Anne Kurzmann hat ihren Bachelor in Wirtschaftswissenschaften mit dem Nebenfach Psychologie sowie ihren Master in Human Resources Management an der MLU absolviert. Aktuell arbeitet sie an ihrer Promotion zum Thema „Agiles Verhalten: Konzeption, Förderung und Einflussmöglichkeiten“ an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Sie finanziert ihre Promotion einerseits über eine 50%-Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Personalwirtschaft und Business Governance und zum anderen über ein Forschungsstipendium der Graduiertenförderung durch das Land Sachsen-Anhalt.
Wie bist du bei deiner Karriereplanung vorgegangen und warum hast du dich für eine Promotion entschieden?
Hattest du alternative Pläne außerhalb der Wissenschaft und wenn ja, wie sahen diese aus?
Meine Karriereplanung entwickelte sich erst Stück für Stück während meines Masterstudiums: Einerseits konnte ich durch das Studium in verschiedensten Bereichen wissenschaftlich arbeiten und die Vielfalt, Möglichkeiten und Auswirkungen von Forschung insbesondere auch bei der Zusammenarbeit mit Praxispartnern entdecken. Andererseits habe ich durch meine Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Personalwirtschaft und Business Governance von Prof. Dr. Anne-Katrin Neyer einen guten Einblick in die Aufgabenbereiche, Tätigkeitsfelder und Verantwortlichkeiten erhalten, mit denen man als Promotionsstudentin konfrontiert wird. Auch wenn mich die praktische Arbeit außerhalb der Wissenschaft sehr interessiert und ich mich auch über Stellen informiert hatte, wollte ich unbedingt die große Chance wahrnehmen, noch tiefer in eine Thematik einzusteigen und eine Dissertation in dem Themenfeld zu verfassen, das mich am meisten interessiert.
Die Entscheidung für eine Promotion ist mir letztendlich leicht gefallen, weil ich einige große Vorbilder – und vor allem auch großartige Frauen – in der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und insbesondere am Lehrstuhl für Personalwirtschaft und Business Governance kennenlernen und begleiten durfte. Ohne die offene, innovative und wertschätzende Kultur, die eine gesunde Mischung von Begeisterung für neue, kreative Ideen und einer Wertschätzung wissenschaftlicher Leistung beinhaltet, hätte ich mich vermutlich nicht so schnell für den Weg der Promotion entschieden.
Wie hast du bei deiner Entscheidungsfindung vorgegangen und welche Herausforderungen hattest du dabei?
Welche Rolle haben deine Erfahrungen als wissenschaftliche Hilfskraft dabei gespielt?
Tatsächlich war ich durch meine Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft recht gut informiert und bei Unsicherheiten konnte ich mich immer an Mitarbeitende des Lehrstuhls wenden. Durch die offene Kommunikation war es möglich, dass ich meine Bedenken direkt ansprechen konnte und ehrliche Antworten erhalten habe. Das hat mir dabei geholfen, auch unabhängig von möglichen Förderungen eine für mich gute Entscheidung zu treffen.
Nach der generellen Entscheidung für eine Promotion war der Bewerbungsprozess für die Graduiertenförderung eine weitere gute Unterstützung. Dadurch, dass auch ein Arbeitsplan eingereicht werden musste, konnte ich die kommenden Jahre bereits skizzieren und wertvolles Feedback von zwei Professor*innen bekommen. Auch wenn ich jetzt die große Ehre einer Förderung habe, hätte ich auch im Fall einer Ablehnung stark von der intensiven gedanklichen Auseinandersetzung profitiert.
Was empfiehlst du anderen Studierenden, die über die Aufnahme einer Promotion nachdenken und welche Tipps hast du für diejenigen, die sich auch für ein Stipendium bewerben wollen?
- Umfeld: Für mich persönlich ist das Umfeld, in dem ich promoviere, sehr wichtig. Natürlich hatte ich den großen Vorteil, meine Betreuer*innen bzw. Gutachter*innen während meines Studiums kennenzulernen – aber so gehe ich mit der Gewissheit in die kommende Zeit, dass ich sowohl während guter als auch herausfordernder Phasen der Dissertation ein Netzwerk habe, in das ich mich einbringen, mich aber auch unterstützen lassen kann. Ich würde also jedem empfehlen: Wenn die Begeisterung für Forschung und der Wunsch zur Promotion da ist, dann versucht, vorher euren potenziellen Platz in der Universität so gut wie möglich kennenzulernen. Oftmals gibt es auch Angebote, wie Forschungskolloquien etc., die helfen, gut anzukommen.
- Ein Plan: Auch wenn es banal klingt und vorher geschriebene Pläne aufgrund unvorhersehbarer Entwicklungen der Forschung höchstwahrscheinlich über den Haufen geworfen und überarbeitet werden müssen, hat mich die Spezifikation meines Themas zu einer wesentlich intensiveren Auseinandersetzung mit sowohl der Thematik als auch meinen künftigen Aufgaben gezwungen als ich es normalerweise wahrscheinlich getan hätte. Meine Empfehlung: Durchdenkt die kommende Zeit, um das Vorhaben besser einschätzen und eure Entscheidung besser treffen zu können. Auch wenn noch kein spezifisches Thema besteht, hat es mir geholfen, eine Struktur sowohl methodisch als auch grob inhaltlich zu schaffen, an der ich mich nun orientieren kann.
- Reflexion und Kommunikation: Vor allem im Schreibprozess der Masterarbeit wurden mir meine Stärken, aber auch meine Schwächen beim wissenschaftlichen Arbeiten noch einmal sehr bewusst. Die Reflexion darüber und die ehrliche, lösungsorientierte Kommunikation haben dazu beigetragen, dass ich optimistisch in die kommenden drei Jahre starten kann. Ich finde es sehr wichtig, sich seiner Fähigkeiten und persönlichen Herausforderungen bewusst zu sein und – sofern es nötig ist – ehrlich zu kommunizieren und Lösungen zu suchen.
All diese Punkte haben mir schlussendlich auch bei meiner Bewerbung für das Stipendium geholfen. Ohne die Unterstützung meiner Betreuer*innen, die mich beraten und meine Pläne diskutiert haben, wäre der Prozess für mich persönlich herausfordernder gewesen. Es gibt jedoch auch zahlreiche Stipendien und Internetseiten, die einen guten Überblick über diese geben. Da lohnt es sich in jedem Fall, sich zu informieren und auszuprobieren. Da für mich allein der Prozess der Bewerbung hilfreich war, kann ich diesen Weg in jedem Fall empfehlen.