John Cage komponierte 1959 das drei Minuten lange Stück Water Walk. Es wurde von ihm selbst in der italienischen Fernsehsendung Lascia o Raddoppia Beginn des Jahres 1959 uraufgeführt.1 Er selbst trat mit dem Werk noch zweimal amerikanischen Fernsehen auf.2
Das Stück ist für eine Person und etliche Instrumente (im herkömmlichen und erweiterten Sinne), von denen die meisten mit Wasser zu tun haben: eine Badewanne, Spielzeugfisch, Eiswürfel, Gummiente und Schnellkochtopf, aber auch ein Flügel und fünf Radios gehören dazu. Außerdem gibt es einen Kassettenrekorder, auf dem, nach Partitur, eine zuvor erstellte Collage abgespielt wird.3 Das Stück heiße Water Walk „because it contains water and because I [Cage] walk during its performance.”4
Während des Stückes hat die performende Person Aktionen auszu- oder Ereignisse herbeizuführen, die in der Notation determiniert sind. Die Notation besteht aus mehreren Teilen: einem Grundriss mit der Platzierung aller Instrumente, drei Seiten verbaler und piktografischer Notations des Auftretens von Ereignissen, einer Liste mit schriftlichen Notizen zur Erläuterung der anderen Teile.5 Vor allem relevant sind dabei der Grundriss und die drei Seiten mit den auftretenden Ereignissen. Der Grundriss muss gut durchdacht sein, damit die Instrumente effektiv angeordnet sind, damit die aufführende Person den Zeitplan einhalten kann. Dieser Zeitplan besteht aus drei Seiten. Jede Seite hat zwei Zeilen von jeweils 30s Dauer und die Zeit ist horizontal in 5s-Schritten angeordnet. Darunter sind die Ereignisse notiert.6 Dabei haben die Ereignisse keine notierte Dauer, sondern diese wird dadurch bestimmt, dass die ausführende Person das folgende Ereignis pünktlich beginnt.
Als erstes ist auf dem Zeitstrahl z.B. das Piktogramm eines Fisches zu sehen. Auf der erläuternden Liste steht dazu:
“After starting fish, place on strings of piano, low or middle register, so that movable tail fins set strings vibrating.” 7
Das dreiminütige Stück enthält 49 Ereignisse, von denen nur vier einen narrativen bzw. chronologischen Verlauf haben: das Machen eines Drinks – 0’25’’ „one puts ice into a glass”, 1’05’’ „one pours in some Campari”, 2’00’’ „one syphons some seltzer” und 2’40’’ „one takes a sip”.8
Water Walk wird charakterisiert durch
- den thematischen Überbau „Wasser“.
- das Einbeziehen von Alltags- und Gebrauchsgegenständen und -handlungen zum Erschaffen von Musik.
- eine sekundengenaue Notation der Beginne von Ereignissen.
- die Dauer von Ereignissen, die dadurch bestimmt ist, dass das folgende Ereignis pünktlich beginnt.
Einzelnachweise und Anmerkungen
[1] In der Literatur werden unterschiedliche Daten angegeben, weswegen hier keine genauen Zahlen angegeben werden können. Vgl. Fetterman, William, John Cage’s Theatre Pieces: Notations and performances, London 2012, S. 32 und Website des John Cage Trusts, URL: https://johncage.org/pp/John-Cage-Work-Detail.cfm?work_ID=242, letzter Zugriff: 20.10.2021.
[2] Vgl. Fetterman, William, John Cage’s Theatre Pieces: Notations and performances, London 2012, S. 32. Das in dieser Studie verwendete Videomaterial wurde während einer Fernsehaufnahme aufgezeichnet.
[3] Ebd., sowie auf der Website des John Cage Trusts, URL: https://johncage.org/pp/John-Cage-Work-Detail.cfm?work_ID=242, letzter Zugriff: 20.10.2021.
[4] Blogeintrag auf Der Schaubudenblog, URL: https://theaterderdinge.com/2020/04/24/impulse-aus-der-theaterpaedagogik-1-john-cage/>, nicht mehr erreichbar.
[5] Vgl. Fetterman, William, John Cage’s Theatre Pieces: Notations and performances, London 2012, S. 33.
[6]Ebd. S. 33 ff.
[7]Ebd. S. 34.
[8]Ebd.