Schimpfen kennt kein Alter

Egal, ob Jung oder Alt, jede Altersklasse kennt Schimpfwörter. Trotz dessen gibt es die ein oder anderen generationsspezifischen Unterschiede und Missverständnisse. Einen besonders spannenden und vielseitigen Umgang mit Schimpfwörtern pflegen hierbei vor allem die Jugendlichen. Für viele Außenstehende ist dies auch das prototypische Merkmal der Jugendsprache, weswegen sie oft als aggressiv und unreif wahrgenommen wird. Diese meist einseitige Bewertung zeigt sich auch in dem Wortgebrauch, der synonym für die Jugendsprache genutzt wird. Dazu gehören exemplarisch Kiezdeutsch, Kanak Sprak, gebrochenes Deutsch oder auch Kurzdeutsch. Aufgrund der mannigfaltigen Kritik gibt es auch Stimmen, die die grundsätzliche Existenz von Jugendsprache und deren Berechtigung als wissenschaftlichen Untersuchungsgegenstand hinterfragen. Unteranderem argumentieren Kritiker, dass es keine definierbare Erwachsenensprache gibt, die man gegenüberstellen könnte. Die Jugendsprache bedient sich zudem einiger Elemente des Standarddeutschen, was eine eindeutige Ein- und Abgrenzung erschwert. Dies wird durch die grundlegende Kurzlebigkeit der Jugendsprache verstärkt. Dadurch ergeben sich drei Ansätze, wie die Jugendsprache wahrgenommen wird. Eine dieser Möglichkeiten besteht darin, die Sprache von Jugendlichen als Sprachnormverstoß zu definieren und sich dementsprechend darüber zu beklagen, Empörung zu zeigen oder Kritik zu äußern. Eine zweite Variante des Umgangs mit dieser Thematik ist, sie als Entfremdung vom Deutschen zu charakterisieren und über diese Entwicklung Besorgnis zu äußern. Zuletzt zeigt sich, dass sich über die Jugendsprache auch in variantenreicher Form belustigt wird, wodurch sie als Sprachkarikatur identifiziert wird.

Diese Annahmen sind weit verbreitet, da es eine Diskrepanz zwischen der realen Sprachanwendung und der medialen Aufbereitung von Jugendsprache gibt, die teils fiktiv und stereotyp ist. Dabei bleibt unbeachtet, dass es ein öffentliches Interesse und eine gewisse Erwartungshaltung gegenüber der Thematik gibt, wodurch sie profitorientiert für die Konsumenten und Konsumentinnen aufbereitet wird. Die folgende Abbildung visualisiert die Problematik dieser medialen Aufbereitung.

Brandstetter 2016, S.29

Umso wichtiger scheint es, Argumente anzubringen, die gegen eine allgemeine stereotype und negative Bewertung der Jugendsprache sprechen. Um eine differenzierte Wahrnehmung zu ermöglichen, ist es zunächst nötig, die Sprache von Jugendlichen als ein anerkanntes und selbständiges Forschungsfeld zu akzeptieren, welches unterschiedliche Ergebnisse hervorbringt. Im Kontext der Sprachforschung geht man von einer Variation in der deutschen Sprache aus, wobei die Jugendsprache eine dementsprechende Variante darstellt. Diese Perspektive sieht kein Hindernis in der Generationsspezifik und den zahlreichen Einflüssen. Vielmehr wird gefordert, die Jugendsprache als ein komplexes, heterogenes Konstrukt zu verstehen. Aus dieser Darstellung resultiert der Appell, die Jugendsprache ernst zu nehmen und wertzuschätzen. Sie ist wesentlicher Bestandteil der jugendlichen Identität und bedeutet keineswegs, dass die Sprecher und Sprecherinnen Standarddeutsch nicht beherrschen bzw. sich außerhalb eines gewissen Kreises nicht verständigen könnten.

Das bereits Interesse an der Auseinandersetzung mit dieser Thematik besteht, zeigen diverse Publikationen oder beispielsweise die Suche nach dem Jugendwort des Jahres seit 2008. Diese Untersuchung ist zwar hinsichtlich der Wissenschaftlichkeit und Aussagekraft zu hinterfragen, jedoch ermöglicht sie eine erste Annäherung.

Nach diesem kurzen Einblick und der damit verbundenen Bitte, die Jugendsprache in ihrer Vielfalt ernst zu nehmen, ist die entsprechende Grundlage geschaffen, um mit den folgenden Inhalten angemessen umzugehen. Denn in diesem Beitrag wird sich konkret auf den Gebrauch von Schimpfwörtern in der Jugendsprache fokussiert.

Doch bevor Sie sich mit den Themen auf den folgenden Seiten auseinandersetzen, haben Sie nun die Chance, Ihr Wissen zu testen. Das folgende Buchstabengitter versteckt eine Vielzahl an gebräuchlichen Schimpfwörtern in der Jugendsprache. Diese sind horizontal, vertikal, diagonal als auch rückwärts angeordnet. Wenn Sie das Quiz erfolgreich gelöst haben, aber noch mehr zu den Begriffen wissen möchten, müssen Sie lediglich die Kategorie „Quiz“ besuchen. Dort haben Sie zum einen die Möglichkeit, erneut selbst aktiv zu werden, und zum anderen mehr über die Bedeutung und die Hintergründe zu den einzelnen Begriffen zu erfahren.

A. Barthel, 08 2022