„Haushalte“ von Siegfried Gruber

1. Einleitung

In der historischen Demografie kann man sich mit dem Zustand einer Bevölkerung als auch deren Veränderung beschäftigen. Die klassischen Quellen für Bewegungsmengen der Bevölkerung sind Kirchenbücher, wo Geburten bzw. Taufen, Eheschließungen und Todesfälle bzw. Beerdigungen verzeichnet worden sind. Bestandsmengen der Bevölkerung sind in Personenstandsquellen wie Volkszählungen, Bürgerlisten und ähnlichen Quellen aufgezeichnet worden. Die Personen in Kirchenbüchern sind entweder als Einzelpersonen, Ehepaare oder Eltern-Kind-Gruppe verzeichnet, die allerdings keine weiteren Hinweise auf zusätzliche gemeinsam mit diesen Personen lebende weitere Personen geben. Diese Informationen sind in Volkszählungslisten vorhanden, die als Ordnungskriterium gewöhnlich den Haushalt verwenden, der somit die nächsthöhere Verwaltungseinheit einer Bevölkerung nach der Einzelperson darstellt.

Diese Haushalte werden meist aufgrund von Gemeinsamkeiten beim Essen bzw. Kochen, Schlafen und Verwandtschaft definiert, wobei es auch davon abweichende Definitionen gibt. Die Anwendbarkeit dieses Begriffes wird teilweise infrage gestellt, weil einerseits die Abgrenzung von Haushalten nicht immer eindeutig ist und man sich bei historischen Quellen weitgehend auf das verlassen muss, was überliefert ist und andererseits die Frage aufgeworfen wird, ob das Konzept des Haushalts überhaupt eine sinnvolle Kategorie darstellt. Eine weitere Unschärfe liegt darin, dass die Begriffe „Haushalt“ und „Familie“ oft synonym verwendet werden. Die Funktionen von Haushalten (z.B. Produktion und Konsumption) sind vor allem in den letzten beiden Jahrhunderten stark zurückgegangen. Die Zusammensetzung der Haushalte und der Vergleich über Raum und Zeit hinweg stellte lange Zeit eine der wichtigsten Forschungsfragen dar und inzwischen sind größere Datensammlungen angelegt worden, die zur Beantwortung vielfältiger Forschungsfragen zur Verfügung stehen. Weiterlesen

Haushalte

Arbeitskreis Volkszahl-Register
Der Arbeitskreis Volkszahl-Register ist ein Zusammenschluss von historisch Interessierten. Sein Wirkungsfeld liegt schwerpunktmäßig in dem Bereich der personen- und familiengeschichtlichen Feldforschung für den Zeitraum von 1693 bis 1946. Er konzentriert sich auf die deutschsprachige Nord- und Ostseeregion; hier insbesondere auf die ehemaligen Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, das Fürstentum Lübeck und das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin.                                              http://www.akvz.de/index.html

Integrated European Census Microdata
Hierbei handelt es sich um e
ine große Datenbank für Haushalte der Europäischen Union. Die Datenbank enthält die Mikrodaten von 55 Zensus aus 19 verschiedenen Ländern, was zusammen eine Summe von über 90 Millionen Personeneinträgen gibt. Um Zugang zu den Daten zu erlangen, muss man sich auf der Seite anmelden.                      http://www.iecm-project.org/

Minnesota Population Center International
Dies ist eine
Datenbank mit Zensusdaten aus 55 Ländern, aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, werden hier zur Verfügung gestellt. Die Sammlung internationaler Daten beginnt in den 1960er Jahren, sie sind kostenlos und sich die FAQs zuerst anzuschauen, lohnt sich.                                                                                  https://international.ipums.org/international/

Minnesota Population Center USA
Wie das internationale Projekt bietet auch die größte Datenbank, die die Zensusdaten der USA seit 1850 enthält, einen lohnenden Zugriff auf komplexe Daten. Das Portal ist kostenlos.                                                                                                      https://pop.umn.edu/

The North Atlantic Population Project/NAPP
Hier finden sich historische Daten aus Deutschland, Norwegen, Schweden, Großbritannien, Kanada und den USA von 1850 bis 1910. Mit diesen Daten können die Bewegungen der Menschen der nordatlantischen Welt untersucht werden. Die Daten stehen kostenlos zur Verfügung und in den FAQ wird beschrieben, wie mit den Daten umzugehen ist.                                                                                          https://www.nappdata.org/napp/

Wiener Datenbank zur Europäischen Familiengeschichte
Die Wiener Datenbank zur Europäischen Familiengeschichte ist eine Sammlung von Personenstandslisten von verschiedenen europäischen Dörfern, Märkten und Städten vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Daten aus vier verschiedenen europäischen Ländern stehen zum Download bereit. Bei einigen Daten wird zum Öffnen entweder ein Entpackungsprogramm oder ein Editor benötigt.                                                         http://www.univie.ac.at/Wirtschaftsgeschichte/famdat/index-gr.html