Die Frau, die immer noch lieben will

Das Tage-Buch, Heft 14, S. 540-541, 03.04.1926.

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Kommentar:

Der Autor des Artikels beschäftigt sich mit einem zu der Zeit unbekannten Phänomen: Statt jüngere Frauen, die im südfranzösischen Tourismus ältere Männer gegen Geld begleiten und ihnen sexuelle Dienste anbieten, beobachtet er junge Männer, die mit älteren Touristinnen dasselbe tun. Der Fakt, dass es sich hier um ältere Frauen und nicht um ältere Männer handelt, und diese Frauen der Vermutung nach bereits Mütter von Kindern sind, irritiert den Autor insofern, als er sich mit der Frage nach weiblicher Lust auseinandersetzt. Angelehnt an die von Freud geprägte „Triebtheorie“, zieht der Autor die Aussage Arthur Schopenhauers zu Hilfe, die besagt, dass der eigentliche Sinn von Liebe und Sexualität die Fortpflanzung sei. Genauer: „Alle Verliebtheit, wie ätherisch sie sich auch gebärden mag, wurzelt allein im Geschlechtstriebe.“ Schopenhauers Frauenbild zeigt sich aus heutiger Sicht höchst problematisch, da er der Überzeugung war, dass Frauen keinerlei Sinn für Kunst, Musik und Poesie hätten und zudem nicht besonders intelligent seien. Darin reiht sich auch die Ansicht des Autors ein, dass die hier beobachtete weibliche Lust als „Dummheiten“ älterer Frauen zu verstehen seien.