Reflexionsthema und einige Abschlussbetrachtungen.
In meinen Blogbeiträgen liegt der Fokus häufig auf Wissenschaftlichkeit und deren anschaulicher Vermittlung. So befasse ich mich im Beitrag „Anschaulichkeit vs. Wissenschaftlichkeit“ damit, wie beides miteinander vereinbart werden kann, stelle bei „War nun Glas im Essen oder nicht“ Überlegungen zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Erinnerungen von Zeitzeug*innen an und versuche mich in „Wahrnehmen, Erinnern und Vergessen“ selbst darin, komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge anschaulich darzustellen.
Es mag kaum verwundern, dass ich auch in meinem Reflexionspapier diese Thematiken aufgreife. Dort beschreibe ich konkrete Ideen, wie geschichtswissenschaftliche Grundlagen anschaulich in der „Andreasstraße“ vermittelt werden könnten. Wissenschaftliche Grundlagen wie jene: Quellen (z.B. Zeitzeug*innenberichte) müssen immer kritisch hinterfragt und so gut wie möglich überprüft werden. Gibt es zu einem Ereignis keine oder nur zu wenige voneinander unabhängige Quellen, dann ist dieses nicht wissenschaftlich belegt (wie bspw. der Thesenanschlag von Luther, siehe hier). Somit gibt es in Bezug auf vergangene Ereignisse lediglich Aussagen höherer und niedrigerer Wahrscheinlichkeit. Die Darstellung von geschichtlichen Ereignissen hängt außerdem immer vom jeweiligen Standort der Betrachtung ab. Es kann somit mehrere unterschiedliche und dennoch legitime Versionen geben.
Ein Hintergrund für diese Themenwahl ist, dass es diese Grundlagen sind, die meine Faszination für Geschichte wirklich geweckt haben. Leider erfuhr ich erst im Studium von ihnen und nicht schon viel früher durch die Schule oder Public History. Ich halte es für gut vorstellbar, dass sie auch dazu imstande wären, viele andere Leute für die Geschichtswissenschaft zu begeistern. Doch nicht nur Begeisterung können sie auslösen, sondern auch wichtige Kompetenzen wie das wissenschaftliche Denken vermitteln. Dass dieses auch für Menschen ohne wissenschaftlichen Hintergrund wichtig ist, zeigt uns momentan bspw. die Coronapandemie. Während dieser sind der kritische Umgang mit Quellen/Informationen, gute Recherchefähigkeiten und das Erkennen von übergreifenden Dynamiken besonders wichtig geworden. Aus all diesen Gründen halte ich es für essentiell, verstärkt geschichtswissenschaftliche Grundlagen in der Public History zu vermitteln.
Was fasziniert euch am meisten an Geschichte und welche Themen sollten eurer Meinung nach stärker in der Public History vertreten sein?
Zum Seminar allgemein kann ich nur sagen: Vielen Dank an Yvonne, die „Andreasstraße“ und alle weiteren Beteiligten, dass ihr es ermöglicht habt. Es hat mir wirklich viel gebracht und Freude bereitet, mich mit all diesen Themen zu beschäftigen, Wissenschaftskommunikation durch Blogbeiträge zu üben und umfassende Einblicke in die Gedenkstättenarbeit zu erhalten. Diese Erfahrungen haben bei mir tatsächlich zu der Entscheidung geführt, noch einen Geschichtsmaster zu absolvieren, um mir die Möglichkeit offenzuhalten, später im Bereich der Public History zu arbeiten.