für Drittmittel und beim Erwerb von neuen Instrumenten. Einen weiteren großen Teil meiner Arbeit nimmt die Lehre ein. Neben dem Seminar „Experimentalphysik A“ für die Erstsemester, betreue ich Experimente für Physikstudierende im „Fortgeschrittenenpraktikum“ und im „Praktikum Master“. Institutsweite Aufgaben übernehme ich als Strahlenschutzbeauftragter und Fachstudienberater. Ich bin geborener Hallenser und habe hier bis 2006 Physik studiert und danach in der Polymerphysik promoviert. Meine Promotion habe ich Anfang 2011 abgeschlossen.

Können Sie uns kurz beschreiben, wie Sie zu Ihrer jetzigen Stelle gekommen sind: War es eine bewusste Entscheidung für die momentan innehabende Position? Haben Sie einen Karriereplan erstellt und welche Herausforderungen gab es in der Entscheidungsfindung? Hatten Sie einen Plan B?

Nach der Promotion bin ich in die industrielle Forschung zu Goodyear nach Luxemburg gewechselt und habe mich anwendungsnah mit mechanischen Tests an Gummis und Reifen beschäftigt. Zu einer gelungenen Karriere gehört neben einem tollen Job für mich auch Zeit für meine Familie. Meine Frau hatte immer eine feste Stelle hier in Halle. Da wir für sie nichts Passendes in Luxemburg gefunden haben, bin ich 2013, nach der Geburt meiner Tochter, auf eine befristete Stelle an das Helmholtz-Zentrum Berlin gewechselt. Dort habe ich u.a. zu Batterieelektroden aus porösem Kohlenstoff geforscht.

Anfang 2018, kurz nach der Geburt meiner zweiten Tochter, wurde die Stelle als unbefristeter wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Fachgruppe „Experimentelle Polymerphysik“ frei, also eine von den wenigen unbefristeten Stellen im Mittelbau der MLU. Das bot neben interessanten Tätigkeiten auch die Möglichkeit wieder in meine Lieblingsstadt zurück zu kehren und meine außeruniversitären Erfahrungen in den Universitätsbetrieb einzubringen.

Ziel meiner „Karriereplanung“ war immer ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Beruf und Familie. Es war gar nicht so einfach, für zwei Personen einen Job in der gleichen Stadt zu finden. Dass es hier in Halle geklappt hat, ist das Sahnehäubchen.

Würden Sie den Weg, den Sie bis hierhin gegangen sind, noch einmal genau so durchlaufen? Wenn nicht, was würden Sie anders machen?

Ich hatte unglaubliches Glück, seit meinem Studium interessante Forschungsthemen bearbeiten zu können und sehr nette Kommilitonen und Kollegen zu haben. Ich habe viel positive Erfahrungen gesammelt und Freundschaften geschlossen. Obwohl die Richtungen der einzelnen Karriereschritte ein gewisses Maß an Zufall enthielten, habe ich mich immer von meinen Interessen leiten lassen und bereue nichts.

Drei Empfehlungen an junge Wissenschaftler*innen – was sollten sie unbedingt unmittelbar nach der Promotion tun (oder ggf. schon davor)?

  1. Ich habe mir bereits während der Promotion klargemacht, was mich interessiert und motiviert. Das ist in erster Linie Forschung und zwar direkt am Gerät sowie die Wissensvermittlung. Vor allem aber habe ich darüber nachgedacht, was ich nicht möchte. So wäre eine Position im reinen Forschungsmanagement oder in der Anwendungsentwicklung nichts für mich. Damit ist die Auswahl einer Stelle einfacher möglich.
  2. Weiterhin sollte der „Karriereplan“ flexibel gestaltet sein. Die Lebensumstände ändern sich überraschend schnell und viele Chancen ergeben sich einfach mal so zwischendurch. Da sollte man auch mal beherzt zugreifen, wenn es (noch) nicht die gewünschte Stelle ist. Und falls es mal nicht klappt: hartnäckig bleiben.
  3. Das persönliche Netzwerk entstand bei mir eher nebenbei durch Kontakte zu Kommilitonen und Kollegen. Man sollte sich bewusstmachen, dass es solch ein Netzwerk gibt und es nutzen. Wenn man den Kontakt aufrechterhält, dann ergeben sich darüber Chancen, die man sonst nicht hätte.