Nach dem Studium in die Wissenschaft?

Wissenschaft im Universitätskontext

Ein ganz wesentlicher Baustein und oft der Anfang einer erfolgreichen Wissenschaftskarriere ist die Promotion. Mit einem promotionsberechtigenden Abschluss, wie z. B. einem Master, einer Lehramts- oder Staatsprüfung, einem Promotionsplatz und einer Finanzierung, kann es formal losgehen. Es lohnt aber über Formalitäten hinauszugehen und sich Fragen wie diese zu stellen: Welche Qualifikationen möchte, kann und werde ich im gewählten Promotionsumfeld erlangen? Welche Art der Promotion passt zu mir: die Individualpromotion oder mit anderen zeitgleich in einem strukturierten Promotionsprogramm zu starten? Soll ich besser einen Institutionswechsel vornehmen, um dem sogenannten Hausberufungsverbot in Deutschland zu begegnen?

Die Promotion – oft der Anfang einer wissenschaftlichen Karriere

Eine Karriere in der Wissenschaft mit dem Ziel der Professur setzt eine Promotion voraus. Promovieren kann man an der MLU, jedoch ist ein Universitätswechsel und das Sammeln von Erfahrungen an verschiedenen Einrichtungen, am besten auch im Ausland, eine wichtige Voraussetzung für die Bewerbung auf eine Professur. Ein charakteristisches Merkmal des traditionellen Karrieresystems deutscher Universitäten ist nämlich das sogenannte Hausberufungsverbot. Sämtliche Hochschulgesetze der Länder regeln, dass die Berücksichtigung hausinterner Bewerber*innen für eine Berufung nur in „begründeten Ausnahmefällen“ zulässig ist, d. h. im Regelfall nicht. Der Mobilität kommt daher für den Karrierewunsch Professor*in ein großer Stellenwert zu; schon die Promotion kann dazu beitragen.

Angelehnt an dem Framework for Research Careers der Europäischen Kommission werden vier Karrierephasen im Rahmen einer Wissenschaftskarriere beschrieben. Die Promotionsphase – First Stage Researcher (R1) – fokussiert auf die Befähigung zur wissenschaftlichen Arbeit. Die sich anschließende frühe Postdoc-Phase Recognised Researcher (R2) und fortgeschrittene Postdoc-Phase – Established Researcher (R3) ermöglichen die fachliche Weiterqualifizierung, dienen dem Nachweis der wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit und der Vergewisserung eigener Karriereziele. Führende Forscherinnen und Forscher, die schon eigenständige wissenschaftliche Leistungen in Ihrem Fachgebiet erbracht haben und leitende Funktionen ausüben, befinden sich in der Etablierungs- und Konsolidierungsphase – der Leading Researcher (R4); im akademischen Bereich ist dies meist die Professur.

An der MLU kann man in strukturierten Promotionsprogrammen promovieren oder individuell in einer Arbeitsgruppe bzw. an einem Lehrstuhl. Die individuelle Promotion ist der traditionelle Weg zum Doktortitel, bei dem ein Promotionsbetreuer (Doktorvater oder Doktormutter) den Doktoranden bzw. die Doktorandin betreut. In strukturierten Promotionsprogrammen kümmert sich ein Team von Betreuer*innen um eine Gruppe von Doktorand*innen. Kontaktmöglichkeiten des Beratungsservice zum Promovieren an der MLU findet man hier.

Das eigene akademische Karriereportfolio für eine (Leitungs)position in der Wissenschaft sollte man schon bei der Promotion bewusst in den Fokus nehmen und dementsprechend das gewählte Promotionsumfeld prüfen. Möchte man internationale Arbeitserfahrung sammeln sowie internationale Kontakte knüpfen, sind strukturierte Promotionsprogramme günstig, da sie besonders häufig international ausgerichtet sind. Möchte man Lehrerfahrung sammeln, sollte man wissen, dass bei bestimmten Finanzierungsarten (z. B. Stipendium) oder Institutionen (z. B. außeruniversitäre Forschungseinrichtung) Lehrverpflichtungen nicht oder kaum gegeben sind. Sich weiterbilden und qualifizieren in der Promotionsphase kann man an der MLU u. a. mit Angeboten der Internationalen Graduiertenakademie InGrA.

Aber nicht nur das eigene Karriereportfolio zu kennen und aufzubauen ist wichtig, sondern auch zu wissen, wie Arbeitsverträge und Beschäftigungsverhältnisse ausgestaltet sind. Die eigene Beschäftigungshistorie hat maßgeblichen Einfluss auf weitere Karriereschritte. So ist die Promotion das erste wissenschaftliche Qualifizierungsziel und gilt als Begründung für ein befristetes Beschäftigungsverhältnis in der Wissenschaft auf Basis des sogenannten Wissenschaftszeitvertragsgesetzes. Die Personalbteilung der MLU ist der richtige Ansprechpartner bei Fragen rund um das Wissenschaftszeitvertragsgesetz.

Promotionsquoten variieren zwischen den Fächergruppen und spiegeln damit auch Gegebenheiten der Fachkultur im Berufsverlauf wider. Nur 4% der Studienabsolventinnen und – absolventen in der Fächergruppe Kunst / Kunstwissenschaft promovieren, in der Fächergruppe Humanmedizin, Gesundheitswissenschaften sind es hingegen 56% (BuWin 2021). Während die Promotion also für den Berufsverlauf in manchen Fächern auch außerhalb des akademischen Umfelds (und dort vor allen Dingen für Leitungspositionen) förderlich ist (z. B. Chemie), spielt sie in anderen Fächern eine untergeordnete Rolle (z. B. Kunst). Die Gepflogenheiten des Fachs für eine Wissenschaftskarriere in Erfahrung zu bringen, kann man frühzeitig angehen z. B. als wissenschaftliche Hilfskraft im Studium. Aber auch einen Plan B zur Wissenschaftskarriere mitzudenken, ist zu empfehlen und kann bzw. sollte, je nach Fach, zu unterschiedlichen Zeitpunkten erfolgen (Ende Studium / Ende Promotion).

Besonderheiten der Promotion an außeruniversitären Forschungseinrichtungen und in der Industrie

Ein wissenschaftliches Umfeld bietet nicht nur die MLU, sondern auch die mit der MLU kooperierenden außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Sie bieten die Möglichkeit einer wissenschaftlichen Karriere mit bestimmter Forschungsausrichtung. Die Max-Planck-Gesellschaft fokussiert auf Grundlagenforschung, während die Leibniz-Gemeinschaft auf erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung fokussiert. Die Helmholtz-Gemeinschaft erforscht komplexe Systeme und hält dazu große Forschungsinfrastrukturen bereit, bei der Fraunhofer-Gesellschaft steht anwendungsorientierte Forschung zum Nutzen der Wirtschaft im Vordergrund.

Eine Promotion in der Industrie bedeutet meist befristete Arbeitsverträge auf Teilzeitbasis, industrienahe und anwendungsorientierte Forschungsmöglichkeiten sowie eine gute Perspektive für die Zeit nach der Promotion. Betreut wird das Promotionsvorhaben von einem Hochschullehrer oder einer Hochschullehrerin einer kooperierenden Universität. So auch an der MLU – fragen Sie in Ihrem Wahlinstitut nach. Grundsätze einer erfolgreichen Zusammenarbeit bei Promotionen zwischen Hochschulen und Unternehmen sind in einem Positionspapier von BDA, BDI, HRK und Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft dargelegt.


Plan B – raus aus der Wissenschaft und/oder der Universität

Um den Übergang zum Arbeitsmarkt als Absolvent*in erfolgreich zu meistern, bietet die MLU zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten an. Auch innerhalb der MLU gibt es Alternativen zur Wissenschaftskarriere, so. z. B. wissenschaftlich lehren als Lehrkraft für besondere Aufgaben oder an der Schnittstelle von Forschung und Verwaltung zu arbeiten (Wissenschaftsmanagement).

Karriere in der Fachhochschule

Mit der Perspektive und Überlegung, eine Professur an einer Fachhochschule / Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) anzustreben, ist schon frühzeitig darauf zu achten, dass Fachhochschulprofessorinnen und -professoren nicht nur über eine wissenschaftliche Befähigung in Forschung und Lehre, sondern auch über qualifizierte Praxiserfahrung verfügen müssen, um Studierende – auf wissenschaftlicher Grundlage – praxisorientiert ausbilden zu können. Praxis- bzw. Berufserfahrung entsprechend zu erwerben, sollte man in der Karriereplanung schon sehr früh mit einbeziehen und umsetzen. Seit 2021 kann man an forschungsstarken Fachbereichen der HAWs in Sachsen-Anhalt promovieren. HAWs bieten ein breites Angebotsportfolio von Ingenieurwissenschaften bis zu Sozialwissenschaften.

Berufseinstieg außerhalb der Hochschule

Um wissenschaftlich tätig zu sein, bietet auch die Privatwirtschaft Möglichkeiten, um (weiter) forschen zu können oder auch andere dem öffentlichen Sektor zugehörige wissenschaftliche Institutionen, dazu zählen u.a. Ressortforschungseinrichtungen von Bund und Ländern, wissenschaftliche Bibliotheken, wissenschaftliche Museen und Akademien.

Zu Fragen der beruflichen Entwicklung außerhalb der MLU berät das Career Center sowie die Agentur für Arbeit Halle. Das Career Center ist Schnittstelle zwischen der Universität und dem Arbeitsmarkt und berät Studierende und Absolventen zu Fragen der weiteren beruflichen Orientierung und ihrer Bewerbungsstrategie, vermittelt in praxisbezogenen Seminaren und Vorträgen Kompetenzen, die auf das Arbeitsleben vorbereiten und stellt zudem den Kontakt zwischen Studierenden, Berufseinsteigern und Arbeitgebern her.

Stellenangebote außerhalb der MLU

Alternativen in Hochschulen neben der Forschung
Lehrkraft für besondere Aufgaben

Lehrkräfte für besondere Aufgaben ermöglichen hervorragende Lehre an der MLU. Ihre Aufgaben liegen ausschließlich oder überwiegend in der Lehre, sie betreuen Studierende und wirken bei Prüfungen mit. Weiterhin begleiten sie Praktika, Projekte und Exkursionen. Zugangsvoraussetzung ist ein im entsprechenden Fachbereich abgeschlossenes Hochschulstudium, oft auch eine abgeschlossene Promotion. Sie sind einem Institut und nicht einem Lehrstuhl unterstellt. Lehrkräfte für besondere Aufgaben sind im Hochschulgesetz Sachsen-Anhalt als eigenständige Personalkategorie geführt (§ 43 HSG LSA). An der MLU haben Sie eine reguläre Lehrverpflichtung von 12 bis 16 SWS.

Im studierten Fach arbeiten

Nach erfolgreichem Studium und mit entsprechender Fachexpertise wissenschaftsnah in der Hochschule arbeiten, z. B. als Sprachlehrer*in, Informatiker*in, Jurist*in oder Betriebswirt*in – auch die MLU bietet Stellen in diesem Bereich an.

Quereinstieg

Mit Zusatzqualifikationen (Aufbaustudium, Fernstudium) sich neue Arbeitsbereiche nach dem Studium erschließen und damit einen Quereinstieg in Berufe an der Hochschule schaffen, die man bei Studiumsbeginn noch nicht mit bedacht hatte bzw. vom studierten Fach wegführen, z. B. in der Öffentlichkeitsarbeit oder im wissenschaftlichen Bibliothekswesen. So hat sich das Aufgabenspektrum von Bibliothekar*innen in den letzten Jahren u.a. durch die Digitalisierung drastisch erweitert. Neben dem klassischen Ausbildungsweg besteht an mehreren deutschen Hochschulen die Möglichkeit eines postgradualen Studiums im Fach Bibliotheks- und / oder Informationswissenschaft. Voraussetzung dafür ist in der Regel ein abgeschlossenes Masterstudium oder alternativ eine bibliothekarische Vorbildung.

Ein Quereinstieg mittels Ausbildung in zahlreiche wissenschaftsunterstützende Berufe, die Räume für wissenschaftliches Arbeiten an der Hochschule schaffen und pflegen (z.B. Mediengestalter*in, technische Laborassistent*in) wäre gegebenenfalls auch eine Überlegung wert. Weitere Informationen der MLU dazu gibt es hier.

Wissenschaftsmanagement

Nach dem Studium an der Schnittstelle von Wissenschaft und Verwaltung arbeiten im Bereich des Wissenschaftsmanagements.


Links zu weiterführenden Informationen

Forschungseinrichtungen in Deutschland – Forschung ist nicht nur an einer Universität möglich

Förderung der wissenschaftlichen Karriere – Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Promovieren – wie geht das? – das erklärt doktorandenforum.de oder academics.de oder der ZEIT CAMPUS Ratgeber Promotion

Berufsbilder: Innovationen werden von Menschen gemacht (BMBF)