Das Schlösserland Sachsen – eine virtuelle Entdeckungsreise

Die ‚Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gemeinnützige GmbH‘ hat sich die Vermittlung der ‚sächsischen Identität‘ zur Aufgabe gemacht. Für diese Aufgabe steht der größten Kulturinstitution im Freistaat Sachsen jährlich ein Budget von 20 Millionen Euro zur Verfügung. Durch diese finanziellen Mittel werden insgesamt 19 Schlösser, Burgen und Gärten bewahrt, bewirtschaftet und präsentiert. Dazu gehören auch Multimediaanwendungen wie z.B. das HistoPad in der Albrechtsburg Meissen oder ein eigener Youtube Kanal. Das ‚Schlösserland Sachsen‘ verfügt darüber hinaus über einen eigenen Internetauftritt, dort findet sich, bedingt durch Corona, eine virtuelle Entdeckungsreise.

In dem Begrüßungswort des Geschäftsführers der GmbH, Herrn Dr. Christian Striefler, wird dazu eingeladen das ‚Schlösserland Sachsen‘ virtuell zu erleben, solange es aufgrund der Coronavirus-Pandemie nicht möglich ist die Schlösser, Burgen und Gärten vor Ort zu entdecken. Insgesamt ist diese Entdeckungsreise auf drei Browserseiten ausgelegt, auf denen sich mitunter Verlinkungen zu weiteren Inhalten finden.

Die virtuelle Entdeckungsreise beinhaltet die ‚Museumstour auf dem Sofa‘ und die ‚Gartentour auf dem Sofa‘, welche beide auf der ersten Browserseite kurz vorgestellt werden. Durch jeweilige Schaltflächen gelangt man dann zu einer eigenständigen Seite die ganz dem betreffenden Thema gewidmet ist.

Im unteren Teil der ersten Browserseite finden sich Hörproben von Touren durch die Geschichte der sächsischen Parks und Gärten, welche man in Formen von Audioguides über eine App hören kann – sie ist kostenlos für Android und iOS verfügbar. Des Weiteren findet sich dort eine Videoplaylist über die schönsten Ausflugtipps in Sachsen.

Die Seite zu den Museen hat, wie auch schon auf der Startseite, eine Youtube-Playlist eingebettet, welche über verschiedene Videoformate verfügt. Zum einen finden sich dort kurze Grußvideos aus den jeweiligen Burgern, Schlössern oder Gärten, Filme zu verschiedenen historischen Themen oder auch (360°-)Rundgänge.

Besonders herausstechend ist dabei zum einen 360°-Rundgang des Schloss Pillnitz, bei dem der Zuschauer durch das Schloss geführt wird und einige Erklärungen zu Ausstellungsstücken bekommt.

Zum anderen sicht das Video der Dresdner Parkeisenbahn im Großen Garten in 360°, bei dem man sogar während des Videos das Bild schwenken kann und dadurch einen noch detailreicheren Eindruck erhält, hervor.

Die ‚Museumstour auf dem Sofa‘ bietet darüber hinaus auch Videos mit den Themen ‚Geschichte zum Eintauchen‘ und ‚Historische Persönlichkeiten‘, welche jeweils wieder in Youtube-Playlists angelegt sind. 

Zudem ist ein 360° Spaziergang durch die Albrechtsburg Meissen möglich, indem man sich mit einem Cursor durch die verschiedenen Räume der Burg bewegen kann und so einen Rundumblick der jeweiligen Räumlichkeiten erhält.

Leider gibt es keine Erklärungen zu den Räumen, aber es gibt einen weiterführenden Link über die Wandgemälde. Auf dieser Seite kann man die verschiedenen Gemälde anklicken und erhält dann Informationen darüber.

Die Seite zu den Gärten bietet, ähnlich wie auch schon bei der Museumstour, die Möglichkeit die Gärten durch die Bewegungen eines Cursors zu entdecken und zu erleben. Auch auf die App mit den Audioguides wird hier verwiesen. Die App selbst verfügt nicht nur über Audioguides, sondern auch über grundsätzliche Informationen, wie etwa über bevorstehende Veranstaltungen, Standorte oder auch über die Schlösserland-Karte.

Die Audioguides müssen zunächst noch zu den jeweiligen Parks und Gärten heruntergeladen werden – darauf wird hingewiesen, wenn man sie anklickt. Für den Download kann man die Sprachen Deutsch, Englisch oder Polnisch auswählen.

Wenn die betreffenden Dateien abgespeichert wurden, wie zum Beispiel für den Barockgarten Zabeltitz, erhält man Zugriff auf vier Seitenreiter. Auf der Startseite kann man die Figur Emma anklicken, die dann beispielsweise kurze Fakten erzählt oder aber dazu einlädt mehr zu erfahren.

Die heruntergeladenen Dateien findet man unter dem Reiter ‚Guide‘, wo sie mit einer Nummerierung, einer Überschrift und einer Zeitangabe geordnet sind. Im Bereich der Karte sieht man den Garten oder den jeweiligen Park skizziert und es sind Kopfhörer eingezeichnet, die einem beim Anklicken anzeigen, um welche Nummer es sich handelt. Man kann die Audioguides sowohl über den Bereich ‚Guide‘, als auch über den Kartenbereich abspielen.

Die einzelnen Hörspieldateien begleiten Emma durch die Gärten und Parks, die auf ihrem Weg verschiedene historische Persönlichkeiten der jeweiligen Orte trifft. Mit ihnen führt sie dann Gespräche über die jeweiligen Themen und es dem Hörer werden viele Dinge erklärt und erläutert. So erfährt man zum Beispiel etwas darüber, wie der Barockgarten Zabeltitz früher einmal aussah oder aber das die Burg Stolpen schon 800 Jahre alt ist, so wie noch viele weitere andere Dinge. Beim Abspielen der Hörspiele werden einige Bilder gezeigt, in Art eines Bildschirmschoners, die mit dem Thema zu tun haben, jedoch nicht zwangsläufig mit dem gleichzeitig gesagtem.

Unter dem Reiter ‚Service‘ finden sich wichtige organisatorische Informationen, wie etwa die Öffnungszeiten und Eintrittspreise.

Die ‚Gartentour auf dem Sofa‘ hält des Weiteren ein kurzes Video bereit, bei dem die schönsten Gärten und Parks in Sachsen, wie etwa der Barockgarten Großsedlitz, gezeigt werden.

Die geschichtsträchtigen Gebäude und Gärten verdienen es zwar, dass man sie persönlich bestaunt, doch da es aufgrund der Pandemie nicht möglich war, hat die ‚Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gemeinnützige GmbH‘ einen Weg gefunden das Interesse dennoch zu bedienen. Die virtuelle Entdeckungsreise durch das Schlösserland Sachsen bietet daher eine schöne Übersicht über die sächsischen Schlösser, Burgen und Gärten. Insbesondere der Youtube Kanal verfügt über viele informative Videos, von denen die meisten, beispielsweise als Playlist, auf den drei Browserseiten verlinkt sind. Die virtuelle Entdeckungsreise ist zwar recht überschaubar, aber wenn man die verschiedenen Angebote wirklich wahrnimmt, erfährt man sehr viel über eine Vielzahl der Schlösser, Burgen, Gärten und Parks.

Mein persönliches Fazit fällt, unter Bezugnahme der Videos und der Audioguides, sehr positiv aus. Zwar bieten die Seiten als solches nicht viel Leseinput, doch die verlinkten Videos sind sehr informativ und mitunter aufwendig gestaltet. Auch die Möglichkeit die einzelnen Räume der Albrechtsburg Meissen mit einem Cursor zu erkunden fand ich sehr interessant, wenngleich ich mehr über die einzelnen Räume – etwa durch Informationstexte – erfahren hätte. Der Verweis auf die Internetseite ‚Museum digital‘ finde ich daher sehr angebracht, da so zumindest etwas über die Wandgemälde in Erfahrung gebracht werden kann. Leider ist die Seite aber recht unübersichtlich, da nicht erkennbar ist, in welchem Raum die Gemälde hängen. Für mich stellt die App mit den Audioguides definitiv ein besonderes Highlight dar. Ich finde die Art und Weise der Wissensvermittlung sehr schön und finde es gut, dass sich die Figur Emma wie ein roter Faden durch die Parks und Gärten zieht. Durch die etwas gelockerte Gesprächsführung kann man dem Gesagten gut folgen und es ist nicht nur einfaches Aufzählen von historischen Daten und Erläuterungen.

Auf den ersten Blick mag die Onlineausstellung des Schlösserlandes Sachsen etwas unscheinbar und kurz wirken, doch wenn man alle Angebote, in Form von Videos, der 360° Rundgänge der Albrechtsburg Meissen, Parks und Gärten und der Audioguides, wahrnimmt, erhält man einen schönen Einblick und erfährt viel wissenswertes. Durch den hohen historischen Mehrwert empfinde ich diese Ausstellung für das Fach Geschichte, wenn man es gezielt einsetzt, als geeignet.

Das LeMO – Deutsche Geschichte modern aufgearbeitet

Das Lebendige Museum Online stellt nicht unbedingt die klassische Übertragung eines physischen Museums in den virtuellen Raum dar. Erstellt in Zusammenarbeit des Deutschen Historischen Museums, der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (beide treten in der Internetpräsenz al Hauptakteure auf) sowie dem Bundearchiv verfolgt das LeMO in aller erster Linie seinen Bildungsauftrag und tritt ergänzend zu den beiden genannten Museen hinzu. Somit fehlen vermeintlich klassische Elemente eines Onlinemuseums wie ein virtueller Rundumgang durch das Museum oder auch die klare Auswahl von Ausstellungsstücken durch einen klar bezeichneten Kurator oder eine Kuratorin. Vielmehr werden einzelne Informationstexte durch WissenschaftlerInnen erstellt, zu denen die Ausstellungsstücke an einigen Stellen ergänzend hinzutreten.

Doch schauen wir erst einmal auf die Struktur der Seite. Zu Beginn findet der Seitenbesucher einen Zeitstrahl, der mit dem Jahr 1815 beginnt und in der Gegenwart endet. In dieser Zeitspanne wird nur die deutsche Geschichte betrachtet. Darunter findet man interessante Artikel aus den beiden Museen. Klickt man auf eine der Epochen auf dem Zeitstrahl, wird man zu diesem Abschnitt weitergeleitet, der eine kleine Zusammenfassung sowie verschiedene Kapitel umfasst, die zu den wichtigsten Themen der Epoche einen detaillierteren Überblick geben. Die Kapitelübersicht lässt  sich über einen Verweis auf der rechten unteren Seite sofort anwählen, ihr müsst also nicht mühselig bis nach unten scrollen. Daneben sind auf diesen Epochenseiten verschiedene Verweise: Orginaltonaufnahmen, Zeitzeugen, Bilder, Gegenstände sowie Biographien. Diese kann man sich mit einem Klick darauf anhören beziehungsweise ansehen, wobei die Biographien recht generisch sind und vor allem einer Chronik gleichen. Apropos Chronik: egal, welches Kapitel man anklickt, man findet immer ein „Jahresrädchen“, über welches man auf jedes Jahr, welches behandelt wird, zugreifen und sich dann die jeweilige Jahreschronik betrachten kann.

Der Zeitstrahl mit seinen Querverweisen bildet den Grundstock des Internetauftritts. Freilich ist er nicht der einzige Gesichtspunkt, der der Betrachtung wert ist. Das LeMO bietet nicht nur eine linear-chronologische Betrachtungsweise seiner dargestellten Inhalte, sondern subsumiert diese auch unter Themenbereichen. Oder man sollte besser sagen unter einem Themenbereich. Denn über den Reiter Themen kann man nur die Sammlung zu „Demokratie und Diktatur“ finden. Dieses Thema bildet seit dem Relaunch der Seite im Jahr 2014 das einzige.  Ob sich der Inhalt noch einmal ändern wird konnte im Zeitraum der Bearbeitung dieses Blogs nicht eruiert werden. Das Thema sollen laut Seite ergänzend zur Chronologie hinzutreten und einen Gegenwartsbezug besitzen.

Der Reiter Zeitzeugenberichte versammelt, wie der Name schon sagt, zu jeder Epoche Einschätzungen von Personen, die diese Zeit erlebt haben. Dabei gibt es zwei Einteilungen: zum einen kann wieder jeder Zeitabschnitt einzeln angewählt und sich durch die entsprechenden Zeitzeugenberichte durchgeklickt werden. Zum anderen stellt das Deutsche Historische Museum und das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland eigene ausgewählte Zeitzeugenberichte zur Verfügung. Der Bestand als weiterer Abschnitt hält alle digitalisierten Objekte der beiden Museen bereit, durch die sich in recht gewohnter Manier durchgeklickt werden kann. Es gibt durch die Seite selbst vorgegebene Kategorien (zum Beispiel Biographien, Zeitzeugen, Karten), die aber nach Anklicken einer der Bereiche durch Filter auf der linken Seite individuell durchsiebt werden können. Die Objekte werden durch kurze Informationstexte und Daten ergänzt.

Der Reiter Lernen bildet den letzten wichtigen Punkt, wird aber in einem anderen Beitrag dieses Blogs behandelt. Das eigentliche Ende stellt jedoch der Punkt Projekt dar, in dem das LeMO sich noch einmal selbst vorstellt. Dieser Punkt bildet wohl für alle Erstbesucher der Seite den wichtigsten Anlaufpunkt, da sich hier zunächst über die Geschichte und das Ziel des Projekts informiert werden kann. Außerdem werden hier kurz die Inhalte zusammengefasst sowie nützliche Hinweise zur Navigation auf der Seite gegeben.

Alles in allem versucht die Seite einen umfänglichen Überblick über die deutsche Geschichte seit 1815 zu geben. Dies geschieht vorrangig durch Informationstexte, die durch ergänzende Materialien an Lebendigkeit gewinnen. Gefiltert werden die Informationen durch die jeweiligen SchreiberInnen der Beiträge, es sind also ihre Interpretationen, die die Berichte filtern. Die AutorInnen sind unter den Texten sowie im Impressum zu finden, wo auch die ProjektbetreuerInnen und –leiterInnen aufgelistet sind. Interpretiert werden müssen die Texte nicht unbedingt durch den Besucher, sie enthalten alle wesentlichen Informationen. Einzig die Objekte ohne deren Einbettung in den Kontext bedarf wohl der Interpretation des Betrachters. Die Zusammenstellung der einzelnen Komponenten der Seite in der chronologischen Darstellung ist sehr stimmig, die Texte werden durch die eingebetteten Zeitzeugenberichte, Tonaufnahmen, Objekte etc. lebendiger.

Die Seite richtet sich nicht unbedingt an Personen, die sich einen „klassischen“ Museumsbesuch nach Hause holen wollen. Dafür ist die Darstellung zu starr, statisch und textlastig, die Gegenstände zu eindimensional.  (Es gibt zwar eine Bewegungsanimation für ausgewählte Gegenstände, diese ist aber nur über die Startseite zu erreichen und erfasst längst nicht alle Objekte). Der Fokus der Seite liegt ganz klar auf dem didaktischen Bereich, was sich vor allem auch an dem einzelnen Reiter Lernen zeigt. Die Materialien der Seite sind so aufgebaut, dass sie für SchülerInnen recht leicht zugänglich und auch für die Lehrkraft gut in den Unterricht integrierbar sind. Das soll nicht bedeuten, dass sich die Seite nur für Schulen lohnt. Vielmehr kann jeder die Seite benutzen, der sich in deutscher Geschichte weiterbilden möchte und dafür ein chronologisches Nacheinander mit gelegentlichen thematischen Aufbrüchen als das geeignete Mittel der Wahl sieht. Für jeden? Nun ja, für Menschen, die des Deutschen oder Englischen nicht mächtig sind, schauen auch in die Röhre. Damit kann aber schon eine breite Besucherschaft abdecken.

Wichtig ist für die junge Generation unserer Leserschaft, dass das LeMO auf einigen gängigen Sozialen Netzwerken (Facebook, Twitter und sogar Google Plus)  zu finden ist. Die älteren Herrschaften können noch ganz klassisch per E-Mail oder direkten Kontakt über die Startseite Meinungen und Verbesserungsvorschläge loswerden. Und für die Fans von haptischen, sprich ausgedruckten Seiten lässt sich alles ausdrucken. Alle anderen finden auch auf Tablet und Handy optimierte Interfaces des Lebendigen Museums Online. Alles in allem eine Runde Sache für alle, die gerne lesen und Texte nur durch Ergänzungen aufgelockert bekommen sowie die Seite didaktisch nutzen wollen. Alle anderen sollten lieber eines der beiden beteiligten Museen im echten Leben besuchen.

Hier geht’s zur Internetseite: https://www.dhm.de/lemo