Schreibfräulein bei Hitler

Das Tage-Buch, Heft 20, S. 680-682, 15.05.1926.

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Kommentar:

Die Schriftstellerin Paula Schlier arbeitete 1923 als Sekretärin in der nationalsozialistischen Zeitschriftenredaktion Völkischer Beobachter in München, welche als ‚Kampfblatt’ das publizistische Parteiorgan der NSDAP bildete. Als Gegnerin der erstarkenden NS-Bewegung, zeichnete Schlier Gespräche auf, sammelte Material und Einsichten aus dem Inneren der Redaktion und recherchierte auf diese Weise für ihre geplante Publikation. Folglich erlebte sie aus nächster Nähe den Hitler-Ludendorff-Putschversuch und veröffentlichte 1926 alle Details in ihrem Buch Petras Aufzeichnungen oder Konzept einer Jugend nach dem Diktat der Zeit. Ihre Haltung gegen das nationalsozialistische Regime führte 1942 letztendlich zur ihrer Verhaftung durch die Gestapo. Nachdem sie aus der Psychiatrie, in die sie verwiesen wurde, fliehen konnte, hielt sie sich bis Kriegsende versteckt. Die Veröffentlichung ihrer Erlebnisse als Sekretärin gilt als eines der ersten Werke der Neuen Sachlichkeit und außerdem als eine der ersten Veröffentlichungen des investigativen Journalismus.