„Haushalte“ von Siegfried Gruber

1. Einleitung

In der historischen Demografie kann man sich mit dem Zustand einer Bevölkerung als auch deren Veränderung beschäftigen. Die klassischen Quellen für Bewegungsmengen der Bevölkerung sind Kirchenbücher, wo Geburten bzw. Taufen, Eheschließungen und Todesfälle bzw. Beerdigungen verzeichnet worden sind. Bestandsmengen der Bevölkerung sind in Personenstandsquellen wie Volkszählungen, Bürgerlisten und ähnlichen Quellen aufgezeichnet worden. Die Personen in Kirchenbüchern sind entweder als Einzelpersonen, Ehepaare oder Eltern-Kind-Gruppe verzeichnet, die allerdings keine weiteren Hinweise auf zusätzliche gemeinsam mit diesen Personen lebende weitere Personen geben. Diese Informationen sind in Volkszählungslisten vorhanden, die als Ordnungskriterium gewöhnlich den Haushalt verwenden, der somit die nächsthöhere Verwaltungseinheit einer Bevölkerung nach der Einzelperson darstellt.

Diese Haushalte werden meist aufgrund von Gemeinsamkeiten beim Essen bzw. Kochen, Schlafen und Verwandtschaft definiert, wobei es auch davon abweichende Definitionen gibt. Die Anwendbarkeit dieses Begriffes wird teilweise infrage gestellt, weil einerseits die Abgrenzung von Haushalten nicht immer eindeutig ist und man sich bei historischen Quellen weitgehend auf das verlassen muss, was überliefert ist und andererseits die Frage aufgeworfen wird, ob das Konzept des Haushalts überhaupt eine sinnvolle Kategorie darstellt. Eine weitere Unschärfe liegt darin, dass die Begriffe „Haushalt“ und „Familie“ oft synonym verwendet werden. Die Funktionen von Haushalten (z.B. Produktion und Konsumption) sind vor allem in den letzten beiden Jahrhunderten stark zurückgegangen. Die Zusammensetzung der Haushalte und der Vergleich über Raum und Zeit hinweg stellte lange Zeit eine der wichtigsten Forschungsfragen dar und inzwischen sind größere Datensammlungen angelegt worden, die zur Beantwortung vielfältiger Forschungsfragen zur Verfügung stehen. Weiterlesen