Jedes Individuum ist oder kommt in seinem Leben in die Phase, ein Teenager zu sein und im Laufe der persönlichen Entwicklung verfolgt man das Ziel, ein Teil von etwas sein zu wollen. Bei Jugendlichen ist dies nicht nur der Freundeskreis, die Art wie man sich kleidet und der soziale Status, sondern auch die Form der Kommunikation. Was für manchen Außenstehenden wie eine Fremdsprache klingt, ist für die Heranwachsenden eine sprachliche Aneignung, welche es ihnen ermöglicht, sich in ihrem Umfeld zu verständigen und sich mit Gleichaltrigen auf einer Ebene zu bewegen.
Die Sprache unterliegt dem Phänomen von Generation zu Generation zu bestehen, zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Keinen unbedeutenden Anteil hat dabei die jugendliche Generation, welche Schüler*innen, Student*innen und Auszubildene umfasst.
Im Folgenden wird beleuchtet, welche Einflüsse generell auf die Jugendsprache einwirken.
Eva Neuland hat 2008 eine Darstellung zum Variationsspektrum der Jugendsprache erstellt, anhand dessen die Bandbreite der Einflussfaktoren sichtbar wird. Der innere Kreis betont hier die Ausgangssituation und die Gruppe, in welcher die Sprachverwendung stattfindet. Dies bedeutet, dass die Jugendlichen ihre Sprache an ihren jeweiligen Kommunikationspartner anpassen. Bei Freunden und Bekannten werden somit überwiegend gruppenspezifische Begriffe und Redeweisen verwendet. Im Gegensatz zu einem Gespräch mit den Eltern, Großeltern oder Lehrer*innen werden diese minimiert oder gar vermieden. Die Jugendsprache ist kein festes Konstrukt, sondern die Jugendlichen sind ebenfalls in der Lage, sich dem Standarddeutsch zu bedienen und die Gespräche mit anderen Generationen verständlich zu gestalten. Dieses sogenannte „Code-Switching“ ist anhängig vom Kontext und der Absicht der Sprechsituation.
Diese Basis ist umgeben von den individuellen (=soziolinguistischen) Merkmalen des/der Sprecher*in. Dazu gehört unter anderem das Geschlecht, das Alter und der Bildungsgang.
In der mittleren Jugendzeit (15-19 Jahre) nutzen die Heranwachsenden die Jugendsprache am häufigsten, was vermutlich damit zu begründen ist, dass sie in dieser Phase ein gefestigtes Umfeld besitzen, in welchem sie eine gruppenspezifische Art der Kommunikation ausüben. Die frühe (10-14 Jahre) und späte (20-24 Jahre) Jugendzeit hingegen ist verbunden mit dem Beginn der weiterführenden Schule oder dem Übergang zu einer Ausbildung oder einem Studium, was wiederrum einen Wechsel des sozialen Milieus bedingt.
Bezogen auf das Geschlecht kann die Jugendsprache von „gendertypischen“ Interessen beeinflusst werden. Auch die Differenzierung im Gebrauch wird sichtbar zwischen Mädchen und Jungen, da erstere eine höhere Sprachsensibilität aufweisen. Mädchen vermeiden den Gebrauch von diskriminierenden Ausdrücken öfter als Jungen.
Der Bildungsgang wirkt sich nicht entscheidend auf den Gebrauch und die Ausbildung der Jugendsprache aus. Jedoch konnte festgestellt werden, dass Hauptschüler*innen im Gegensatz zu Gymnasiast*innen kreativere Sprachformen und Wortneuschöpfungen entwickeln.
Ein wichtiger Aspekt der soziolinguistischen Merkmale der Sprecher*innen ist ihr kultureller Hintergrund. So entstehen vor allem Begriffe in der Jugendsprache, die sich aus Fremdsprachen etabliert haben. In der historischen Sprachvergangenheit kam es bereits zu der Vermischung von Latein, Griechisch und Französisch. Ein gleicher Prozess lässt sich in der Gegenwart mit den nichtdeutschen Muttersprachen Türkisch, Russisch und Polnisch nachweisen. Wird diese Vermischung von den Heranwachsenden angewendet, dann kann man vom sogenannten „Kiez-Deutsch“ sprechen.
Die bisherigen Merkmale sind also entscheidend für den jeweiligen Sprachgebrauch von Jugendlichen, weil die Art, sich zu artikulieren, anpassungsfähig ist und durch die genannten Faktoren variiert.
Meinung: Vor allem der letzte Punkt treibt den Wandel und die Entwicklung der Jugendsprache weiter voran. Als Schüler*in, Student*in oder Auszubildene*r kommt man mit den verschiedensten Menschen in Kontakt und zahlreiche Kulturen treffen aufeinander, lernen voneinander und tauschen sich im besten Fall offen über ihre Herkunft aus. Das wiederrum bedingt vorrangig bei jungen Leuten, die auf der Suche nach ihrer Identität sind, das Bewusstsein, sich dem anzunehmen. Bezogen auf die Jugendsprachen ist nicht eine einzelne Person dafür verantwortlich, dass sich Sprachformen etablieren, sondern es ist die Gemeinschaft und das Zusammenwirken aller. Das Alter und das Geschlecht bleiben immer gleich, aber die Einflüsse aus anderen Ländern und Kulturen werden immer mehr und die Menschen offener. WAS DENKST DU DARÜBER?
Der äußere Rahmen in Neulands Modell wird seit einiger Zeit vorwiegend von einem Faktor dominiert – den Medien. Mit Beginn des Internets hat sich ein Wandel der Interessen der Jugendlichen und ihres Sprachgebrauchs vollzogen. Die neuen Medien, wie Facebook, Instagram, Twitter und TikTok sind das Mittel der Jugend, um dauerhaft auf dem neusten Stand zu sein und keine Trends zu verpassen. So, wie diese ihr Leben prägen, bieten sie auch eine Plattform für Memes und Insider, woraus sich neue sprachliche Besonderheiten ergeben. Dazu gehören auch die Film-, Musik- und Gaming-Szene, welche ähnlich funktionieren, wie die Internetplattformen und dazu beitragen, dass junge Menschen eine Fach- & Szenensprache entwickeln.
Zu betonen ist an der Stelle, dass diese Medien nicht ausschließlich für Jugendliche zur Verfügung stehen. Jedoch sind sie besonders wichtig, um die Zugehörigkeit und die Anerkennung bei Gruppenmitgliedern zu erzielen.
Was bedeuten diese Einflüsse für den Schimpfwortgebrauch von Jugendlichen?
Die individuelle Ausgangslage des jeweiligen Heranwachsenden gibt insgesamt einen Aufschluss über den grundlegenden Gebrauch einer Jugendsprache.
In der aktuellen Generation hat sich in Hinblick auf den Schimpfwortgebrauch vorrangig der kulturelle und mediale Einfluss ausgewirkt.
Ein Beispiel für den medialen Einfluss ist das Meme um „Karen“. Dies bezeichnet einen amerikanischen, weiblichen Vornamen, welcher mit der Eigenschaft verknüpft ist, dass es sich um eine Frau handelt, welche mittleren Alters ist und ihre Rechte einfordert, die über das normale Maß hinausgehen. Diese Beleidigung ging 2020 über TikTok viral und hat sich über weitere Plattformen verbreitet und etabliert.
Sprachliche Veränderungen vollziehen sich wie bereits genannt durch kulturelle Einflüsse. SO hat sich beispielsweise der Begriff „Alman“ etabliert. Das Wort stammt aus dem Türkischen, bedeutet Deutsche*r und wird verwendet, um auf eine Person hinzuweisen, die sich durch ein besonders stereotypisches Verhalten auszeichnet, welches aus Deutschland stammenden Menschen zugeschrieben wird. Damit ist das Beharren auf Recht und Ordnung gemeint und zum Beispiel Angewohnheiten, wie das Reservieren einer Sonnenliege im Urlaub am frühen Morgen.
Man könnte die Begriffe „Karen“ und „Alman“ als Synonyme einordnen. Damit lässt sich verdeutlichen, dass auf unterschiedliche Art und Weise zwei verschiedene Wörter etabliert werden konnten. Sowohl über ein digitales als auch ein mündliches Medium.