Nach der Promotion

Wissenschaft im Universitätskontext

Mit der Promotion hat man einen hohen Grad an Selbständigkeit bewiesen und den Nachweis erbracht, einer besonders vertieften wissenschaftlichen Arbeit fähig zu sein. Sich weiterhin vertieft der wissenschaftlichen Arbeit zu widmen und gleichzeitig auf Leitungspositionen in der Wissenschaft zu qualifizieren, kann in den anschließenden Postdoc-Phasen erfolgen.

Nach der Promotion – den Doktor in der Tasche, wie geht es weiter?

Wenn Studium und Promotion hinter einem liegen, beginnt in der Wissenschaft die sogenannte frühe Postdoc-Phase (in der Regel insgesamt 2 Jahre, entspricht dem Recognised Researcher (R2) gemäß Framework for Research Careers). Dies ist eine wichtige Zeit und dient besonders der Orientierung, Selbstreflexion und Information über mögliche Berufs- und Karrierewege. Spätestens in dieser Phase sollte eine Entscheidung getroffen werden, ob ein dauerhafter Verbleib im Wissenschaftssystem oder ein Übergang in den außeruniversitären bzw. nicht-wissenschaftlichen Arbeitsmarkt angestrebt wird. Ein Wechsel in andere Arbeitsfelder wird in der Regel schwieriger, je länger man im Wissenschaftssystem bleibt und auch die Zahl der promovierten bzw. habilitierten (berufungsfähigen) Wissenschaftler*innen ist deutlich größer als die Zahl freier Professuren.

Wird die Qualifizierung in Richtung Professur weiterverfolgt, sollten Schlüsselkompetenzen trainiert und weiterentwickelt werden, welche für den Beruf einer leitenden Wissenschaftlerin bzw. eines leitenden Wissenschaftlers erforderlich sind. Dabei sollte das akademische Karriereportfolio in der frühen Postdoc-Phase nicht nur mit Nachweisen eines vermeintlich typischen Wissenschaftlerprofils gefüllt werden wie Drittmitteln, Publikationen oder Forschungspreisen, sondern auch mit Netzwerkaktivitäten, Mentoring, ersten Erfahrungen in Wissenschaftsmanagement und Führung. Die MLU unterstützt Sie dabei – u.a. mit Workshops, Seminaren und Coaching sowie Mentoringprogrammen.

Neben der Professur ermöglichen aber auch andere Positionen nach der Promotion eine unbefristete wissenschaftliche oder wissenschaftsnahe Arbeit an der MLU. Allerdings sind Karrierewege hin zu diesen Positionen weniger institutionell verankert und planbar wie der Weg zur Professur. Möglichkeiten sollten daher schon frühzeitig in einem Gespräch mit der Fakultät bzw. der/dem Vorgesetzten eruiert werden.

In der Wissenschaft erfolgreich profiliert und etabliert? Will ich immer noch eine Professur?

Nach der frühen Postdoc-Phase schließt sich im Rahmen einer Wissenschaftskarriere die fortgeschrittene Postdoc-Phase oder sogenannte Profilierungsphase an (in der Regel weitere 4-8 Postdoc-Jahre, Established Researcher (R3)). Am Ende dieser Phase sollte die Etablierung der eigenen Forschung und Profilbildung abgeschlossen sein und dazu befähigen, sich auf eine Leitungsposition in der Wissenschaft – oft die Professur – zu bewerben. Die Profilierung und damit Erlangung der Berufbarkeit erfolgt meist über die Habilitation, die Nachwuchsgruppenleitung oder die Juniorprofessur.

Zur Erlangung der Berufbarkeit muss das akademische Karriereportfolio ständig in den Blick genommen werden. Am Ende der Postdoc-Phase sollte es alle Qualifikationen und Erfahrungen für die Bewerbung auf eine Professur beinhalten. Fächerkulturen und die Art der Qualifizierungsstelle (ob z. B. Nachwuchsgruppenleitung oder Habilitation) beeinflussen dabei entscheidend, welche Qualifikationen wann und wie in den Fokus genommen werden sollten, wobei eine wesentliche Aufgabe in der Profilierungsphase darin besteht, Erfahrungen in der Führung und im Management des Wissenschaftsbetriebs eigenverantwortlich zu erwerben.

Es ist ratsam, die eigenen Leistungen für das Berufsziel Professur regelmäßig zu prüfen und eine ehrliche Bilanz zu ziehen. Aber wie bleibt man dabei motiviert und zielgerichtet? Mentoring ist ganz wesentlich für eine erfolgreiche akademische Karriere. Mentor*innen unterstützen, ermutigen, haben Kontakte und Informationen. Die MLU berät und unterstützt mit ihrem Mentoringprogramm Frauen auf der Suche nach Mentor*innen. Durch das Coachingangebot der Universität können Einzelcoachings darüber hinaus individuelle Herausforderungen thematisieren.

Besonderheiten an außeruniversitären Forschungseinrichtungen

Die Fortführung der Wissenschaftskarrieren nach der Promotion an einer mit der MLU kooperierenden außeruniversitären Forschungseinrichtung verläuft oftmals über die Nachwuchsgruppenleitung, um Personen somit auf eine Leitungsposition in der Wissenschaft vorzubereiten. So z. B. über Max-Planck-Forschungsruppen, Otto-Hahn-Gruppen oder Minerva-Gruppen der Max-Planck-Gesellschaft, über Nachwuchsgruppen der Fraunhofer Gesellschaft (Förderprogramm Fraunhofer Attract), über Helmholtz-Nachwuchsgruppen oder über Leibniz-Junior Research Groups der Leibniz-Gemeinschaft. Auch Juniorprofessuren an außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die gemeinsam mit der MLU berufen werden, sind möglich und förderlich für das Ziel einer Leitungsposition in der Wissenschaft.

Da jedoch die Forschung an außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Vordergrund steht, ist Lehre an diesen Einrichtungen nicht einfach umzusetzen. Dies ist vornehmlich in Graduiertenkollegs oder Research Schools zu erbringen. Als Juniorprofessor*in in gemeinsamer Berufung mit der MLU ist das Lehrdeputat festgeschrieben und darf nicht aus dem Blick geraten. Auch Gremienarbeit und akademische Selbstverwaltung erfahren hier kaum oder wenig Raum, ebenfalls wichtige Aspekte für die Qualifikation auf eine Professur.


Plan B – raus aus der Wissenschaft und/oder der Universität

Sind Forschung an der Universität und/oder die Professur nicht möglich oder gewünscht, so sind Karrierewege außerhalb der Forschung oder außerhalb der Universität eine gute Option. Gerade mit der Promotion eröffnen sich viele berufliche Möglichkeiten. Die Arbeitslosenquote bei Promovierten liegt nahezu kontinuierlich bei weniger als 2% und zehn Jahre nach der Promotion ist nur noch jede fünfte promovierte Person (22%) an einer Hochschule oder außeruniversitären Forschungseinrichtung beschäftigt; generell ist die Fortführung der wissenschaftlichen Karriere im akademischen Bereich nach der Promotion eher die Ausnahme als die Regel (BuWin 2021).

Karriere an der Fachhochschule / HAW

Deutschland hat deutlich mehr Fachhochschulen / Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) als Universitäten, dennoch sind strukturierte Wissenschaftskarrieren hin zu Professuren und die systematische Förderung von Nachwuchswissenschaftler*innen an HAWs bislang kaum etabliert. Um dies zu ändern, werden HAWs derzeit durch ein bundesweites Förderprogramm („FH Personal“, Laufzeit 2019-2028) bei der Personalentwicklung und Gewinnung von Professorinnen und Professoren unterstützt, so auch die Hochschulen Magdeburg-Stendal, Merseburg, Harz und Anhalt. Die Qualifikationsvoraussetzung für eine Professur an Fachhochschulen ist in der Regel die Dreifachqualifikation aus Lehre, Forschung und zusätzlicher Praxiserfahrung sowie die Promotion, die Habilitation oder habilitationsäquivalente Leistungen werden nicht gefordert. Mit gut 80% liegt der Fokus auf den Fächergruppen Rechts-, Wirtschafts-, und Sozialwissenschaften sowie auf den Ingenieurwissenschaften. Aufgrund dessen, dass HAWs primär Lehraufgaben und nur eingeschränkte Forschungsaufgaben haben (“angewandte Forschung“), sind Professor*innen einer HAW mit einem hohen Lehrdeputat ausgestattet – man sollte der Lehre also positiv gegenüber stehen, wenn man mit einer Professur an der HAW liebäugelt.

Berufseinstieg außerhalb der Hochschule

Ein Drittel der Promovierten arbeitet ein Jahr nach der Promotion in der privaten Wirtschaft, dieser Anteil nimmt in den Folgejahren stetig zu. Promovierte Medizinerinnen und Mediziner arbeiten vorwiegend im Sektor Krankenhaus – nach der Promotion sind hier durchweg drei von zehn Promovierten beschäftigt. Im sonstigen öffentlichen Sektor sind nur sehr wenige Promovierte vor und nach der Promotion beschäftigt, wobei die öffentliche Verwaltung vor allem für Juristinnen und Juristen ein wichtiger Zielsektor ist (BuWin 2021).

Außeruniversitäre Berufswege nach der Promotion13 Portraits in der Publikation „Perspektiven nach der Promotion“ von UniWiND, dem Universitätsverband zur Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland, in dem auch die MLU ein Mitglied ist.

Zu Fragen der beruflichen Entwicklung außerhalb der MLU berät auch das Career Center sowie die Agentur für Arbeit Halle. Das Career Center ist Schnittstelle zwischen der Universität und dem Arbeitsmarkt und berät zu Fragen der weiteren beruflichen Orientierung und ihrer Bewerbungsstrategie, vermittelt in praxisbezogenen Seminaren und Vorträgen Kompetenzen, die auf das Arbeitsleben vorbereiten und stellt zudem den Kontakt zwischen Berufseinsteigern und Arbeitgebern her.

Stellenangebote außerhalb der MLU

Unternehmensgründung

Unterstützung bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen und bei der Unternehmensgründung gibt der Transfer- und Gründerservice der MLU.

Wissenschaftsmanagement

Wissenschaftsmanagement ist ein junges Berufsfeld, welches Freiräume in der Wissenschaft schafft und erhält. Die Arbeit findet an der Schnittstelle von Wissenschaft und Verwaltung statt, beim Management von Graduiertenschulen, Forschungszentren, Sonderforschungsbereichen, Dekanaten, Rektoraten, im Forschungs- und Transfermanagement u. a.. Den Wechsel von der Forschung in das Wissenschaftsmanagement hat z. B. der aktuelle Geschäftsführer der Internationalen Graduiertenakademie der MLU vollzogen.

Mehr Informationen zum Thema Wissenschaftsmanagement:


Links zu weiterführenden Informationen

Buchempfehlungen

Promotion – Postdoc – Professur. Karriereplanung in der Wissenschaft. (Mirjam Müller, 2017, 2. Auflage)

Black Box Berufung – Strategien auf dem Weg zur Professur. (Christine Färber, Ute Riedler, 2016)

Karriere nach der Wissenschaft. Alternative Berufswege für Promovierte. (Mirjam Müller, 2017)

Literatur

  1. Tukker JJ. How I learned to redefine academic success as a senior postdoc. Elife. 2022 Oct 12;11:e83251. doi: 10.7554/eLife.83251