Interview mit Rebekka Sendatzki

Rebekka Sendatzki

Vorstellung

Aus dem Berliner Umland stammend, zog es mich 2016 für mein Studium nach Halle, wo ich sowohl meinen Bachelor als auch meinen Master in Psychologie absolvierte. Ich bin der MLU treu geblieben und arbeite aktuell als wiss. Mitarbeiterin in der Abteilung für Psychologische Diagnostik und Differentielle Psychologie. Dabei widme ich mich in meinem Promotionsprojekt dem Persönlichkeitsmerkmal der Verspieltheit und dessen Formen und Auswirkungen im Arbeitsbereich. Neben meiner halben Stelle am Lehrstuhl, erhalte ich ein Forschungsstipendium der Graduiertenförderung durch das Land Sachsen-Anhalt. Was die Zukunft nach meiner Promotion betrifft, habe ich mich noch nicht festgelegt und kann mir sowohl einen Post-Doc als auch den Übergang in die Wirtschaft vorstellen.

Weg zur Promotion

Bereits während meines Bachelorstudiums wagte ich den Spagat zwischen zwei Welten: Ich arbeitete sowohl als wissenschaftliche Hilfskraft in der Psychologie als auch in der Personalentwicklung der MLU. Diese Doppelfunktion begleitete mich auch durch mein gesamtes Masterstudium und ermöglichte mir ein großes Erfahrungsspektrum sowohl innerhalb als auch außerhalb der Wissenschaft. Auch nach dem Studium bin ich erstmal weiterhin beiden Orten treu geblieben – ich habe eine Elternzeitvertretung in der Abteilung für Psychologische Diagnostik und Differentielle Psychologie angetreten und zeitgleich als Projektmitarbeiterin in der Personalentwicklung der MLU gearbeitet. Nach einem Jahr wurde ich als Doktorandin in der Abteilung übernommen und habe mich somit vollends für die Promotion entschieden – einen Schritt, über den ich sehr froh bin, da mich mein Arbeitsalltag voll erfüllt und ich mich in meiner Arbeitsgruppe sehr wohl und wertgeschätzt fühle.

Geplant hatte ich auf jeden Fall nicht, diesen Weg einzuschlagen – da ich in meiner Familie Erstakademikerin bin, wusste ich vor Beginn meines Studiums nicht mal, dass man sowas wie „Forschung“ überhaupt beruflich machen kann. Durch meine Tätigkeit als wiss. Hilfskraft wurde ich aber im Laufe meines Studiums Stück für Stück immer mehr an die Wissenschaft herangeführt. Einen großen Anteil daran hatte mein Betreuer Kay Brauer, der mir von Anfang an nicht nur die Türen zur Forschung öffnete, sondern mich auch behutsam „hinter die Kulissen“ führte, wodurch ich einen realistischen Einblick in das wissenschaftliche Arbeiten erlangte. Durch viele Gespräche mit ihm und anderen Doktorand*innen waren mir sowohl die Herausforderungen einer wissenschaftlichen Karriere bewusst (wie z.B. kurze befristete Verträge, kaum unbefristete Stellen abseits der Professur, Zeit- und Publikationsdruck), aber auch die vielen Freuden des Forschungsalltags. Für mich überwiegten am Ende die positiven Seiten und ich bin heute noch glücklich, den Schritt der Promotion gewagt zu haben.

Trotz meiner Eingebundenheit in die Forschung, hatte ich durch meine Tätigkeit in der Personalentwicklung stets einen Plan B im Hinterkopf. Hätte es mit der Promotionsstelle nicht funktioniert oder hätte ich es mir anders überlegt, wäre ich nach dem Studium wahrscheinlich auch im Bereich der Personalpsychologie untergekommen. Diese zusätzlichen Erfahrungen während des Studiums zu sammeln, hat mir viel Sicherheit bezüglich meines Starts ins Arbeitsleben gegeben.

Informationen und Unterstützungsangebote

Die wichtigste Informationsquelle und Unterstützung waren definitiv der Austausch mit meinem Betreuer – oder allgemeiner gesprochen, der Austausch mit anderen Doktorand*innen, am besten in der Abteilung für die man sich interessiert. Ich denke, es ist wichtig, auch die Herausforderungen und negativen Seiten der Promotion bzw. einer wissenschaftlichen Karriere zu kennen, um für sich selbst entscheiden zu können, ob man bereit ist, diese in Kauf zu nehmen – für alle positiven Seiten (und davon gibt es viele!), die dieser Job noch für sich bereit hält.

Für mich war es außerdem wichtig, möglichst viel darüber zu wissen, wie eine Promotion abläuft, wie das Wissenschaftssystem in Deutschland funktioniert und welche Wege es nach der Promotion gibt. Um sich darüber zu informieren, kann man beispielsweise die Ressourcen der Uni Halle (siehe diese Website) oder auch anderer Universitäten nutzen. Mir hat darüber hinaus geholfen, Erfahrungen von anderen Promovierenden auf Social Media zu lesen bzw. zu sehen (z.B. auf Reddit, Instagram oder YouTube) und mich mit meinen Fragen und Unsicherheiten an die Weiten des WWW zu wenden.

Empfehlungen für Studierende

Meine Hauptempfehlung ist es, sich früh in die Forschung einzubringen, beispielsweise als wiss. Hilfskraft oder im Rahmen eines Praktikums. Diese Zeit sollte man dann unbedingt sinnvoll nutzen, in dem man sich aktiv einbringt, Fragen stellt, Initiative zeigt und bereit ist, zu lernen. Und sich trauen, seine eigenen Unsicherheiten und Fragezeichen anzusprechen – die allermeisten Menschen freuen sich, ihre Erfahrungen und Ratschläge zu teilen. Im Rahmen von Abschlussarbeiten kann man die geknüpften Kontakte gut vertiefen und abteilungsspezifische Themen oder Methode noch näher kennenlernen.

Bezüglich der Promotion noch drei abschließende Tipps, die ich persönlich sehr wichtig finde:

1) Es ist einfacher, wenn man sich für sein eigenes Forschungsthema begeistern kann und die Antworten auf die Forschungsfragen wirklich wissen will.

2) Es ist hilfreich, zu Beginn Energie in die zeitliche und inhaltliche Planung der Promotion zu investieren – auch wenn nie alles nach Plan läuft, hat man somit einen gewissen Rahmen, der einem hilft, diesen doch langen Zeitraum sinnvoll zu füllen.

3) Weitaus wichtiger als die Bekanntheit, die ein Betreuer / eine Betreuerin hat, ist, ob die Person genuin an Forschung, mentorship und dem Wohlergehen seiner/ihrer Mitarbeitenden interessiert ist.

Und zuletzt: Enjoy the journey!